Bereitwillig (German Edition)
Toilettenpapier wischte sie die Tränen ab, die einfach nicht versiegen wollten. Warum weinst du jetzt so heftig?
„Mabel? Was ist los?“ Bens Stimme klang alamiert und besorgt. Sie schüttelte stumm den Kopf, konnte nicht antworten.
„Antworte mir.“ Der dominante Tonfall war verschwunden, er klang nur beunruhigt. Mabel putzte sich geräuschvoll die Nase und schluckte schwer. Schließlich presste sie trotzig „Nichts“ hervor.
Ben lachte erleichtert auf, leise – aber dennoch konnte sie ihn deutlich hören.
„Willst du nicht herauskommen?“
„Ich finde es ganz nett hier drin.“ Sie schniefte erneut in das Toilettenpapier und schlang die Arme um sich. Eigentlich kommst du doch ganz wunderbar alleine klar.
„Mabel, bitte komm’ raus.“
Die Tränen brachen wieder hervor und bemüht, das Schluchzen zu unterdrücken, hielt Mabel sich den Handrücken vor den Mund. Sie konnte nicht antworten, geschweige denn fühlte sie sich in der Lage, das Bad zu verlassen. Sie wusste nicht, was mit ihr los war oder warum der Springbrunnen einfach nicht versiegen wollte.
Ben seufzte leise und fragte: „Was kann ich tun, damit du aus dem Bad kommst?“
Mit brennenden Augen dachte Mabel nach. Sie war so furchtbar erschöpft, wollte sich nur noch verkriechen.
„Überlass’ mir das Bett“, verlangte sie schließlich leise. Sie hoffte, dass er es verstand, denn lauter konnte sie nicht sprechen – sonst würde er das verräterische Zittern in ihrer Stimme hören.
„Du kommst raus, wenn ich auf der Couch schlafe?“
„Ja.“
„Du bist mir wirklich ein Rätsel, Mabel Sinclair.“
Sie hielt den Atem an und lauschte. Seine Schritte entfernten sich und kurz darauf wurde eine Tür zugezogen. Sicherheitshalber wartete sie auf dem Boden, bis die Tränen endlich versiegt waren. Dann rappelte sie sich hoch und wandte schnell das Gesicht ab, als sie sich im Spiegel sah. Ihre Nasenspitze leuchtete rot und ihre Augen waren ein wenig angeschwollen.
Trotzig wischte sie sich über die Nase und drehte den Wasserhahn auf. Erst als das Wasser so kalt war, dass der Kontakt damit schmerzte, ließ sie ihre Hände volllaufen und wusch sich das Gesicht. Ihr war egal, dass ihre langen Haare ins Waschbecken hingen und die Spitzen nass wurden.
Als sie sich wieder aufrichtete und die Haare über die Schultern strich, perlten die kleinen Tropfen über ihren Rücken. Sie holte tief Luft und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Was genau hat diese emotionale Achterbahn verursacht? Der Sex? Die Unterwerfung? Ben?
So geräuschlos wie möglich öffnete sie die Badezimmertür und spähte hinaus. Der Raum lag verlassen da, fahles Licht fiel durch das Fenster. Auf dem Bett befanden sich jetzt nur ein Kissen und eine Bettdecke. Mit schnellen, leisen Schritten eilte Mabel dorthin und kroch müde unter die Decke.
Kaum hatte ihr Kopf das Kissen berührt, war sie hellwach. Sie ahnte, warum ihre Gefühle so unberechenbar waren. Aber sie wollte es nicht wahrhaben. Du empfindest etwas für ihn. Mach’ dir doch nichts vor. Natürlich kannst du versuchen, das auf den spektakulären Orgasmus und den fantastischen Sex zu schieben – aber du weißt du genau, dass du anfängst, ihn zu mögen. Zu sehr vielleicht. Aber etwas dagegen tun kannst du sowieso nicht. Warum versuchst du es also?
Wütend drehte sie sich auf die andere Seite und rückte die Decke zurück. Das war Unsinn, ihr übermüdetes Gehirn spielte ihr einen Streich.
Genau, du magst ihn eigentlich gar nicht wirklich und bist nicht beeindruckt, dass er dich so hartnäckig umwirbt. Er hat für dich gekocht.
Wieder wälzte sie sich herum, schob das Kissen erneut zusammen und schlug ein paar Mal mit der Hand darauf. Als ob das bisschen Kochen schon ausreicht. Paul hätte auch für dich gekocht.
Entnervt legte sie sich auf den Rücken, starrte an die Zimmerdecke. Verdammt! Du willst doch gar nicht, dass Paul für dich kocht. Du willst, dass Ben sich um dich kümmert und du dich endlich einmal fallenlassen kannst. Du musst es nur zugeben.
Sie presste die Augen fest zusammen und zählte langsam bis Hundert. Es brachte alles nichts. Mit einem leisen Knurren stand sie auf und wickelte sich in die Bettdecke. Sie war immer noch nackt. Verdammt! Verdammt! Verdammt!
Sie tastete sich langsam durch den Flur. Als sie um die Ecke bog, kam die Rückenlehne des Sofas in Sicht. Ihr Herz begann, schneller zu klopfen.
Unschlüssig blieb sie stehen und räusperte sich hörbar. Sie
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