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Bereue - Psychothriller (German Edition)

Bereue - Psychothriller (German Edition)

Titel: Bereue - Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Fink
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Teer. Mit gesenktem Kopf, den Kragen hochgeschlagen, ging er durch die Straßen in der Hoffnung, dass ihn niemand erkannte. Hinter seiner öffentlichen Hinrichtung musste dieser Wahnsinnige stecken.
    Mit müden Füßen kehrte er zu seinem Auto zurück. So teuer die Schuhe auch gewesen waren, für weite Strecken waren sie nicht geeignet. Wenigstens hatte ihn niemand angesprochen.
    Eilig drückte er die Fernbedienung. Im Wagen war er sicher. Er riss die Tür auf, das Sakko flog auf den Rücksitz. Gerade wollte er sich hinter das Steuer setzen, da sah er einen kleinen Gegenstand auf dem Sitz. Er griff danach.
    Es war ein Streichholzbriefchen von einem Café Alternativ in der Barer Straße, nicht weit entfernt von der Universität. Jemand musste es durch den Fensterspalt geschoben haben, den er offen gelassen hatte.
    Er klappte die Lasche auf. Fünf Hölzer waren herausgebrochen, drei waren noch da. Auf der Innenseite des Deckels stand mit Kuge lschreiber geschrieben: 12.00 Uhr . Sonst nichts.
     
    Was sollte der Scheiß jetzt. In diesem Moment vibrierte es in seiner Brusttasche. Er zog das Handy heraus. Eine unbekannte Münchner Nummer. “Ja”, meldete er sich.
    Eine sonore Stimme drang an sein Ohr. “Herr Biller, ich hatte Ihnen bereits heute Morgen eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen. Warum haben Sie sich nicht gemeldet?”
    Hoffentlich war das kein Reporter. Die sollten ihn einfach in Ruhe lassen. “Wer sind Sie?”
    Ein Moment Schweigen am anderen Ende. “Kriminalhauptkommissar Berglehner, ich ermittle wegen der Brandstiftung. Sie erinnern sich? Kommen Sie umgehend aufs Kommissariat. Wir müssen Ihre Aussage aufnehmen.”
    Sein Herz stockte für einen Moment. Diesen ungeheuren Verdacht, er habe sein eigenes Haus angezündet, hätte er zu gern vergessen. “Als Verdächtiger?”
    “Vorerst als Zeuge.”
    Er presste eine Faust an die Stirn. “Brauche ich einen Anwalt?”
    Zeitungsrascheln drang durch die Leitung. “Wenn Sie sich den noch leisten können.” Der Herr Kommissar hatte auch Zeitung gelesen.
    Ben knurrte. “Ich komme heute Nachmittag vorbei.”
    “Sie kommen jetzt. Sollten Sie bis elf Uhr nicht hier sein, lasse ich Sie suchen. Wir können Sie in Haft nehmen wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr.”
    “Ich komme ja!” Wütend beendete Ben die Verbindung und speicherte die Nummer des Kommissars ein.
     
    Natürlich ließ Berglehner ihn zehn Minuten vor seinem Büro warten. Es hielt ihn nicht auf dem unbequemen Plastikstuhl. Unruhig ging Ben den Gang auf und ab, sein Blick glitt über die Plakate an den Wänden. ‘Die Polizei, dein Freund und Helfer’. Jaja, dachte er. Einmal in seinem Leben könnte er die Polizei brauchen, aber niemand glaubte ihm. Im Grunde verstand er sie. Er würde es ja selbst nicht glauben. Er konnte es auch nicht glauben. Immer noch nicht. So etwas passierte in amerikanischen Filmen, aber doch nicht in einem ganz normalen Leben mitten in München.
    Endlich riss ihn Berglehner aus seinen Gedanken. Er hatte die Tür mit dem Glaseinsatz geöffnet und starrte ihm entgegen. “Herr Biller, kommen Sie herein.”
    Ergeben folgte Ben ihm und setzte sich auf den Stuhl neben dem überladenen Schreibtisch.
    “Kaffee?”, fragte Berglehner und schwenkte eine Thermoskanne.
    Wann hatte er zuletzt etwas zu sich genommen? Er konnte sich nicht erinnern. Seit Jahren hatte er keinen Kaffee mehr aus normalen Kaffeemaschinen getrunken. Dämmrig erinnerte er sich an eine bitter-saure Brühe, die die Magenwände zerfraß. Er nickte. “Gerne.”
    Berglehner füllte zwei Tassen und kehrte damit zum Schreibtisch zurück. Er fragte nicht nach Milch oder Zucker.
    “Bitte sehr.” Eine Tasse landete vor Ben auf dem Tisch und hinterließ einen braunen Rand auf dem weißen Kunststoff. Es war nicht der Erste.
    Schwer ließ sich Berglehner in seinen Bürostuhl fallen und musterte Ben über den Tassenrand, während er an dem Gebräu nippte.
    Ben griff nach seiner Tasse mit den getrockneten braunen Flecken am oberen Rand. Verwundert registrierte er, dass die Vorstellung, fremde Lippen hätten bereits die ungespülte Tasse berührt, nur leichten Abscheu hervorrief. Bis vor Kurzem hätte er die Tasse nicht einmal mit den Händen berühren können. Er probierte den Kaffee, der seine Eingeweide in Aufruhr versetzte.
    Das Rumoren ignorierend musterte er seinerseits den Polizisten. Resigniert wirkte der Herr Kommissar. Er mochte Mitte fünfzig sein und hatte in seinem Leben mit Sicherheit viel gesehen

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