Bereue - Psychothriller (German Edition)
würde nichts ändern. Sie war schuldig.
Mit ihr hatte alles angefangen, und mit ihr würde es enden. Das Kribbeln war eine Etage tiefer gewandert und hatte sich in ein drängendes Verlangen gesteigert. Er zwang die aufkeimenden Bilder zurück. Erst war Biller dran.
Eine Idee blitzte in seinem Kopf auf. Er könnte sie und ihren Hass auf Ben Biller benutzen, um diesem Dreckskerl einen weiteren Stachel ins Fleisch zu treiben.
Vier Minuten später brachte sie seinen Kaffee und das Croissant. “Bitte sehr. Guten Appetit.”
Ihre professionell distanzierte Art drehte das Messer in seiner Brust herum. Den Schmerz verdrängend starrte er auf sein Frühstück. “Streichhölzer?”, fragte er und blickte zu ihr hoch.
Ihre Augen weiteten sich kurz. Sie fragte sich wohl, wofür er sie brauchte, war er doch kein Raucher. Doch sie war zu sehr Profi, um sich ihre Verwunderung länger als für den Bruchteil einer Sekunde anmerken zu lassen. “Natürlich. Ich bringe sie Ihnen gleich.”
Sieben Minuten später brachte sie ihm ein Streichholzheftchen mit dem Werbeaufdruck des Café Alternativ . Perfekt.
Mit angefeuchtetem Finger stippte er die Krümel vom Teller und leckte sie ab. Mit dem lauwarmen Rest Kaffee spülte er den Geschmack hinunter.
17
Das Kreischen eines kaputten Keilriemens weckte ihn. Ben schlug die Augen auf und blinzelte. Die Scheiben waren beschlagen, die Morgensonne tauchte den Parkplatz in mattes Licht.
Er versuchte, sich zu bewegen. Lähmende Schmerzen zogen durch seinen Nacken, sein Rücken war steif. Mit klammen Fingern massierte er seine Nackenmuskulatur. Es konnte höchstens fünfzehn Grad im Wagen haben.
Er hätte sich ein Zimmer in einer Pension nehmen können. Aber das hätte sein Barvermögen halbiert.
Endlich konnte er sich aufsetzen. Seine Beine waren eiskalt und taub. Der Ledersitz des Wagens war bequem beim Fahren, aber er war nun mal kein Bett. Sehnsüchtig stellte er sich sein Wasserbett vor, das es nicht mehr gab. So wie alles andere.
Er richtete die Rückenlehne auf und betrachtete sich im Rückspiegel. Das Kinn von dunklen Stoppeln beschattet, die Haut fahl, Augenringe. Mit den Fingern zauste er seine Haare. Wenigstens hatte er eine pflegeleichte Frisur.
Auf der anderen Seite der Windschutzscheibe erwachte das Leben. Immer mehr Angestellte fuhren auf den Parkplatz, um sich auf ihren A rbeitstag vorzubereiten. Sie alle hatten heute ein Ziel, einen Plan für den Tag.
Er nicht. Die Polizei würde mit ihm reden wollen wegen der Brandstiftung. Sollte er noch einmal versuchen, sie dazu zu bringen, gegen diesen Wahnsinnigen zu ermitteln? Er schüttelte den Kopf. Nein, das brachte nichts. Vielleicht war derjenige ja endlich zufrieden und würde ihn nun in Ruhe lassen. Was konnte er ihm jetzt noch antun.
Oder sollte er versuchen selbst herausfinden, wer ihm das angetan hatte? Solange er nicht einen Täter vorweisen konnte, würde ihm niemand glauben, dass er unschuldig war.
Neue Energie schoss durch seinen Körper. Ein Ziel. Den Scheißkerl finden und zur Rede stellen. Wenn dieser Unmensch dachte, er würde kampflos aufgeben, hatte er sich geirrt.
Kämpfen, aber wie, gegen wen. Wenn er nur diese anonyme Nachricht noch hätte. Das wäre ein Anfang. Wie hatte sie gelautet? Er sollte bereuen und sich selbst richten. Was zum Teufel sollte er nur bereuen? Und mit ‘sich selbst richten’ musste Selbstmord gemeint sein.
Jemand wollte ihn nicht nur ruinieren, er wollte ihn tot sehen. So zielgerichtet wie der Typ vorgegangen war blieben keine Zweifel, dass er nicht aufgeben würde, bevor er tot war.
Bens Herz zog sich zusammen. Das war doch verrückt. Wer konnte ihn nur so sehr hassen. Die Themen Sterben und Tod hatte er bisher erfolgreich verdrängt. Dafür war kein Platz gewesen in seinem Leben.
Er startete den Motor und ließ die Klimaanlage den Wagen aufheizen und austrocknen. Der Sprit reichte noch eine Weile, wenn er nicht zu verschwenderisch war. Zu gerne würde er sich in seine Hütte verkriechen. Aber mit der Vogel-Strauß-Taktik ließen sich keine Probleme lösen.
Erst einmal brauchte er jemanden, mit dem er über all das reden konnte. Wie hatte er nur glauben können, seine Eltern würden ihm helfen. Er schüttelte den Kopf über seine eigene Blauäugigkeit. Sein Blick fiel auf den Beifahrersitz. Lucky hechelte ihm mit strahlenden Augen entgegen. Neben dem Foto lag das Buch Wünsche ans Universum . “Vielen Dank, Mutter, für deine Hilfe”, knurrte er.
Schnaubend kramte
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