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Bereue - Psychothriller (German Edition)

Bereue - Psychothriller (German Edition)

Titel: Bereue - Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Fink
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fünfzig Meter Entfernung sah er Annelie, wie sie aus dem Café kam und auf den Gehweg trat. Hatte sie Feierabend? Dann konnte er ihr folgen und bei ihr zu Hause mit ihr reden. Einen Streit auf offener Straße wollte er nicht riskieren. Die Polizei musste nicht noch einmal auf ihn aufmerksam werden.
    Ein schwarzer SUV bremste scharf und hielt in zweiter Reihe. Ein Mann stieg aus und ging auf sie zu. Er packte sie an der Hüfte und hob sie zwanzig Zentimeter hoch, bis sie auf Augenhöhe waren. Mu skelpakete wollten sein T-Shirt sprengen. So was bekam man doch nur, wenn man pfundweise Anabolika schluckte. Hoffentlich litt er wenigstens an den Nebenwirkungen wie Schrumpfeier und Impotenz. Und Eiterpickel am Arsch. Mehr Widerlichkeiten fielen Ben im Moment nicht ein.
    Versteckt in einem Hauseingang lugte er um die Ecke. Den Kerl konnte er sich gut als Rausschmeißer einer Disco vorstellen. Ein Stier. Großflächige Tätowierungen zierten die braun gebrannten Arme. Wahrscheinlich wachste er sich auch noch die Brusthaare. Was wollte sie nur mit dem. Der zermalmte doch dieses zarte Wesen.
    Eifersüchtig meldete sich sein eigenes Fortpflanzungswerkzeug, das ob der wochenlangen Vernachlässigung nach Betätigung schrie. Annelie. Damals hatte er sich so sehr gewünscht mit ihr zu schlafen, mit ihr zu verschmelzen. Daran hatte sich in all den Jahren nichts geändert, stellte er mit Erschrecken fest.
    Endlich hörten die beiden auf, aneinander herum zu saugen. Der Stier setzte sie auf den Boden zurück. Mit einem Lächeln drückte sie ihm ein dickes braunes Kuvert in die Hand. Das konnte doch nicht wahr sein.
    Fassungslos musste Ben mit ansehen, wie sie sich auf die Zehenspitzen stellte, dem Kerl etwas ins Ohr sagte und anschließend auf ihre unvergleichliche Art lachte. Es klang bis zu ihm herüber und riss ihm schier die Eingeweide aus dem Leib.
    Mit weichen Knien lehnte er sich an die Hausmauer. Nur nicht z usammenklappen jetzt. Sie war es. Sie hatte ihren Gorilla beauftragt, ihn zu vernichten, zu zerquetschen wie eine Laus. So musste es sein. Bei ihrer kurzen Begegnung war ihm ihr Hass wie ein Tsunami entgegen geschlagen. Aber warum jetzt, das war doch alles so lange her. Schneewittchen. Nur er hatte sie so nennen dürfen.
    Aber sein Schneewittchen gab es nicht mehr.
     
    Er hatte es zurück zu seinem Auto geschafft. Irgendwie. Er sank auf den Fahrersitz und zog die Tür zu. Die Welt war ausgesperrt.
    Das Handy fand er in seiner Brusttasche. Im Internet forschte er, ob er ihre Adresse herausfinden könnte. Tatsächlich. Sie hatte nicht geheiratet oder zumindest ihren Namen nicht geändert. Er fand sie unter der Adresse ihrer Eltern. Nur zu gut erinnerte er sich an das alte Häuschen in Moosach. Ein paar Mal hatte er sie dort abholen dürfen. Ihre Mutter hatte er kennengelernt. Eine einfache, warmherzige Frau.
    Seltsam, dass Annelie immer noch dort wohnte. Oder hatte sie sich nur nicht umgemeldet? Er würde es herausfinden.
    Im Schritttempo fuhr er an ihrem Elternhaus vorbei. Es wirkte wie ein Hexenhäuschen, wie es sich zwischen den wuchtigen Neubauten in der Nachbarschaft duckte. Die Farbe an den Fensterläden war verwittert, die Fassade von wildem Wein überwachsen. Die Sträucher und Rosen im Vorgarten wuchsen in den Weg hinein. Vor der Haustür lag eine Katze und döste. Ausgerechnet eine schwarze Katze. Er schalt sich für seinen albernen Aberglauben. Schließlich war da ein kleiner weißer Fleck auf ihrer Brust. Er parkte ein Stück die Straße runter, so dass er durch den Rückspiegel das Haus beobachten konnte.
    Immer wieder fielen ihm die Augen zu, sein Kopf schmerzte. Seine Innereien rebellierten. Vermutlich sollte er etwas zu sich nehmen, aber er konnte nicht. Nicht jetzt.
    Endlich kam sie. Wie ein schwarzer Blitz schoss sie auf einem Fahrrad quer über die Straße, durch den Vorgarten zum Haus.
    Die Finger auf die Augenwinkel gepresst, atmete er tief durch. In seiner Brust zog sich etwas unangenehm zusammen. Was passierte da in ihm? Hatte er etwa Angst?
    Die schwarze Katze war verschwunden, als er fünf Minuten später die Klingel drückte. Ein altmodischer Gong hallte bis auf die Straße.
    Die Katze an sich gedrückt zog Annelie die Tür auf und erstarrte, als sie ihn erkannte. “Verschwinde!”, zischte sie und wollte die Tür zuschlagen.
    Mit seinem vollen Gewicht warf er sich dagegen. Sie wurde zurückgeschleudert, im Zurückstolpern fing sie sich am Garderobenschrank ab. Die Katze sprang fauchend davon.

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