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Bereue - Psychothriller (German Edition)

Bereue - Psychothriller (German Edition)

Titel: Bereue - Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Fink
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ein paar Stunden abgelenkt, aber eine Hilfe war er ihr nicht. Haare waschen, vermerkte sie auf ihrem inneren Notizzettel und beobachtete Evil, der eifrig das Futter in sich hineinschlang.
    Das ‚Dingdong‘ der Türklingel riss sie aus der Betrachtung dieses Wesens, dass mit einem Napf Futter und ein paar Streicheleinheiten glücklich war.
    Wer konnte das sein, es war erst kurz nach acht. Wehe, die Zeugen Jehovas machten jetzt schon ihre Runde. Oder der Kerl mit den Putzmitteln.
    Sie riss die Tür auf. Ihr zu einem bissigen Gruß geöffneter Mund klappte zu.
    Ben stand da, seine hochgewachsene Gestalt wirkte geschrumpft. Regentropfen sammelten sich in seinen Haaren, liefen ihm über das Gesicht. Sie wollte die Tür zu schlagen, doch er stellte einen Fuß in den Spalt. "Warte", sagte er und schob die Tür vorsichtig auf. "Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was gestern in mich gefahren ist. Das war nicht ich selbst." Seine Hände wirbelten ziellos durch die Luft. "Du hast irgendetwas in mir geweckt."
    ‚Ein wildes Tier?‘, fragte sie sich. Doch von der Bestie war nichts mehr zu sehen. Sie blickte auf ihn herab. Er war auf ihrer Türschwelle zusammengesunken und saß mit dem Rücken an den Türstock gelehnt vor ihren Füßen.
    Elend sah er aus. Das Gesicht war blass und eingefallen, dunkle Schatten lagen unter seinen Augen, die in ihre Höhlen eingesunken zu sein schienen. Sein Anzug war zerknittert und schmutzig. Der Dreitagebart stand ihm gut, genauso die einzelne Locke, die ihm in die Stirn fiel. Aber das spielte keine Rolle.
    Er bettete seinen Kopf auf die Unterarme, die er auf seine Knie gestützt hatte, ganz so, als ob er das Gewicht nicht mehr tragen konnte.
    Das war nicht der Benni, der ihr das Herz herausgerissen hatte, als sie fünfzehn gewesen war. Das war auch nicht der Ben Biller, der sie in den letzten Jahren regelmäßig von irgendwelchen Zeitungsfotos selbstzufrieden angestrahlt hatte.
    Der Ben auf ihrer Türschwelle war ein Wrack, das die Grausamkeit dieser Welt vor ihre Tür gespült hatte.
    “Komm rein."
    Er rührte sich nicht. "Ich gehe gleich wieder. Ich wollte nur, dass du weißt, wie leid mir das alles tut."
    Sie setzte sich neben ihn auf den kalten Steinboden und legte ihm eine Hand auf den Arm. "Ich weiß es jetzt."
    "Auch das damals."
    "Ja", sagte sie nur und schluckte.
    Er hob den Kopf und nickte ein Mal. "Dann kann ich jetzt in Frieden gehen."
    Sie sprang auf. "Wovon zum Teufel redest du?"
    Er zog sich auf die Füße. “Das ist nicht wichtig.” Sein Blick irrte herum, blieb auf Höhe ihrer Brust hängen.
    “Und ob das wichtig ist, verdammt!” Sie schlang die Arme eng um sich. Sie stand in der Morgenkühle nur bekleidet mit einem dünnen Nachthemd, wurde ihr bewusst.
    Verlegen löste er seinen Blick von ihrer Brust und fixierte ihre nackten Füße. “Nicht für dich.” Er rieb sich die Augen und drehte sich um. “Ich wünsche dir alles Gute für dein weiteres Leben.”
    Wollte er jetzt eins auf melodramatisch machen? Engelchen und Teufelchen kämpften lautstark in ihrem Kopf. Er ist eine geschundene Kreatur, die Hilfe braucht, sagte das Engelchen. Er ist ein Monster, soll er doch verrecken. Was geht es dich an, sagte das Teufelchen. Sie hörte den beiden kurz zu. Ihre Füße waren eiskalt. “Komm rein auf eine Tasse Kaffee und sag mir, was los ist.” Du Gutmensch, zischte eine spöttische Stimme in ihrem Kopf. Sie ignorierte das Teufelchen und zog Ben in die Küche.
    Schwer ließ er sich auf einem der Stühle nieder und nahm eine Tasse dampfenden Kaffee entgegen. “Danke.”
    Vom Boden musterte Evil den Eindringling mit seinen grünen Augen. Sie hob ihn auf ihren Schoß und streichelte das angespannte Tier. Natürlich erinnerte er sich an gestern, so wie sie.
    Misstrauisch beobachtete Ben den Kater.
    “Das ist Evil. Du magst keine Katzen?”
    Er schüttelte den Kopf. “Sie sind so unberechenbar, diese Biester.”
    Sie lachte. “Im Grunde sind sie viel berechenbarer als Menschen. Du musst ihnen nur in die Augen sehen, dann kennst du sie.”
    Ein winziger Anflug eines Lächelns streifte sein Gesicht. Vorsichtig streckte er die Hand aus und ließ Evil an seinen Fingern schnuppern. Dann durfte er ihn kraulen. Schnurrend genoss der Kater die Liebkosung. “Er beißt mich ja gar nicht.”
    “Warum sollte er. Ihm hast du nichts getan.”
    Seine Hand zuckte zurück. Mit beiden Händen umklammerte er seine Kaffeetasse und hob sie vor seinen Mund. Über den Rand blickte er sie an.

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