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Bereue - Psychothriller (German Edition)

Bereue - Psychothriller (German Edition)

Titel: Bereue - Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Fink
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Gedanken rasten. Wenn dieser Idiot doch nur normal reden würde. Diese kryptischen Brocken machten sie wahnsinnig. “Heißt das, du bringst mich so oder so um, egal was Ben tut?”
    “Wird tun, was er tun muss.” Er griff nach der Lampe und wandte sich zum Gehen. “Wirst begreifen.” Der Lichtschein schwand.
    Fassungslos starrte sie ihm hinterher. “Jakob!”, schrie sie. “Warte, verdammt noch mal.”
    Er ging weiter.
    “Jakob! Red mit mir. Was willst du?”
    Das Licht tanzte um die Ecke und verschwand.
    Die Schwärze drang von den Wänden, von der Decke zu ihr und hüllte sie ein. Schluchzend zog sie ihre Beine an und legte ihre heiße Stirn auf die Knie.
    Sie wollte nicht sterben. Nicht jetzt, nicht hier in diesem elenden Loch. Würde Jakob sie umbringen oder wollte er sie auch in den Selbstmord treiben? Freilassen konnte er sie nicht. Wütend wischte sie sich die Tränen an der Hose ab.
    Sie würde Ben nie wieder sehen, egal was er tat. Aber es war ihr nicht egal. Ganz und gar nicht. “Ben”, schluchzte sie in die Dunkelheit.
    Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte sie gegen den Schmerz, als sie das Seil an ihrem Rücken zu dehnen versuchte.

43
    Der letzte Streifen Sonnenlicht verschwand hinter den Häusern, als Richards Reihenhaus im Rückspiegel immer kleiner wurde. Mit vierzig Stundenkilometern fuhr er durch die Dreißiger Zone. Schneller traute er sich nicht. Nicht auffallen. Sein ganzer Körper kribbelte vor Ungeduld. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Mit zittrigem Finger schaltete er das Radio ein, um seine wie ein Bienenschwarm summenden Gedanken abzulenken. Jimi Hendrix quälte seine Stromgitarre.
    Er bekam Zahnschmerzen. Das lag nicht an Hendrix. Seit Tagen biss er wie ein Nussknacker die Zähne zusammen. Bewusst löste er seine Kiefermuskulatur. Es knackte.
    An der nächsten roten Ampel suchte er nach anderer Musik. Jimi passte jetzt einfach nicht. Sekunden später dröhnte Mötley Crüe durch den Wagen. Er drehte so laut, dass die Scheiben gerade nicht herau ssprangen. Seine hämmernden Kopfschmerzen passten sich dem Rhythmus an. Auch seine restlichen Blessuren erinnerten daran, dass er nicht der Fitteste war. Wie gerne hätte er sich in ein warmes Bett verkrochen und die Decke über den Kopf gezogen. Er fühlte sich marode wie ein Achtzigjähriger. “Verdammter alter Sack, reiß dich zusammen”, schimpfte er sich. Zum Glück hatte er das Schmerzmittel eingeschoben.
    Eine Hand am Lenkrad drehte er den Deckel ab, zog den Tropfeinsatz mit den Zähnen von der Glasflasche und schüttete sich eine o rdentliche Portion in den Hals. Er musste noch ein paar Stunden stark sein. Hoffentlich machten ihn die Tropfen nicht zu müde. Aber wenn er die Wahl hatte, ob ihn die wieder aufflammenden Schmerzen lähmten oder das Medikament, bevorzugte er doch die schmerzfreie Variante.
     

44
    Seine blassen Finger wirkten bläulich im Schein des Monitors, als er sie auf die Tastatur legte. Heftig kaute er auf dem Kaugummi herum.
    Dass es mit Ben Biller nicht so einfach sein würde wie mit den anderen, war ihm von Anfang an klar gewesen. Es war ein Fehler gewesen, Annelie zu benutzen. Sie war doch nur eine dieser dummen Gänse, die sich von einem hübschen Gesicht und netten Worten einlullen ließen. Wie sehr hatte er sich in ihr getäuscht.
    Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Dabei war er sicher gewesen, dass sie anders war. Unschuldig und rein. In seiner Brust breitete sich wieder dieser stechende Schmerz aus. Heute hatte er sie zum ersten Mal seit zwanzig Jahren berührt. Ihre Haut war so weich und zart, ihre Lippen so verlockend. Beinahe hätte er sie gezwungen. Doch soweit war es noch nicht. Das Ziehen zwischen seinen Beinen wurde schier unerträglich.
    Wütend auf seinen schwachen Körper riss er die Augen auf und hämmerte auf die Tasten ein.
     
    Ich wusste, dass alle über mich lachten. Sie sahen nur den pickligen Dicken mit der Hornbrille und den altmodischen Kleidern. Doch die anderen waren mir egal. Ich wollte nur, dass Mutter mich liebte. So ging ich mit ihr jeden Tag zu den Gottesdiensten der Kinder der Jungfrau Maria. Ich hielt mich von den Mädchen fern, sah nur christliche Sendungen im Fernsehen. Half Mutter so gut es ging im Haushalt, betete, wann immer es Zeit dafür war. Ich lachte nicht, ich spielte nicht mit Kindern außerhalb der Gemeinde. Ich sagte kaum etwas, nicht dass ich ein falsches Wort erwischte und sie mir den Mund mit Seife auswusch. Doch es war alles nicht genug. Ich

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