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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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halten?«
    »Aber gewiss doch«, sagte George. »Ich kann Ihnen versichern, dass der Mount McKinley eine ebenso große Herausforderung darstellt, wie man sie im Himalaja findet, und im Yosemite Valley gibt es mehrere Gipfel, die die Fähigkeiten der erfahrensten Bergsteiger auf die Probe stellen. Wenn Sie sich für Felsenklettern interessieren, müssen Sie lediglich nach Colorado oder Utah fahren, falls Sie vorhaben, sich zu bewähren.«
    »Etwas hat mir stets Kopfzerbrechen bereitet, Mr Mallory«, sagte ein verbissen aussehender junger Mann. »Warum machen Sie sich die ganze Mühe und klettern auf diesen Berg?«
    Der Präsident, der gerade wieder neben George aufgetaucht war, hüstelte und versuchte, seine Verlegenheit zu verbergen.
    »Es gibt eine ganz einfache Antwort darauf«, sagte George. »Weil er da ist.«
    »Aber …«
    »Bitte entschuldigen Sie die Unterbrechung, Mallory«, sagte Mr Lowell, »aber ich weiß, dass Mrs Harrington sich gerne mit Ihnen unterhalten würde. Ihr verstorbener Gatte war Alumnus dieser Universität und ein überaus großzügiger Stifter.«
    Lächelnd schüttelte George der jungen Frau die Hand, die ihn in New York über die Finanzierung der Expedition befragt hatte und seitdem jedem seiner Vorträge beiwohnte. Sie sah nicht sehr viel älter aus als einige der Studenten, und George schloss daraus, dass sie mindestens die dritte Mrs Harrington sein musste, es sei denn, der Pappkartonkönig, wie Keedick den Mann ständig nannte, hatte erst sehr spät geheiratet.
    »Ich muss gestehen, Estelle«, sagte der Präsident, »dass ich keine Ahnung hatte, dass Sie sich für das Bergsteigen interessieren.«
    »Wer wäre nicht hingerissen von Mr Mallorys Charisma?« Nie zuvor hatte George dieses Wort in diesem Zusammenhang gehört, und er nahm sich vor, im Wörterbuch nachzusehen, ob es tatsächlich diese zweite Bedeutung hatte. »Und natürlich hoffen wir alle«, schwärmte sie, »dass er als erster Mensch auf dem Gipfel seines Berges stehen wird, und dann zurückkommt, um uns alles darüber zu erzählen.«
    Lächelnd verneigte sich George leicht vor ihr. »Wie ich bereits in New York erklärte, Mrs Harrington, ich werde nicht …«
    »Stimmt es«, fuhr Mrs Harrington fort, die offensichtlich nicht daran gewöhnt war, unterbrochen zu werden, »dass der heutige Vortrag der letzte vor Ihrer Abreise nach England war?«
    »Leider ja«, erwiderte George. »Morgen Nachmittag nehme ich den Zug zurück nach New York, und einen Tag später lege ich nach Southampton ab.«
    »Nun, wenn Sie in New York sind, Mr Mallory, hätten Sie vielleicht Lust, mich morgen Abend auf einen Drink zu besuchen?«
    »Das ist außerordentlich freundlich von Ihnen, Mrs Harrington, aber leider …«
    »Wissen Sie, mein verstorbener Gatte war ein sehr großzügiger Spender, und ich bin sicher, es wäre in seinem Sinne, wenn ich Ihre Sache mit einer beträchtlichen Spende unterstützte.«
    »Beträchtlich?«, wiederholte George.
    »Ich dachte an …«, sie zögerte, »… zehntausend Dollar.«
    Es dauerte eine Weile, ehe George sagte: »Aber ich komme morgen erst gegen sieben Uhr abends in New York an, Mrs Harrington.«
    »Ich werde Ihnen einen Wagen schicken, der Sie um acht im Hotel abholt. Und George, bitte nennen Sie mich Estelle.«
    ***
    Nachdem das Frühstück abgeräumt und das Kindermädchen mit den Kindern zum Morgenspaziergang aufgebrochen war, ging Ruth in den Salon. Sie setzte sich auf ihren Lieblingssessel am Fenster und öffnete Georges jüngsten Brief.
    22. März 1923
    Meine geliebte Ruth,
    ich sitze im Zug, der mich von Boston nach New York bringt. Zur Abwechslung einmal gute Nachrichten. In Harvard war alles so, wie ich es mir erhofft hatte. Nicht nur, dass die Taft Hall gedrängt voll war – das Publikum hing von den Dachsparren, wie Keedick es beschrieb. Die Studenten und Dozenten gaben mir zudem das Gefühl, willkommen zu sein, wie es besser nicht hätte sein können.
    In Hochstimmung kam ich vom Empfang beim Präsidenten, obwohl ich aufgrund der Prohibition lediglich Orangensaft getrunken habe. Doch als ich heute Morgen erwachte, hatte die Wirklichkeit mich wieder. Meine Vortragsreise ist verkürzt worden, und ich werde früher als erwartet nach England zurückkehren. Zu schade, dass ich Dich nicht überreden konnte mitzukommen, denn jetzt hat die ganze Reise keinen Monat gedauert. Unsere kurze Reise nach Venedig war allerdings unvergesslich, auch ohne dass ich auf den Markusturm geklettert

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