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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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führte.
    »Aber es war so ein phantastisches Mahl«, sagte Geoffrey und nahm auf dem Sofa Platz. »Und Sie sind so eine wunderbare Gastgeberin.«
    »Und Sie sind ein alter Schmeichler, Geoffrey«, sagte Ruth, reichte ihm eine Tasse Kaffee und setzte sich ihm gegenüber in den Sessel. »Sie hoffen also, mich dazu überreden zu können, auf George einzuwirken, vielleicht doch die Leitung der nächsten Expedition in den Himalaja zu übernehmen? Ich bin nämlich alles andere als überzeugt, dass es das ist, was er wirklich will.«
    »Können wir ganz offen miteinander sprechen?«, fragte Geoffrey.
    »Ja, natürlich«, erwiderte Ruth und sah ihn etwas überrascht an.
    »Als George mir kurz vor seiner Abfahrt schrieb, stellte er klar, dass er am liebsten noch einmal versuchen möchte, ich zitiere, sich seinen wildesten Traum zu erfüllen.«
    »Aber …«, begann Ruth.
    »Er schrieb indes auch, dass er niemals daran denken würde, Sie erneut zu verlassen, solange er nicht Ihre vollste Unterstützung hätte.«
    »Aber er hat mir doch gesagt, dass er unter gar keinen Umständen wieder zurückgehen wird.«
    »Er hat mich zudem angefleht, Ihnen nicht zu verraten, wie er wirklich empfindet. Indem ich es Ihnen erzähle, missbrauche ich sein Vertrauen.«
    »Hat er Ihnen einen einzigen guten Grund genannt, warum er sich all dem noch einmal aussetzen sollte?«, fragte Ruth.
    »Außer dem offensichtlichen? Falls er Erfolg hätte – denken Sie nur an das zusätzliche Einkommen, das sich daraus ergeben würde.«
    »Sie wissen genauso gut wie ich, Geoffrey, dass er es nicht des Geldes wegen getan hat.«
    »Aber Sie selbst haben mich doch daran erinnert, dass er sich um seinen momentane schlechte finanzielle Situation sorgt.«
    Eine ganze Weile sagte Ruth nichts. »Falls ich mich dazu bereit erkläre«, sagte sie schließlich, »George über meine wahren Gefühle zu belügen – und es wäre eine Lüge, Geoffrey –, müssen Sie mir versprechen, dass es das letzte Mal wäre.«
    »Das wäre es auf jeden Fall«, sagte Geoffrey. »Wenn George den Posten als Direktor der WEA annimmt, wäre der Vorstand strikt dagegen, dass er für sechs Monate im Stück verschwindet. Und ganz offen, meine Liebe, falls die RGS danach beschließt, noch weitere Expedition loszuschicken, wird er zu alt sein.«
    »Ich wünschte nur, es gäbe jemanden, den ich um Rat fragen könnte.«
    »Warum bitten Sie nicht die einzige Person um eine zweite Meinung, die ganz genau versteht, was Sie durchmachen?«
    »Wen meinen Sie?«, fragte Ruth.
    Als Young es ihr sagte, erklärte Ruth schlicht: »Glauben Sie, sie wird bereit sein, sich mit mir zu treffen?«
    »O ja. Sie wird sich mit der Frau von Mallory of Everest treffen.«
    ***
    George erkannte die attraktive Frau sofort, die am anderen Ende des Raumes mit Keedick plauderte. Sie gehörte zu den Menschen, die man nicht so leicht vergaß.
    »Herzlichen Glückwunsch, Mr Mallory. Ein überaus anregender Vortrag«, sagte der Präsident von Harvard. »Überaus anregend. Darf ich hoffen, Sie beim nächsten Mal erneut hier begrüßen zu dürfen?«
    »Sehr freundlich von Ihnen, Mr Lowell«, sagte George, ohne sich die Mühe zu machen, ein weiteres Mal zu erklären, dass er bei der nächsten Expedition nicht dabei sein würde. »Und gestatten Sie mir, Ihnen für die Organisation dieses Empfangs zu danken.«
    »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite«, sagte der Präsident. »Ich bedaure nur, dass ich Ihnen aufgrund der Prohibition nichts anderes als Orangensaft oder Coca-Cola anbieten kann.«
    »Ein Orangensaft ist wunderbar.«
    »Ich weiß, dass viele der Studenten darauf brennen, Ihnen Fragen zu stellen, Mr Mallory«, sagte der Präsident, »so dass ich Sie nicht länger in Beschlag nehmen möchte.« Er schlenderte auf die Frau zu, mit der Keedick gerade sprach.
    Innerhalb weniger Augenblicke war George von eifrigen jungen Gesichtern umringt, die Erinnerungen an seine Zeit in Cambridge in ihm wachriefen.
    »Haben Sie noch alle Ihre Zehen, Sir?«, fragte ein junger Mann und schielte auf Georges Füße hinunter.
    »Als ich heute Morgen im Bad nachgesehen habe, waren sie noch alle da«, erklärte George schmunzelnd. »Aber mein Freund Morshead hat zwei Finger und einen Zeh verloren, und dem armen Captain Norton musste das halbe rechte Ohr amputiert werden, nachdem er einen neuen Höhenrekord aufgestellt hatte.«
    Von hinten fragte jemand: »Gibt es irgendwelche Berge in Amerika, Sir, die Sie für ähnlich anspruchsvoll

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