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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Mrs Harrington Kleid an. Er kam zu dem Schluss, dass er langsam nach einem Fluchtweg Ausschau halten sollte. »Es gibt keinen Grund, nervös zu werden, George. Niemand muss von diesem kleinen Abenteuer erfahren, und es muss ganz gewiss nicht in einer Katastrophe enden.«
    George wollte gerade aufstehen und gehen, als sie hinzufügte: »Und wenn Sie oben auf Ihrem Berg stehen, George – und ich bin sicher, dass Sie dort stehen werden –, werden Sie doch gewiss auch einen Gedanken für mich übrig haben.«
    Sie griff in ihren Ärmel und zog ein Blatt Papier heraus, das sie auseinanderfaltete und vor sich auf den Tisch legte. George sah auf einen Scheck und las: Auszahlung: The Royal Geographical Society. $ 10000. Er dachte an Mr Hinks und blieb sitzen.
    »Nun, denken Sie darüber nach, George, während ich mir rasch etwas weniger Formelles anziehe. Bedienen Sie sich an der Bar, während ich fort bin. Ich nehme einen Gin Tonic«, fügte sie hinzu, ehe sie den Raum verließ.
    George nahm den Scheck und wollte ihn gerade in seine Brieftasche stecken, als er die Ecke des kleinen Fotos sah, die zwischen zwei Dollarnoten hervorlugte. Er zog Ruths Bild hervor, das er während ihrer Flitterwochen aufgenommen hatte und auf seinen Reisen stets bei sich trug. Lächelnd schob er das Bild zurück in die Brieftasche und riss den Scheck mittendurch. Er ging zur Tür und drehte am Knauf, nur um festzustellen, dass die Tür abgeschlossen war. Zu schade, dass die RGS nicht Finch auf Vortragsreise nach Amerika geschickt hatte, dachte er. Dann wäre die Kasse der Society demnächst ohne Zweifel um 10000 Dollar voller, und Mrs Harrington hätte die Investition gewiss nicht bereut.
    George ging zur anderen Seite des Zimmers, legte den Riegel um und schob leise das Fenster hoch. Er steckte den Kopf hinaus und suchte nach der besten Route. Erfreut stellte er fest, dass die Hausfassade aus großen, regelmäßig angeordneten Steinquadern bestand. Er stellte sich auf den Sims und begann, langsam am Gebäude herunterzuklettern. Als er nur noch eineinhalb Meter vom Boden entfernt war, sprang er auf den Gehweg und überquerte zügig die Straße. Er wusste, dass Bergsteiger niemals zurückblicken sollten, doch er konnte nicht widerstehen und wurde tatsächlich angemessen belohnt. Im offenen Fenster im obersten Stock stand eine schöne Frau, die nichts trug als ein Negligé, das wenig Raum für Phantasie ließ.
    »Verdammt«, sagte George, als ihm einfiel, dass er kein Geschenk für Ruth gekauft hatte.
    ***
    Zaghaft klopfte Ruth an die Vordertür der Tite Street 37. Einen Augenblick später wurde ihr von einem Dienstmädchen geöffnet, das knickste und sagte: »Guten Morgen, Mrs Mallory. Wären Sie bitte so freundlich, mir zu folgen?«
    Als Ruth den Salon betrat, stand ihre Gastgeberin neben dem Kamin unter einem Ölgemälde, das ihren verstorbenen Gatten auf dem Weg zum Südpol zeigte. Sie trug ein schlichtes, schwarzes, langes Kleid, war ungeschminkt und trug keinen anderen Schmuck als den Verlobungs- und den Ehering.
    »Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Mrs Mallory«, sagte Kathleen Scott, als sie einander die Hand gaben. »Bitte kommen Sie zu mir ans Feuer«, fügte sie hinzu und führte sie zu einem bequemen Sessel gegenüber ihres eigenen.
    »Es ist außerordentlich freundlich von Ihnen, dass Sie sich bereit erklärt haben, sich mit mir zu treffen«, sagte Ruth. Nachdem sie Platz genommen hatte, erschien das Mädchen erneut und stellte ein Silbertablett, vollbeladen mit Tee und Keksen, auf einem Tisch neben ihrer Herrin ab.
    »Sie können uns jetzt allein lassen, Millie«, sagte Captain Scotts Witwe. »Und ich wünsche nicht gestört zu werden.«
    »Sehr wohl, Mylady« sagte das Dienstmädchen, verließ das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich.
    »Indischen oder chinesischen Tee, Mrs Mallory?«
    »Indischen, bitte.«
    »Milch und Zucker?«
    »Nur Milch, danke«, sagte Ruth.
    Mrs Scott beendete die kleine Zeremonie und reichte Ruth eine Tasse Tee. »Ihr Brief hat mich neugierig gemacht«, sagte sie. »Sie deuteten an, Sie wollten mich in einer persönlichen Angelegenheit sprechen.«
    »Das ist richtig«, erwiderte Ruth zögernd. »Ich brauche Ihren Rat.«
    Ruths Gastgeberin nickte, ehe sie ihr ein warmherziges Lächeln schenkte.
    »Mein Gatte«, begann Ruth, »ist zurzeit auf einer Vortragsreise in den Vereinigten Staaten, und ich erwarte ihn jeden Tag zurück. Obwohl er mir mehrmals gesagt hat, dass er nicht

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