Berg der Legenden
auch bekannt als Flugzeug, schaffen konnten.«
Young versuchte ein Lächeln zu unterdrücken, obwohl er nicht länger irgendeinen Zweifel hegte, wen das Komitee zum bergsteigerischen Leiter bestimmen würde.
»Wie dem auch sei«, sagte Hinks, »wir von der RGS …«
»Bitte verzeihen Sie, wenn ich Sie unterbreche, Mr Hinks, aber ich war der Meinung, dass ich dieses Vorstellungsgespräch mit dem Mount-Everest-Komitee führe«, sagte Finch. »Als Sekretär der Society haben Sie ein dementsprechendes Protokoll unterzeichnet.«
»Wie dem auch sei«, wiederholte Hinks und versuchte, sich zu fassen, »vielleicht wären Sie so freundlich, meine Frage zu beantworten?«
Young erwog, sich einzumischen, aber er schwieg weiterhin, zuversichtlich, dass Finch sich vor einem Komitee genauso wacker schlagen würde wie am Berg.
»Ich wurde in Australien geboren, bin in Zürich zur Schule gegangen«, sagte Finch, »und habe anschließend die Universität von Genf besucht.«
Ashcroft beugte sich über den Tisch und flüsterte Raeburn zu: »Ich wusste gar nicht, dass Genf eine Universität hat. Ich dachte, dort gäbe es nichts als Banken.«
»Und Kuckucksuhren«, sagte Raeburn.
»Und welchen Beruf üben Sie aus?«, fragte Hinks.
»Ich bin Chemiker«, erwiderte Finch. »Daher weiß ich um die Bedeutung von Sauerstoff in großer Höhe.«
»Ich habe Chemie stets für ein Hobby gehalten«, sagte Ashcroft, dieses Mal laut genug, damit alle es hörten, »und nicht für einen Beruf.«
»Das gilt nur für Kinder, Commander Ashcroft«, sagte Finch und sah ihm geradewegs in die Augen.
»Sind Sie verheiratet, Finch?«, fragte Raeburn und schnipste die Asche von seiner Zigarrenspitze.
»Ich bin Witwer«, sagte Finch, eine Antwort, die Young überraschte.
Hinks kritzelte ein Fragezeichen hinter Familienstand .
»Und haben Sie Kinder?«, fragte Ashcroft.
»Ja, einen Sohn, Peter.«
»Sagen Sie, Finch«, sagte Raeburn und schnitt die Spitze einer weiteren Zigarre ab, »wenn Sie für diese wichtige Aufgabe ausgewählt würden, wären Sie dann bereit, für Ihre Ausrüstung selbst aufzukommen?«
»Nur, wenn es sein muss«, sagte Finch. »Mir ist bekannt, dass das Komitee einen Aufruf veröffentlich hat, um Spenden für diese Expedition zu sammeln, und ich hatte angenommen, dass dieses Geld darauf verwendet werden würde, die Teilnehmer auszurüsten.«
»Und was ist mit den Reisekosten?«, drängte Ashcroft.
»Vollkommen ausgeschlossen«, erwiderte Finch. »Falls ich an dieser Expedition teilnehme, würde ich mindestens sechs Monate lang nicht arbeiten können, und obwohl ich keine Entschädigung für den Einkommensverlust erwarte, so sehe ich keinen Grund, warum ich für meine Ausgaben selbst aufkommen sollte.«
»Sie würden sich also nicht als Amateur ansehen?«, sagte Ashcroft.
»Nein, Sir. Ich bin in allem, was ich tue, ein Profi.«
»Ach, tatsächlich?«, sagte Ashcroft.
»Gentlemen, ich denke, wir brauchen Mr Finch nun nicht länger aufzuhalten«, schlug Sir Francis vor und blickte in die Runde.
»Ich habe noch ein paar Fragen an Mr Finch«, sagte Young, unfähig, sein Schweigen länger beizubehalten.
»Aber Sie wissen doch gewiss alles, was es über Mr Finch zu wissen gibt«, sagte Hinks. »Sie kennen diesen Bewerber seit Jahren.«
»Das tue ich in der Tat, aber der Rest des Komitees kennt ihn nicht, und ich denke, Sie werden Mr Finchs Antworten auf meine Fragen recht erhellend finden. Mr Finch«, sagte Young und wandte sich direkt an den Bewerber, »haben Sie jemals den Montblanc bestiegen, den höchsten Berg Europas?«
»Siebenmal«, erwiderte Finch.
»Und das Matterhorn?«
»Dreimal.«
»Irgendwelche anderen wichtigen Gipfel in den Alpen?«
»Alle. Ich klettere jedes Jahr in den Alpen.«
»Und was ist mit den höchsten Bergen auf den Britischen Inseln?«
»Damit war ich durch, noch ehe ich aus den kurzen Hosen raus war.«
»Das steht doch alles in den Unterlagen, Herr Vorsitzender«, sagte Hinks.
»Für diejenigen, die sich die Mühe gemacht haben, alles durchzulesen«, gab Young unbeirrt zurück. »Stimmt es, Mr Finch, dass Sie nach Abschluss Ihrer Ausbildung in Genf als Student am Imperial College in London anfingen?«
»Das ist korrekt«, bestätigte Finch.
»Und welches Fach haben Sie belegt?«
»Chemie«, erwiderte Finch, der beschlossen hatte, bei Youngs kleiner List mitzuspielen.
»Mit was für einem Abschluss verließen Sie diese ehrwürdige Einrichtung?«
»Mit einem First-Class
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