Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten
Kegelstümpfe aufgesetzt, und hier und da nadelförmige Türmchen in merkwürdigen Fünfergruppen. Alle diese alptraumhaften Gebilde schienen miteinander verbunden, durch röhrenartige Brükken, die sich in schwindelnder Höhe von einem zum anderen spannten, und das Ganze jagte uns schon durch seine schier gigantischen Ausmaße Furcht und Schrecken ein. Der Art nach unterschied sich die Luftspiegelung kaum von einigen der wilderen Formen, die 1820 von dem Polarforscher und Walfänger Scoresby beobachtet und gezeichnet worden waren, aber an diesem Ort und zu dieser Zeit, mit diesen dunklen, unbekannten Bergen, die sich bedrohlich vor uns auftürmten, angesichts jener unnatürlichen älteren Wesen und der Besorgnis, der größte Teil unserer Expeditionsmannschaft könnte einer Katastrophe zum Opfer gefallen sein, sahen wir wohl alle in dieser unheilvollen Erscheinung ein unendlich schlimmes Vorzeichen. Ich war erleichtert, als die Spiegelung sich aufzulösen begann, obwohl während dieses Vorgangs die alptraumhaften Türme und Kegel vorübergehend verzerrte Formen annahmen, die sogar noch scheußlicher waren. Als das ganze Trugbild schließlich in schillernde Wirbel zerfiel, richteten wir unsere Blicke wieder erdwärts und fanden, daß das Ziel unserer Reise nicht mehr fern sein konnte. Die unbekannten Berge ragten vor uns in schwindelnde Höhen auf wie eine fürchterliche, von Giganten errichtete Mauer, und die merkwürdig regelmäßigen Umrisse waren jetzt sogar ohne Fernglas auszumachen. Wir überflogen die niedrigsten Vorberge und entdeckten inmitten der Schneeund Eisfelder und der kahlen Flächen auf dem Hauptplateau zwei dunkle Flecken, die wir für Lakes Lager und Bohrstelle hielten. Die höheren Vorberge erhoben sich in einer Entfernung von fünf bis sechs Meilen und zeichneten sich recht deutlich als niedrigere Kette vor dem furchterregenden Hauptkamm ab, dessen Gipfel höher als die des Himalayas waren. Schließlich begann Ropes der Student, der McTighe an den Instrumenten abgelöst hatte tiefer zu gehen und den linken der beiden dunklen Flecken anzusteuern, dessen Größe ihn als das La ger auswies. Währenddessen sendete McTighe den letzten unzensierten Funkspruch, den die Welt von unserer Expedition erhalten sollte.
Natürlich hat jeder die kurzen, unbefriedigenden Bulletins über den Rest unseres Antarktis-Aufenthalts gelesen. Ein paar Stunden nach der Landung gaben wir einen abgemilderten Bericht über die Tragödie durch, die wir vorgefunden hatten, und meldeten widerstrebend, daß die gesamte Lake-Mannschaft dem furchtbaren Sturm am Tag zuvor oder in der voraufgegangenen Nacht zum Opfer ge fallen war. Elf hatten wir tot aufgefunden, der junge Gedney wurde vermißt. Man verzieh uns unsere verschwommene und nicht sehr ausführliche Berichterstattung, da man sich vorstellen konnte, welchen Schock das traurige Ereignis bei uns ausgelöst haben mußte, und man glaubte uns, als wir erklärten, die Leichen seien durch den Sturm derart bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, daß an eine Überführung nicht zu denken sei. Ja, ich bin tatsächlich ein wenig stolz darauf, daß wir bei allem Schmerz und trotz der äußersten Verwirrung und des panischen Entsetzens, die sich unser bemächtigt hatten, kaum in einem speziellen Punkt von der Wahrheit abwichen. Die fürchterliche Bedeutung liegt in dem, was wir nicht zu sagen wagten und was ich auch jetzt nicht sagen würde, ginge es nicht darum, andere zu warnen, und ihnen dieses unsägliche Grauen zu ersparen.
Tatsache ist, daß der Sturm schreckliche Verwüstungen angerichtet hatte. Ob alle ihn überlebt haben würden, auch ohne die andere Sache, muß sehr bezweifelt werden. Der Sturm mußte, mit unvorstellbarer Gewalt Eispartikel vor sich hertreibend, alles übertroffen haben, was unsere Expedition bislang erlebt hatte. Einer der Schutzwälle für die Flugzeuge sie waren alle, so schien es, viel zu schwach und provisorisch gewesen war fast vollständig pulverisiert worden, und der Bohrturm an der entfernten Bohrstelle war total zertrümmert. Die freiliegenden Metallflächen der Flugzeuge und Bohrgeräte waren regelrecht auf Hochglanz geschliffen, und zwei der kleinen Zelte waren umgerissen worden, trotz der Schneewälle. Holzflächen, die dem Orkan ausgesetzt gewesen waren, wiesen Löcher auf und hatten ihren Anstrich verloren, und jegliche Spuren im Schnee waren vollständig eingeebnet. Es stimmt auch, daß wir keines der urzeitlichen bio logischen Objekte so
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