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Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Titel: Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLV Buchverlag GmbH & Co. KG
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Fünfzigerjahren eine Expedition mit Raupenfahrzeugen und Flugunterstützung quer durch die Antarktis. Ein gigantisches Unternehmen, das heute Hunderte Millionen Dollar kosten würde. Zu Fuß aber hatte noch nie ein Mensch die Antarktis durchquert. Mehr noch, an ein solches Unternehmen dachte in unserer technologischen Zeit kein »vernünftiger« Mensch. Im festen Glauben an die Möglichkeit moderner Technik gab es die ausgefallensten Expeditionsprojekte und Wissenschaftsstationen in der Antarktis. Meine Idee wurde also vom Kontrapunkt genährt. Mit menschlichen Kräften wollte ich nach einem menschlichen Maß der Antarktis suchen. Die Umweltfragen – in der Antarktis, die zu 98 Prozent von Eis bedeckt ist, liegen 70 Prozent des gesamten Süßwasservorkommens der Erde – wuchsen mir also zu.
    Wieder daheim, stellten sich mir logistische Fragen: Wie sollte ich an den Ausgangspunkt meiner Schlittenreise und am Ende wieder nach Hause kommen? Auch brauchte ich einen Partner. Ich entwickelte eine Strategie und fand Arved Fuchs als Mitstreiter, einen norddeutschen Seemann, der Grönland mit Hundeschlitten durchquert hatte und die Navigation beherrschte. Er wollte zwar nicht mitfinanzieren, aber mitlaufen.
    Nie zuvor in meinem Leben bin ich vor einem Start von so vielen Zweifeln geplagt worden wie vor der Antarktis-Durchquerung. Angstträume in jeder Nacht. Wir hätten ja dem gleichen Schicksal wie einst Captain Scott erliegen können. Immer wieder sah ich mich im Traum gefesselt, empfand mich als gelähmt. Ich hatte der Weite, der Unendlichkeit der Antarktis nichts entgegenzusetzen. Erst mit dem Aufbruch lösten sich die Zweifel auf. Jetzt wurde Wirklichkeit, was vorher Tagtraum gewesen war. Harte Wirklichkeit.
    Drei Sommermonate blieben uns für die Durchquerung. Vorher und nachher war es zu kalt. Als Arved Fuchs und ich – völlig auf uns alleine gestellt – losgingen, kamen wir anfangs langsamer voran als geplant. Viel zu langsam. Arved navigierte, ich zog die Spur. Probleme zwischenmenschlicher Art gab es nicht. Nur Probleme mit der Geschwindigkeit. Arved wollte weniger, ich wollte mehr laufen. Wir einigten uns bald auf eine Tagesleistung von sechs Marschstunden. Ein Kompromiss, der uns täglich zurückwarf. Schon nach drei Wochen hinkten wir 200 Kilometer unserem Soll hinterher. Mit diesem Rhythmus war es aussichtslos, die gesamte Antarktis zu durchqueren. Wenn ich im Geiste vorausschaute, überfiel mich Hoffnungslosigkeit. Um unser Tempo zu steigern, beluden wir die Schlitten verschieden schwer. So kamen wir an die erforderlichen 30 Kilometer Tagesleistung heran. Jetzt erst kam bei mir die Hoffnung auf, die Südpolregion bis nach McMurdo zu durchqueren.
    Nach knapp 50 Tagen erreichten wir den Südpol. Wir hatten noch nicht die Hälfte der Strecke geschafft, aber eine erste Zwischenstation erreicht. Mit der Taktik, zu der wir uns gemeinsam hatten durchringen können, wollten wir weitermachen.
    Der Marsch vom Südpol nach McMurdo sollte schwieriger werden als der Anfang. Es gelang uns nur kurzzeitig, mit Hilfe von Segeln den Wind nutzend, schneller zu reisen. Bald blieb der Wind ganz aus. Wieder kamen wir in Bedrängnis. Immerzu waren wir mit unserer Marschleistung im Soll. Eisbrüche und der trockene Schnee bremsten unser Vorankommen. Die Schlitten wogen mehr als 100 Kilo.
    Die kühnste Idee und die Identifikation mit dieser Idee nützen nichts, wenn die nötige Ausdauer fehlt. Arved war anfangs nur mit Tricks und gutem Zureden zu längeren Tagesmärschen zu bewegen gewesen. Am Ende nur noch mit meinem sturen Vorauslaufen, das ihn zu folgen zwang, weil das Zelt in meinem Schlitten lag.
    Unser Zuhause, unsere Sicherheit, schleppten wir im Schlitten hinter uns her. Jeden Abend bauten wir das Zelt auf, jeden Morgen brachen wir es wieder ab. 6000 Spalten und 2800 Kilometer waren zu überwinden. Oft bei Temperaturen bis zu –40 °C, den Wind im Gesicht. Dazu immer die Frage: Kommen wir durch?
    Als wir zurückkehrten in die Zivilisation, konnten wir nicht mehr mit ihr umgehen. Unsere Energie war verbraucht. Das Bier, das wir tranken, brachte unseren Wasserhaushalt durcheinander. Auch vermisste ich die Stille, jene grenzenlose Ruhe und Weite, in der ich drei Monate lang aufgehoben gewesen war – trotz aller Hoffnungslosigkeit manchmal.
    Weitere Schritte sind geplant – Vormachen macht süchtig.

»Dass ich vorher

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