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Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Titel: Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLV Buchverlag GmbH & Co. KG
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wird oft als Rekordsucht verstanden. Ich will diese nicht ausschließen, behaupte aber, dass sie nicht weit trägt. Auch nicht hoch genug. Jedem Grenzgänger geht es viel mehr um die Realisation eines Tagtraums als um einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde.
    Jeder Mensch hat Träume. Früher oder später sucht er die Erlebnisse zu diesen Träumen. Oder er resigniert und verdrängt sie. Besser, er identifiziert sich mit ihnen und lebt sie aus.
    Mit einem Traum, der ohne reale Umsetzung bleibt, kann ein Grenzgänger auf Dauer nicht leben. Ähnlich geht es Künstlern, Managern, Politikern (Letzteren leider zu selten). Sie versuchen, ihre Ideen zu verwirklichen.
    Ich weiß, dass Realität und Tagtraum deckungsgleich werden können. Du denkst dir etwas aus, hast also eine Idee, entwickelst dann im Kopf eine Realutopie und bist in einer dritten Phase fähig, diese in der Realität umzusetzen. Das führt nicht nur zu einem gesteigerten Erfolgserlebnis. Oft stellt sich auch ein starkes Gefühl von Einheit ein. Einssein mit Geist, Körper und Kosmos ist es beim Grenzgang.
    Alle meine Taten haben als Idee im Kopf angefangen. Solange aber eine Idee nur als vage Vorstellung da ist, hat sie wenig Kraft. Erst wenn sie sich auswächst wie ein Kind im Mutterleib, wenn sie sich zur realisierbaren Utopie verdichtet, kann sie geboren, muss sie verwirklicht werden.
    Wenn ich von Tagträumen spreche, meine ich nicht Luftschlösser. Meine Tagträume sind viel realer. Natürlich ist auch ein Tagtraum nur meiner Fantasie entsprungen. Meine Erfahrung und mein Wissen aber lassen den Schluss zu, dass er – theoretisch wenigstens – in die Tat umzusetzen ist.
    Jedem Grenzgang geht dieser innere Prozess voraus. Zumindest bei mir. Und dieses geistige Aufbauen ist – ähnlich wie in der Kunst oder auch in einem Industrieunternehmen – die Basis des späteren Erfolgs.
    Ich lasse dahingestellt, inwieweit eine Idee als Eingebung, als Willensakt oder Erfindung entsteht, erschaut wird. Einmal als Energie erkannt, wird sie weiterge-dacht. Bis sie zur Realutopie geworden ist. Ein Gedankenaufbau wird tragend, sodass er draußen verwirklicht werden kann (in Form einer Tat, eines Kunstwerks, als Industrieprodukt).
    Das Auswachsen einer Idee zu einem inneren Momentum führt, wenn es stark genug ist, zu einem Konzept, das förmlich nach Vollzug drängt. Je stimmiger eine Realutopie, desto klarer das Konzept, desto größer die Erfolgschancen.
    Erfolg hängt auf Dauer ab von der Fähigkeit, starke Visionen zu entwickeln, und der Treue sich selbst gegenüber. Von der Geradlinigkeit, mit der wir unsere Realutopien in Taten umsetzen. Meine Grenzgänge bringen mich deshalb zu meinem Ursprung zurück, weil ich dabei ganz ich sein kann. Aus dieser Identifikation schöpfe ich neue Ideen, Energie, neue Kraft. Zwischen Idee und Tat spannt sich die Identifikation wie eine Sehne zwischen den beiden Enden eines Bogens. So funktioniert es bei mir.
    Obwohl mit beiden Füßen auf dem Boden, bin ich ein Träumer geblieben. Ich habe nie aufgehört, aus Ideen realisierbare Utopien zu entwickeln, und werde meine »Verrücktheiten« erst aufgeben können, wenn mir nichts mehr einfällt. Was andere darüber denken, bleibt sekundär.
    Es liegt eine Herausforderung darin, etwas noch nie Dagewesenes zu tun; mehr noch, etwas zu tun, auch wenn es von allen anderen für unmöglich gehalten wird. Das hat nichts mit Rekorddenken zu tun. Auch wenn ich dabei die Grenzen der Belastbarkeit erreiche; das ist es nicht, was ich bei meinen Grenzgängen suche. Es geht vielmehr um das Umsetzen einer Realutopie in die Tat. Dabei bin ich zuallererst Neuerer, nicht nur Ausführer, Abwickler, Grenzgänger.
    Bergsteigen müsse Vergnügen bereiten – wie oft habe ich das gehört. Schon als Schüler. Der Vorwurf aber, unsere Kletterfahrten am Sonntag seien anstrengender als die ganze Arbeitswoche, berührte mich nie. Zugegeben, die »Arbeit« ist weniger mühsam als eine schwierige Tour. Außerdem bekomme ich fürs Bergsteigen nichts. Nicht die Mühe aber ist ausschlaggebend und nicht die Entlohnung. Es ist die Begeisterung, die Freude an einer Sache. Und was ist absolute Begeisterung anderes als Besessenheit! Ich verlange sehr viel von mir und betreibe meine Sache freiwillig.
    Als Grenzgänger lebe ich für meine Unternehmungen und nicht von ihnen.

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