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Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Titel: Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLV Buchverlag GmbH & Co. KG
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Sicht. Also abwärts! Lawinengefahr. Um die Mittagszeit reißt es auf. Die Sonne bricht durch.Wir klettern durch weichen Schnee bis zum Lager, wo Rosi Alí und Karim warten.
    26.7.1982
    Abstieg ins Basislager. Meine Partner aus Pakistan sind stolz auf den schnellen Erfolg. Obwohl zufrieden mit diesem Aufstieg, lassen sie sich für eine Broad-Peak-Besteigung begeistern. Es ist leicht, anderen Vorstellungen bewusst zu machen, die in ihrem Unterbewusstsein da sind. Zwei Achttausender hat nie ein Pakistani hintereinander bestiegen.Wie motivierend es sein kann, der Erfolgreichste zu sein! Am Nachmittag packen wir.
    27.7.1982
    Sher Khan führt Karim und zwei Träger zum Broad-Peak-Basislager.
    28.7.1982
    Der Höhenmesser steigt: Hohe, dünne Zirren ziehen über den Himmel. Ein Schlecht-wettereinbruch steht bevor.
    Der Vormittag im Gasherbrum-Basislager vergeht mit Warten auf die Träger. Erst gegen 16 Uhr tauchen sie auf. Wir können nur das Allernötigste mitnehmen. Das Packen wird zum Abwägen.
    29.7.1982
    Endgültiger Umzug ins Basecamp am Broad Peak. Langer Tag. 25 Kilometer Schottermarsch.
    30.7.1982
    Herrliches Wetter. Obwohl Wolken am Himmel stehen, ist es angenehm warm, trocken, sommerlich. Wir bauen das Basislager auf und packen für den Aufstieg.
    31.7.1982
    Aufbruch um 4.30 Uhr früh. Zu dritt beziehen wir in 6400 Meter Meereshöhe das erste Biwak.
    1.8.1982
    Später Aufbruch. Trotzdem bin ich um 10 Uhr schon am geplanten Lagerplatz (7100 m). Nazir Sabir und Sher Khan sind hoch motiviert. Ich brauche sie weder zu sichern noch anzutreiben. Sie glauben an meine Wertvorstellungen. Sie haben vom Alpinstil bisher nur gelesen. Jetzt erfahren sie ihn. Dazu der Energierückfluss von der erfolgreichen Gasherbrum-II-Besteigung, der sich jetzt bemerkbar macht.
    Es wird heiß. Wir bleiben. Ich verderbe mir den Magen. Schlecht Nacht. Wir sind ein gut eingespieltes Team. Dabei bin ich nur der Finanzier unserer beiden Besteigungen. Nicht der Leiter. Ich mache den anderen keinerlei Vorschriften.
    2.8.1982
    Aufbruch um 4.45 Uhr früh. Um 9 Uhr sind wir in der Scharte zwischen den beiden Gipfeln. Um 11.05 Uhr endlich der Hauptgipfel! Der letzte Grat ist endlos. Es ist windig, kalt. Abstieg bis ins frühere Lager III (7100 m).
    3.8.1982
    Abstieg ins Basislager.
    Es ist jetzt leicht, im Hattrick die Expedition der Zukunft zu sehen. Diese rückblickende Sinngebung ist eine typische Folge des Erfolgs. Beim Start existierte eine Idee, dann aber gab es Umwege, Rückschläge, Experimente, Risiken. Nur durch Probieren, Zufälle und Beharrlichkeit kam die »einzig richtige Lösung« heraus.
    Durch diesen Hattrick bin ich als Höhenbergsteiger aufs Neue motiviert: »Alle 14 Achttausender« wird zur fixen Idee.
    1986 erst, nach wiederholtem Scheitern, sollte ich damit erfolgreich sein. 16 Jahre lang immer wieder zu scheitern und neu anzufangen – auch das war der Schlüssel zu diesem Erfolg. Ich experimentierte lange – was den Stil, die Finanzierung, die Partner angeht –, um meine aussichtsreichste Arbeitsmethode zu finden. Am Ende mischte ich die Stile, kombinierte verschiedene Taktiken.

»Ein gelungener Grenzgang ist selten. Und unnütz. Wie Gold.«
    Kosten-Nutzen-Analyse
    D ie Tatsache, dass wir unsere Grenzgänge gerne als »die Eroberung des Nutzlosen« hinstellen, besagt nicht, dass sie außerhalb aller Kostenrechnungen oder Nutzenanalysen stehen. Jede Expedition ist auch eine Investition. Sie kostet Zeit, Geld, vor allem Energie. Nur die Energie holen wir uns meist gleich wieder zurück. Jedes Mal, wenn ich von einem Achttausender zurückgekehrt bin, hatte ich die Gewissheit, mich neu entdeckt zu haben. Ich fühlte mich stärker als zuvor. Es war manchmal, als wäre ich neu geboren.
    Solange jemand als Amateur reist, seine »Grenzabenteuer« mit dem Urlaub kombiniert, muss er sie nicht vermarkten. Dasselbe gilt für den Millionär. Anders der Vollzeit-Grenzgänger, der sich immer weiter vorwagt.
    Jede meiner Reisen muss sich selbst tragen. Sonst kann ich auf Dauer nicht als Grenzgänger leben. Deshalb habe ich gelernt, mein Image zu vermarkten, meine Reisen auszuwerten. Weil aber Grenzgänge – vor allem die wahren, jene an der Grenze des gerade noch Machbaren – mit Freizeit gleichgestellt werden, bestehen viele Vorurteile uns Grenzgängern gegenüber.
    Ich behaupte umgekehrt, ich hätte den Einstieg

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