Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers
Schlittens (250 kg) länger gebraucht. Die Gewicht-Zeit-Spirale hätte dann die Realisation unmöglich gemacht.
Je weniger Tage, desto leichter der Schlitten, desto gröÃer die Erfolgschancen â auch das stimmt nur bedingt. In 50 Tagen ist Grönland der Länge nach kaum zu schaffen. Es galt, die Minimalzeit herauszufinden, in der diese riesige Insel zu durchqueren war und dabei die notwendigen Reserven an Brennstoff und Proviant mitzuziehen waren.
Das Weglassprinzip ist Grundvoraussetzung für den Erfolg. Genau zu wissen, was ich weglassen darf und in welcher Menge, ist eine Kunst, die von AuÃenstehenden vielleicht nachempfunden, aber nur schwer erlernt werden kann.
Wenn meine Grenzgänge immer wieder Bewunderung auch bei Laien hervorrufen, dann auch deshalb, weil wir alle ahnen, dass Verzicht â vor allem im Materiellen â zum Menschsein von morgen gehört. Unser Körper, unser wichtigster gemeinsamer Nenner, ist weitgehend gleich. Wenn nun einer mit immer weniger Hilfen immer weiter zu kommen versucht, weist er damit in unsere Zukunft.
Ich stelle dies fest, obgleich ich mir bewusst bin, dass dies überheblich klingt. Einen Anspruch in dieser Richtung haben meine Grenzgänge nicht. Mir sind mit meinen Erfolgen auch keinerlei Allmachtsfantasien zugewachsen. Aber mein Spiel als Grenzgänger hat mich mehr und mehr auf ein geistiges Potenzial aufmerksam gemacht, das ich in vielen wecken möchte. Daneben habe ich in den letzten zwei Jahrzehnten eine Perfektion im Weglassen erreicht, die mich, mehr als meine physischen Voraussetzungen, wiederholt einen Schritt weiter gebracht hat.
Heute hängt die Qualität von Grenzgängen weniger mit der Zielsetzung zusammen als vielmehr mit der kontinuierlichen Minimierung von Hilfen und Technologie. Ich bin nicht grundsätzlich ein Gegner der Technik. Ohne sie könnten wir nicht in so groÃer Zahl auf dieser Erde leben. Und wir in den reichen Industrieländern nicht so komfortabel. Aber ich benutze sie dort nicht (oder nur begrenzt), wo mein Tun praktisch unnütz ist. Und meine Grenzgänge sind unnütz.
Ich bin zum Verzicht-Grenzgänger geworden und überzeugt davon, dass nur dieser Weg Zukunft hat. Futuristisch ist ein Unternehmen nur, wenn es ökologisch sauber, energiesparend und human arbeitet. Ich erwarte deshalb hohe Ansprüche in ökologischer und humaner Hinsicht von allen Unternehmen.
Trotz aller Planung â einen Plan fürs Leben habe ich noch nicht. Ich werde ihn auch im nächsten Jahrzehnt offen lassen. Aber ich weiÃ, dass ich weiterhin weglassen werde. Ich habe gelernt, mit so wenig Sauerstoff wie möglich auszukommen. Beim Versuch, Grönland im Winter zu durchqueren, haben wir freiwillig aufs Licht verzichtet. In der gefürchteten »Wüste des Todes«, der Takla Makan in China, werde ich mit einem Minimum an Wasser leben müssen.
Indem ich immer mehr von den grundsätzlich notwendigen Lebensvoraussetzungen ausknipse, kann ich immer weiter gehende Erfahrungen machen. Allein darin liegt heute der Sinn meiner Reisen.
»Ich richte mein Leben nicht ein â ich bin, und zwar jetzt und nur einmal, auch auf Erfolg aus.«
VII
Erfolg multiplizieren
⢠Die »Eroberung des Nutzlosen«.
⢠Expedition ist auch Investition.
⢠Selbsttragendes Prinzip.
⢠Jede Reise muss sich selbst tragen.
⢠Bessere Strategie ergibt bessere Kosten-Nutzen-Analyse.
⢠Einfachere Lösungen für denselben Nutzen.
⢠Vermarktung als integraler Teil der Expedition.
⢠Selbstverständnis als Werbeträger.
⢠Sponsoring und seine Grenzen.
⢠Kosten minimieren oder Nutzen maximieren.
⢠Gesetz der komparativen Kosten.
⢠Die Zeit dort einsetzen, wo ich am besten bin.
⢠Energierückfluss.
⢠Lustprinzip.
⢠Selbstzweck.
⢠Egoismus.
⢠Lust wächst nicht mit Einsparen.
⢠Moral und Ethik.
⢠Lernprozess.
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»GroÃer Respekt vor einem Ziel fordert das Beste meiner Persönlichkeit heraus.«
Drei Schritte auf einmal
Nach dem Alleingang auf den Mount Everest von Norden (August 1980) und einer Shisha-Pangma-Expedition (Mai 1981) ist mein Ehrgeiz im Höhenbergsteigen befriedigt. Die Idee, drei Achttausender im Rahmen einer einzigen Reise zu besteigen, kommt von einem jüngeren Bergsteiger: Friedl Mutschlechner. Die »Eroberung des Nutzlosen«, als die der Franzose
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