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Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Titel: Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLV Buchverlag GmbH & Co. KG
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sich meine Partner schwertaten, als Stars neben mir bestehen zu können. Einige haben sogar Kapital daraus geschlagen, indem sie mich zum Unmenschen stempelten oder indem sie die Fakten verfälschten.
    Ich nehme gerne einen wesentlichen Teil der Schuld auf mich, wenn ich es anderen schwer mache, sich neben mir zu profilieren. Ich möchte dabei nur berücksichtigt haben, dass nicht ich mich an den anderen profiliere. Nicht nur Arved Fuchs und Peter Habeler profitierten von mir. Sie profilierten sich an meinem Image. Den eigenen Profit im Auge und hinter dem Schutzschild einer verlogenen offiziellen Kameradschaftsideologie versuchten sie und einige andere, ȟber meine Leiche« zu gehen.
    Ich habe mich dagegen gewehrt, ohne die entsprechende Zweckgemeinschaft im Nachhinein zu verurteilen. Die Enttäuschung mit Partnern aber führte zum Wunsch, alles alleine zu machen, es ganz alleine zu Ende zu führen, mehr selbst zu schöpfen. Und dieser Wunsch ist nach meinen Alleingängen noch stärker geworden. Dabei steht bei mir weniger das Bedürfnis im Vordergrund, »alles« zu können, als vielmehr ein starkes Bedürfnis nach Autonomie und Autarkie. Dass ich mit meinen Alleingängen die letzten Tabus der Himalaja-Päpste gebrochen habe, hat mich zwar bekannter gemacht, es hat aber nicht zu meiner Beliebtheit in Bergsteigerkreisen beigetragen. So wurde ich auch im privaten Leben immer mehr zum Alleingänger.
    Allzu lange habe ich mich an alles Mögliche geklammert und so mich selbst und diejenigen erschöpft, an denen ich mich festhielt. Dabei habe ich vor allem den Fehler gemacht, im Lebenspartner den Sinn des Daseins zu sehen.
    Das Faktum Einsamkeit ist ein wesentliches Problem des Menschen. Die Einsamkeit ist aber nicht negativ oder positiv, sie gehört wertfrei zum Menschsein. Viele von uns fürchten sie. Seit Anfang seiner Existenz muss sie den Menschen beschäftigt haben. Wie der Tod. Einsamkeit und Tod sind auch nahe miteinander verwandt. Auch wenn viele von uns diese Realität nicht wahrhaben wollen. Ich denke positiv an den Tod, weil ich auch Einsamkeit positiv empfinde.
    Dabei kann ich auch »in Seilschaft« leben. Und ich habe immer wieder Partner gefunden. Manche Seilschaften haben über Jahre, ja Jahrzehnte gehalten. Einige andere sind nach einem einzigen Unternehmen auseinandergebrochen. Was soll’s.
    Bei jeder neuen Seilschaft muss es zu einem Sich-aufeinander-Einlassen kommen. Im Gegensatz zu einer Partnerschaft, die von vornherein auf Distanz aus ist – jederzeit auflösbar, bindungslos –, bin ich während des Grenzgangs eingebunden in mein Team. Bedingungslos. Natürlich erweisen sich Täuschung und Manipulation dabei oft als hilfreich im Weiterkommen, und ich setze sie ein. Ganz wie im richtigen Leben. Der Geschickteste vermag den Täuscher zu täuschen. Weiter kommt dabei aber die ganze Gruppe. Der Egoismus ist nicht gegen die anderen gerichtet, sondern auf das gemeinsame Ziel hin.
    Grundvoraussetzung für Erfolg bleibt aber ein friedliches Miteinander. Während eines Unternehmens ist neben Können und der Identifikation mit dem gemeinsamen Ziel auch Vertrauen gefragt. Vielleicht bin ich in diesem letzten Punkt besonders empfindlich. Wenn das Vertrauensverhältnis zu einem Partner auch nur im Geringsten gestört ist, kann ich später nicht mehr mit ihm. Mir und dem anderen einreden, dass es trotzdem einen Konsens geben könnte, ist nicht meine Sache. Eine »kaputte« Seilschaft hält nicht. Wie eine kaputte Ehe. Du kannst vielleicht den anderen eine Zeit lang belügen, dich selbst nicht.
    Obwohl ich mich immer bemüht habe, nicht nach alten Expeditionsmustern vorzugehen, habe ich auch unangenehme Erfahrungen gemacht. Jeder denkt an sich selbst zuerst, und ein Team ist so gut wie das schwächste Glied. Der Schwächere bestimmt das Tempo. Beim großen Bergsteigen ist diese Problematik weniger gegeben. Wir starten in einem Basislager, steigen hinauf und kommen wieder dorthin zurück. In Schwingbewegungen nähern wir uns dem Gipfel. Wir akklimatisieren uns, bereiten vor. In dieser Phase stellt sich mehr und mehr heraus, wer die Stärksten in einem Team sind. Und die Stärksten gehen zusammen, am Ende normalerweise zum Gipfel. Es kann auch einer 1000 Meter unter dem Gipfel warten, der andere steigt weiter und kommt wieder zurück.
    Bei meiner ersten Achttausender-Expedition zum Nanga

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