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Berger, Fabian

Berger, Fabian

Titel: Berger, Fabian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiefschlaf
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führte Vollmer zielsicher durch die Südstadt. Nachdem er die Alteburger Straße verlassen hatte, näherte er sich langsam dem Tatort. Eine kleine Gruppe Schaulustiger beobachtete neugierig den Verlauf der polizeilichen Aktivitäten. In weiße Overalls gekleidete Beamte der Spurensicherung verließen das Haus und versammelten sich am geöffneten Kofferraum eines Einsatzwagens. Vollmer entschied sich, den Rest der Strecke zu Fuß zurückzulegen und parkte den Wagen in zweiter Reihe. Er griff nach der Kamera auf seinem Rücksitz und näherte sich unauffällig dem Geschehen. Gleich nachdem er sich unter die Zuschauer gemischt hatte, begann er mit seinen eigenen Ermittlungen.
    »Wissen Sie, was da passiert ist?«, fragte er eine ältere Frau mit üppiger Figur, die ihren Blick nicht von dem Hauseingang abwenden konnte.
    »Was glauben Sie denn?«, antwortete sie barsch. Sie schien sich von seiner Frage gestört zu fühlen und befürchtete wohl, durch seine Ablenkung etwas Wichtiges zu verpassen. Mit ausgestrecktem Arm deutete sie auf das beleuchtete Gebäude. »In dem Haus dort hat man eine Leiche gefunden.«
    »Nein, wirklich? Und wen?«
    »Keine Ahnung. Wir wohnen ein paar Häuser weiter. Was weiß ich, wer da wohnt?«
    Beherzt ging er auf einen uniformierten Beamten zu, der den Eingang vor unerlaubtem Zutritt absicherte. Als sich ihre Blicke trafen, drehte sich der Beamte weg.
    »Jan Vollmer, Kölner Blatt. Können Sie mir sagen, was hier genau vorgefallen ist?« Mit einem selbstsicheren Gesichtsausdruck hielt er den Stift in seiner Hand zum Schreiben bereit.
    »Tut mir leid«, erwiderte der Beamte mit einem Kopfschütteln, ohne den Reporter eines weiteren Blickes zu würdigen, »Ich kann Ihnen keine Auskunft geben.«
    »Und warum nicht?« Vollmer versuchte es erneut, obwohl er ahnte, dass seine Nachfrage erfolglos bleiben würde.
    »Wie gesagt«, wiederholte der Beamte. »Ich kann Ihnen nichts dazu sagen.« Er trat einen Schritt zurück und zeigte dem Journalisten damit, dass das Gespräch für ihn beendet war.
    Resigniert ließ Vollmer die Arme sinken und hielt nach weiteren Personen Ausschau, die ihm bei der Recherche nützlich sein könnten. Ein Mann mittleren Alters trat durch die Tür des Hauses auf die Straße: Doktor Tornsen, Mitarbeiter der forensischen Pathologie im Institut für Rechtsmedizin. Soweit Vollmer wusste, genoss der Mann einen hervorragenden Ruf. Sein Einsatz beschränkte sich im Wesentlichen auf wirklich bedeutsame und von der Norm abweichende Mordfälle, die meist im Fokus der Öffentlichkeit standen oder stehen würden. Vollmer wusste, dass er sich eine Befragung Tornsens sparen konnte, und blickte suchend durch die Menge. Eine ältere Frau, die scheinbar mit einer Kreislaufschwäche zu kämpfen hatte, war in Behandlung des Notarztes. Er nahm seinen Fotoapparat zur Hand und schoss ein paar Bilder vom Haus. Dabei behielt er die Szene im Augenwinkel und wartete auf eine Gelegenheit, der Frau näherzukommen. Als sich der Arzt von ihr abwendete, ging Vollmer auf sie zu.
    »Sie sehen ja vollkommen mitgenommen aus«, begann er das Gespräch.
    »Sie würden auch nicht besser aussehen, wenn Sie das gesehen hätten.«
    Er brannte vor Neugier, doch er musste sich zügeln und äußerst behutsam vorgehen. »Das glaube ich Ihnen gerne. Eine Leiche sieht man nicht alle Tage.«
    Sie atmete tief durch. »Ich bin Krankenschwester und habe schon viele Tote gesehen. Das macht mir nichts aus. Aber das …« Angewidert hielt sie sich die Hand vor den Mund und verstummte.
    Vollmer hakte weiter nach. »Was meinen Sie damit?«
    Die Frau zögerte, fuhr dann aber fort. »Zu Anfang war dieser bestialische Gestank im Treppenhaus, der immer schlimmer wurde. Ich dachte erst, dass einer der Hausbewohner vielleicht in Urlaub gefahren sei, und dessen Kühlschrank seinen Geist aufgegeben hat. Auch wenn ich den Anblick von Verstorbenen gewohnt bin, weiß ich noch lange nicht, wie sie nach einiger Zeit riechen«, rechtfertigte sie ihre Fehleinschätzung. »Jedenfalls habe ich es nach ein paar Tagen nicht mehr ausgehalten und die Polizei verständigt. Als die Beamten eintrafen, habe ich denen die Tür geöffnet. Sie müssen wissen, ich bin die Eigentümerin und habe für den Notfall einen Ersatzschlüssel für jede Wohnung des Hauses, auch wenn ich es eigentlich nicht dürfte. Aber man weiß ja nie.«
    Vollmer musste sie unterbrechen und sie auf das Wesentliche zurückführen. »Und dann?«
    Die Frau sah ihm in die Augen. Pures

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