Berger, Fabian
Verfolger aus sicherer Entfernung, wie der Wagen den Unfallort in entgegengesetzter Richtung verließ. Er zog das Foto der Frau abermals aus seiner Jacke und betrachtete es genau. Dann zerknüllte er das Bild und steckte es wieder ein. Schnaubend nahm er sein Handy hervor und winkte nach einem Taxi.
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I mhoff wandelte durch sein Büro und blätterte angestrengt in einer Akte. Die bisherigen Ergebnisse waren vielversprechender als er vermutet hatte. Mit Genugtuung stellte er fest, dass er bei der Pressekonferenz den Mund nicht zu voll genommen hatte. Ganz im Gegenteil. Alles deutete darauf hin, dass die Erwartungen bei Weitem übertroffen waren. Lediglich ein lästiges Problem war noch zu beseitigen. Erleichtert legte er die Akte beiseite und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Mit entspannter Miene verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf und starrte in die Luft. Ein Klopfen riss ihn aus seinen Überlegungen. Automatisch setzte er sich aufrecht und rief gereizt durch die geschlossene Tür seines Büros.
»Ja, bitte!«
Seine Sekretärin trat ein. »Entschuldigen Sie, Herr Doktor Imhoff. Ich weiß, dass Sie nicht gestört werden wollen, aber ich muss Sie an Ihren Termin erinnern.«
Er sah auf seine Armbanduhr. »Der Termin. Richtig.« Mit wedelnder Hand scheuchte er seine Mitarbeiterin wieder hinaus. Er zog eine Mappe aus einem Stapel heraus und griff nach seiner Tasche. Das Läuten des Telefons verzögerte seinen Aufbruch. Schnell nahm er das Gespräch entgegen.
»Imhoff!« Aufmerksam lauschte er den Worten des Anrufers, bevor er antwortete. »Dann sehen Sie zu, wie Sie das wieder hinbiegen! Sie werden schließlich dafür bezahlt! Und wagen Sie es ja nicht, noch einmal hier anzurufen. Wenn Sie mich sprechen wollen, dann nur über mein Handy! Haben Sie mich verstanden?« Er knallte den Hörer zurück in die Station, verstaute die Mappe in seiner Tasche und verließ das Büro.
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C lara beugte sich auf der Rückbank des Dienstwagens vor und wies Lorenz den Weg. »Hier vorne ist es.«
Er parkte direkt vor dem Haus, stieg aus und öffnete ihr die Autotür. Gemeinsam schritten sie zum Hauseingang.
Clara zog ihren Schlüssel hervor und entriegelte das Schloss. Kaum war sie in das dunkle Treppenhaus getreten, drehte sie sich noch mal um und bedankte sich.
Doch Lorenz war entschlossen, sie wenigstens bis in ihre Wohnung zu begleiten. Stufe für Stufe folgten er und Hannah der Frau bis in den zweiten Stock.
Clara öffnete die Tür einen Spaltbreit. Der sterile Geruch von Ammoniak strömte ihnen entgegen. Nur zögernd gewährte sie den beiden Beamten Zugang. Der dunkle Flur der Wohnung war beengend. Clara schaltete das Licht an und betrat das angrenzende Zimmer. Sie setzte sich auf die Kante des frisch gemachten Bettes, das zusammen mit einer kleinen, eleganten Sitzgelegenheit den Raum dominierte.
Hannah und Lorenz folgten ihr und schauten sich um. Der äußerst puristische Stil überraschte ihn. Er hatte sich zwar eine sehr moderne Wohnung vorgestellt, doch mit einer solchen Kargheit hatte er nicht gerechnet.
Hannah hatte inzwischen die Küche gefunden und kehrte mit einem Glas Wasser zurück.
»Wie geht es Ihnen, Frau Berg?«
»Besser.« Sie lächelte und nahm das Getränk entgegen.
Sein Blick wanderte erneut durch das Zimmer. Es überraschte ihn, dass weder Bücher noch irgendwelche Bilder zur Einrichtung gehörten. Ihre persönlichen Gegenstände mussten entweder im Schrank verstaut oder gar nicht erst vorhanden sein.
»Wie lange wohnen Sie schon hier, wenn ich fragen darf?«
Clara dachte sichtlich angestrengt nach. »Erst ein paar Wochen. Sie sehen ja selbst, dass ich noch nicht die Zeit gefunden habe, die Wohnung vernünftig zu möblieren. Irgendwie kommt immer etwas dazwischen.«
»Das kenne ich«, heuchelte er. Er wollte sie nicht in Verlegenheit bringen.
»Vielleicht lasse ich es auch so, wie es jetzt ist. Ich bin ohnehin selten zu Hause. Und außerdem habe ich mich inzwischen daran gewöhnt.« Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern.
»Wir werden Sie jetzt alleine lassen, Frau Berg. Falls Sie aber merken, dass es Ihnen schlechter geht, dann rufen Sie mich sofort an. Ich gebe Ihnen meine Nummer.« Er legte eine Visitenkarte aufs Bett. »Egal wann!«, fügte er hinzu und gab Hannah einen Wink, dass sie aufbrechen sollten.
Gleich nachdem die Tür hinter den Beamten ins Schloss gefallen war, ließ Clara sich rücklings aufs Bett fallen und starrte gedankenverloren zur Decke. Der Schreck
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