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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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Langbogen geben lassen, aber seinen eigenen Jagddolch mitgebracht. Alessandro beobachtete, wie er seine Schärfe prüfte, und mit einer stolzen Geste über die Goldverzierungen und eingelegten Rubine des Griffs strich. Er trug hautenge, gestreifte Beinkleider und ein kurzes Jagdwams aus Leder. Offensichtlich war es ihm schon am frühen Morgen sehr warm, denn er knüpfte sich die Armel ab und entblößte seine Arme. Mehr noch als an den Tagen zuvor bewunderte Alessandro Cesares Gestalt. Jede Muskelfaser, jede Sehne war deutlich ausgeprägt. Aber auf diesem Körper, über den sich Donatello und Verrocchio gefreut hätten, weil sie ihn zum Vorbild eines griechischen Gottes hätten nehmen können, saß ein Kopf mit einem Gesicht, das kaum Sympathien erweckte. Die Züge waren zwar männlich markant, aber der Mund wirkte verkniffen und die Augen …? Verschlagen , fiel Alessandro als erstes ein, aber er glaubte sich sofort verbessern zu müssen. Die dunklen Augen schauten prüfend, vielleicht sogar lauernd die Menschen um ihn herum an; in den Momenten jedoch, in denen sich Cesare unbeobachtet fühlte, stand in ihnen plötzlich eine unausgesprochene, einsame Trauer. Eine Trauer, die schnell in Entschlossenheit, ja Grausamkeit umschlagen konnte.
    Die Hunde voran, ritt die Jagdgesellschaft eine Weile durch halboffenes Gelände. Der Wind kam ihnen nun deutlich entgegen, und Lorenzo ließ die Gruppe am Rande eines unübersichtlichen und dichten Eichenwaldes anhalten. Der Jagdaufseher wies auf den aufgewühlten Boden der Lichtung hin und auf mehrere Waldwege oder Schneisen, die in offeneres Gelände führten. Er wolle jetzt mit den Hunden das Schwarzwild, das mit Sicherheit im Eichengebüsch lagere, umgehen und, sobald es Witterung aufgenommen habe, in ihre Richtung treiben. Da der Wind gut stünde, könnten die Herren in aller Ruhe die Tiere abwarten und dann in dem offeneren Gelände verfolgen und stellen.
    »Worauf wartest du noch?« blaffte ihn Cesare an. Lorenzo schaute erstaunt auf und gab dem Jagdaufseher einen Wink. Eine Weile hörte man nur sich entfernendes Hundegebell. Die Männer sprangen von ihren Pferden, vertraten sich die Beine und schlugen ihr Wasser ab.
    Inzwischen war es heiß geworden, die Hunde waren kaum noch zu hören, die Männer dösten im Gras.
    »Wann kommt eigentlich dein Bruder Angelo?« fragte Accurse Maynier.
    »Er sollte längst hier sein«, antwortete Alessandro mit halblauter Stimme. »Hoffentlich ist er unterwegs nicht aufgehalten oder gar überfallen worden.«
    »Aber er wird sich doch zu wehren wissen – als Condottiere.«
    Alessandro legte unsicher-abwägend seinen Kopf zur Seite.
    »Mein Bruder Angelo kannte sich immer besser in der Bibel aus als in der Feldherrenkunst. Und ein großer Fechter war er auch nicht.«
    Cesare war inzwischen, auf dem Rücken liegend, eingeschlafen und schnarchte. Lorenzo saß in sich gekehrt auf einem Stein, das Kinn auf seine Hand gestützt. Giovanni Crispo holte einen Brief aus einer Innentasche seines Jagdkleides und überflog ihn noch einmal. Pico las ein Buch, und Lorenzos Söhne alberten herum.
    Plötzlich wurde das Hundegebell lauter. Cesare öffnete die Augen, sprang auf und schwang sich aufs Pferd. Die anderen folgten ihm. Und dann ging alles sehr schnell. Aus dem Gebüsch brach eine Bache mit einer Reihe von Frischlingen, schlug einen Haken und verschwand nach Süden. Cesare lachte. »Toskanisches Jagdglück!« rief er höhnisch. Aber der Hohn verging ihm, als mehrere Keiler, darunter ein mächtiger, grauborstiger mit gefährlich vorstehenden Hauern, auftauchten. Alessandro wunderte sich, daß sie nicht besprochen hatten, wie sie bei der Jagd vorgehen wollten, aber Lorenzo hatte bisher geschwiegen, niemand hatte so schnell die Tiere erwartet, und jetzt war es zu spät.
    Die Pferde wieherten auf, tänzelten unruhig hin und her, die Reiter griffen nach ihren Spießen. Giovanni nahm sich den Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne. Einer der Jagdhelfer, die bei ihnen geblieben waren, rief ihnen zu, sich ruhig zu verhalten und abzuwarten, wohin die Keiler flüchten würden. Außerdem sollten sie sich vor dem Grauborstigen in acht nehmen, das sei ein ganz gerissener, er habe schon einmal einen Mann tödlich verletzt.
    »Halt’s Maul, wir wissen selber, was zu tun ist«, brüllte Cesare und stürmte auf die Keiler zu. Die Tiere waren sofort verschwunden, und Cesare brachte sein Pferd vor dem Dickicht zum Stehen. Inzwischen war die Hundemeute

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