Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes
herangekommen. Wütendes Schnauben, Bellen und Knurren, aufheulende Hunde. Und wieder brach die Rotte aus dem Dickicht, verfolgt von der Meute. Ein paar Hunde bluteten schon, ein Keiler humpelte, an seine Seite hatten sich mehrere Hunde verbissen. Wie auf Absprache stürmten die Keiler in unterschiedliche Richtungen davon, und die Jäger wußten nicht recht, welchem Tier sie folgen sollten. Cesare brüllte wieder etwas, er ließ sein Pferd hochsteigen und galoppierte dann dem Grauborstigen hinterher. Er achtete nicht auf die Hunde, und sein Pferd trampelte einen zu Tode. Alessandro folgte ihm.
Der Keiler nutzte jedes Hindernis, um geschickt wegzutauchen. Ein Teil der Hunde folgte ihm, andere jagten dem Rest der Keiler nach, die sich geschickt verstreuten. Die Hundeführer schrien den Hunden etwas zu, aber nun wurden sie von zwei noch jungen, leicht verletzten und wütenden Keilern angegriffen, und das Durcheinander vergrößerte sich.
Lorenzo schaute sich unsicher um und folgte dann Cesare und Alessandro, der Rest der Jagdgruppe schloß sich ihm an.
Der alte Keiler war plötzlich in einer dichten, dornigen Gebüschgruppe verschwunden, in die kein Reiter ihm folgen konnte. Auch die Hunde waren nicht mehr zu sehen; ein wütendes Aufheulen zeigte aber, daß das Tier sich ihnen gestellt hatte. Die Jäger griffen nach ihren Spießen, nur Crispo legte einen Pfeil an und spannte den Bogen. Cesares Pferd tänzelte nervös hin und her, die anderen Reiter verteilten sich langsam um das Gebüsch. Und da brach der Keiler wieder hervor, mit blutigen Hauern. An seinen Rücken hatte sich einer der Hunde verbissen und wurde bis zum nächsten Baumstamm mitgeschleift, und bevor man dem alten Keiler folgen konnte, hatte er schon den Hund abgestreift und griff ihn nun direkt an. Die Hauer schlitzten dem aufheulenden Tier die Seite auf.
Aber nun war der Keiler eingekreist und sah kein Entkommen mehr. Schon steckte Crispos Pfeil in seinem Rücken. Alessandros Spieß erreichte seine Hinterflanke, eine wütende Bewegung schüttelte ihn ab. Aus einer klaffenden Wunde sprudelte Blut. Cesare ließ sein Pferd zurückgehen und griff nach dem Sauspieß, mit dem er das Tier tödlich verletzen konnte. Aber dafür hätte er absitzen müssen. Doch der Keiler, noch viel zu wenig geschwächt, wütete unter den Hunden. Cesare gab einen unartikulierten Schrei von sich, schleuderte seinen Spieß. Dieser sollte das Herz des Keilers treffen, aber da ihm gerade ein Hund an die Kehle ging, durchbohrte er den Hund und verletzte den Keiler nur leicht.
Der Jagdgehilfe wollte seinen Hunden zu Hilfe eilen. Mit dem Jagdspieß ging er den Keiler frontal an. »Laß ihn mir, laß ihn mir!« schrie Cesare. Der Spieß bohrte sich in den Keiler, und für einen Augenblick glaubte Alessandro, der Kampf sei entschieden, der Keiler, der wie der Fürst der Unterwelt sieben Leben zu haben schien, nun endlich erledigt. Er sprang vom Pferd, Cesare und Giovanni Crispo folgten. Sie hatten ihre Dolche in der Hand, mit denen sie dem Tier den Todesstoß versetzen wollten. Auch der Jagdhelfer griff nach seinem Dolch. Doch in diesem Augenblick, so nah am Tod, schienen dem Keiler ungeahnte Kräfte zu wachsen, und obwohl er aus vielen Wunden blutete, obwohl sich immer mehr Hunde in seine Flanken verbissen, stürzte er sich auf den jungen Mann.
Alessandro wollte ihm zu Hilfe eilen, aber Cesare riß ihn zurück. Gleichzeitig stolperte Crispo über einen Hund und schlug der Länge nach auf den Boden. Sein Dolch fiel ihm aus der Hand. Der Keiler hatte inzwischen den Jagdhelfer umgerannt und schlitzte ihm zuerst den Arm und die Brust, dann die Kehle auf. Hilflos lag er unter dem vor Blut triefenden Tier. Cesare rief etwas, ebenso der auf dem Boden liegende Crispo und Lorenzo, der noch auf seinem Pferd saß und nicht wagte, seinen Spieß zu werfen. In dem Durcheinander war niemand zu verstehen.
Der Keiler griff jetzt Crispo an, und nun ließ sich Alessandro nicht mehr zurückhalten. Aber bevor er eingreifen konnte, hatte Cesare dem Keiler seinen Dolch in die Seite gestoßen. Kaum steckte die Klinge, packte er die beiden Hauer und warf sich auf das Tier, um den sich mit letzter Kraft Wehrenden zu Tode zu ringen. Auf den blutiggekratzten Armen traten die Sehnen und Adern hervor. Die Muskeln schwollen an. Cesare schrie und keuchte. Der Keiler versuchte ihn abzuschütteln, aber es gelang ihm nicht. Für einen kurzen Augenblick schienen die Kämpfenden zu erstarren. Cesare versuchte, dem
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