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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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entscheiden, dann gibt es keine Willensfreiheit – nichts ist vorherbestimmt.«
    »Man muß die Sterne nur richtig lesen«, entgegnete der Vater.
    »Und steht auch in den Sternen, daß ich jetzt nicht mehr einen Orsini, sondern Giovanni Crispo heiraten soll?«
    Ihre Stimme war schnippisch, und der Vater schaute erstaunt auf. »Du bist im heiratsfähigen Alter – und alles paßt.« Er wischte sich mit einem Tuch die Augen trocken und legte seinen Arm um Silvia. »Das weißt du doch. Die Crispo sind eine aufsteigende Familie. Giovanni ist ein schöner Mann, Roms unverheiratete Töchter reißen sich um ihn.« Der Vater drückte Silvia an sich. »Merkur und Venus nähern sich einer Konjunktion, das zeigt mir …«
    »Aber der Vater Crispo hat sich lange Zeit nicht gerührt«, unterbrach ihn Silvia, »sie sind gar nicht mehr an mir interessiert.«
    Ihr Vater schaute sie erschrocken an. »Wer sagt das?«
    »Das sagt niemand. Aber ist denn Giovanni überhaupt schon aus Florenz zurückgekehrt?«
    »Sie müssen dieser Tage in Rom eintreffen.«
    »Sie?« rief Silvia erregt. »Ist Alessandro auch dabei?« Sie merkte selbst, wie ihre Stimme zu jubeln begann. Sie wollte ihrem Vater einen Kuß geben, aber er wehrte sie ab. »Schlag dir deinen Alessandro aus dem Kopf. Du mußt Giovanni Crispo heiraten. Der Farnese wird ohnehin wieder in den Kirchendienst eintreten. Abgesehen davon, würden sie eine zu hohe Mitgiftsumme fordern. Nein, es läßt sich nur mit dem Crispo machen.«
    Der Vater starrte erneut auf seine Zeichen und Zahlen und begann zu rechnen.
    »Und was ist mit Clarissa?« fragte Silvia patzig. »Sollte sie dir nicht ein schönes Sümmchen bringen?« Der Vater schaute mit Leidensmiene auf, und diese Miene reizte Silvia noch mehr als seine Heulerei. Sie wünschte sich einen starken Vater, keinen Schwächling, der sich nur stark und stur zeigte, wenn es darum ging, seine Tochter zu verkaufen.
    »Wolltest du nicht Schwiegersohn eines einflußreichen Kardinals werden, womöglich eines künftigen Papstes?« fuhr sie fort.
    Der Vater schaute noch leidender.
    »Mein Vater, der Schwiegersohn eines Papstes – dann hast du doch ausgesorgt!« Sie war laut und bestimmend geworden. »Dann brauche ich wirklich keinen Crispo mehr zu heiraten.«
    »Della Rovere will kaum noch etwas zahlen, und die junge Signorina ziert sich – wegen eines Ungläubigen! Was sind das für Zeiten!« Die Stimme des Vaters war nun vollends brüchig. »Ich will nur noch nach Frascati zurück und dort in Ruhe leben. Es gibt kein Glück mehr für mich, ich spüre es.« Er sprach so leise, daß Silvia ihn kaum verstand.
    Und plötzlich kam ihr eine neue Idee.
    »Heirate doch Ippolita! Dann schuldet Vater Crispo dir eine Mitgift. Die Schulden bei ihm wären sofort bezahlt.« Je mehr Silvia über diesen Einfall nachdachte, desto überzeugender schien er ihr. Die Mutter Oberin, die ihr so geholfen hatte während der ersten Monate im Kloster, ihre Freundin, lebte dann ganz in ihrer Nähe. Sie würde aus den Fängen des Kardinals Borgia befreit …
    »Sie war vom Teufel besessen.« Die Stimme des Vaters klang nun wieder sachlich, und dies zeigte Silvia, daß er ihren Vorschlag sich zumindest durch den Kopf gehen ließ.
    »Sie ist ein so lieber Mensch – und auch nicht so dick wie Clarissa. O Gott, sie würde uns lieben …« Silvia schlang ihre Arme um den Hals ihres Vaters und drückte ihm einen Kuß auf die Wange. Vielleicht hatte sie tatsächlich eine Lösung gefunden.
    »Der alte Crispo spricht nie von ihr«, sagte der Vater. »Und die Gerüchte, die über sie in Umlauf sind … Ich weiß nicht … Vielleicht holen wir uns den Teufel auch in unser Haus. Ich bin froh, daß wir ihn endlich mit Rosella los sind.«
    Sein zögerliches Sprechen zeigte, daß er noch immer über ihren Vorschlag nachdachte. Er befreite sich aus Silvias Umarmung, warf einen prüfenden Blick auf sie und stellte sich ans Fenster. »Vielleicht lebt sie gar nicht mehr«, sagte er, aber bevor Silvia noch protestieren konnte, korrigierte er sich selbst: »Ich habe allerdings auch nichts von ihrem Tod gehört. Und wenn Kardinal Borgia sie vom Teufel befreit hat, müßte sie … Also, du heiratest Giovanni, ich heirate Ippolita …« Ein rachsüchtiger Ausdruck zog über sein Gesicht. »Dann muß der Crispo mir das zurückgeben, was er mir gestohlen hat. Wir sind wieder zu dritt, Chigi, er und ich, das Spiel beginnt von neuem.«
    Der Vater gab Silvia, plötzlich in guter Stimmung, einen

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