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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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bösen Stecken, wenn er mir die Beichte abnimmt, wenn er mir die Strafen auferlegt und ich niederknien muß …«
    »Sei still«, flüsterte Silvia und strich ihr übers Gesicht. Aber Ippolita sprang auf, riß ihren Rock wieder hoch und drückte Silvias Finger auf blaue und dunkelviolette Striemen.
    »Die Peitsche saust nieder, immer wieder«, preßte sie atemlos hervor, »und dann dringt er ein, wie der Erzengel Michael, mit seinem Schwert, um den Teufel aus mir herauszujagen.«
    Wie von einem Schlag getroffen, stürzte sie zu Boden und bewegte sich nicht mehr. Als Silvia sich niederbeugte, hörte sie sie beten: » Magnificat anima mea Dominum . Hochpreist den Herrn meine Seele.«
    »Ippolita«, flüsterte Silvia, »verstehst du mich, wir wollen dich hier herausholen.«
    » Exsultavit Spiritus meus in Deo , salutari meo . Mein Geist frohlockt in Gott, meinem Heile.« Ippolita hielt ihr Gesicht hinter den schwarzen Ärmeln ihrer Bekleidung verborgen.
    »Mein Vater soll mit deinem Vater reden. Vielleicht kannst du ihn heiraten.«
    » Quia respexit humilitatem ancillae suae : ecce enim ex hoc beatam me dicent omnes generationes . Quia fecit mihi magna qui potens est . Denn gnädig blickt Er auf Seine niedre Magd; siehe, selig preisen mich von nun an die Geschlechter. Denn Großes hat an mir der Mächtige getan.« Ippolita sprach immer schneller und lauter, sie wiederholte die Sätze, sprang auf und begann wieder zu tanzen.
    »Er will mich heiraten, er will mich heiraten«, sang sie, drehte sich um die eigene Achse und warf die Arme anbetend vor dem Kruzifix hoch.
    Silvia stand neben dem Altar und spürte, daß sie am ganzen Leib zitterte und nicht mehr sprechen konnte. Ihre Knie wurden weich, und sie mußte sich setzen. Ippolita, die in der Pose der Anbetung erstarrt war, sank in sich zusammen und setzte sich neben sie. Langsam schob sie ihre Haube vom Kopf und entblößte ihre Haare, lockerte sie und ließ sie über ihre Schultern fallen. Der irre Blick war aus ihrem Gesicht gewichen, sie schaute Silvia forschend an.
    »Er will mich wirklich heiraten?« Sie wirkte nun völlig normal und vernünftig.
    Silvia nickte. »Es war meine Idee. Ich soll deinen Bruder heiraten, aber …«
    Ippolita ließ sie nicht ausreden, fiel ihr um den Hals. »O ja, du mußt ihn heiraten. Wir werden alle glücklich.«
    »Aber eigentlich liebe ich noch immer Alessandro Farnese. Obwohl er mich vergessen hat.«
    Ippolita küßte ihre Hand und wiederholte unaufhörlich: »Wir werden glücklich, wir werden glücklich.«

TEIL III
DIE EROBERUNG DES GLÜCKS
     
34. K APITEL
    Im Licht der untergehenden Sonne kehrte Alessandro in seine Heimat zurück.
    Die Reisenden hatten den Weg über Orvieto und Bolsena gewählt und waren schon eine Weile am See entlanggeritten, die Inseln der Familie Farnese vor Augen und bald auch die hochragende Burg von Capodimonte. Alessandro sah seinen Bruder ein Gebet murmeln und fühlte sich von Ugo beobachtet. Er trieb sein Pferd zu einer schnelleren Gangart an. In die Freude über die Rückkehr mischte sich beklemmende Unsicherheit darüber, was ihn erwartete. Noch nie war ihm aufgefallen, wie abweisend und herrisch ihre Burg über der kleinen Halbinsel thronte und wie ängstlich die Häuser des Orts sich an die Felsen duckten. Als Kind hatte er oft mit den Dorfjungen gespielt, sie waren zusammen geschwommen, hinausgerudert auf den See, hatten geangelt. Seine Mutter hatte dies nie gern gesehen. Aber der Vater war leutselig gewesen, er konnte mit jedem reden, auch mit Schweinehirten und blinden Bettlern. Sein Vater fühlte mit jeder Kreatur. Wie hilfreich wäre es, er würde noch leben und seinem Sohn beistehen! Alessandro wartete vor dem Tor der Burg auf die Mitreisenden, die sich erst einmal in die Kirche begaben. Er folgte ihnen unwillig , und betete kurz.
    Die Mutter eilte ihnen im Innenhof entgegen. Sie küßte Angelo auf die Stirn. Nun erschien auch Giulia und flog Alessandro in die Arme. Beide Frauen schlugen erstaunt und bewundernd die Hände über dem Kopf zusammen über Angelos männlich-breite Statur, und er lächelte, als hätte er diese Huldigung erwartet.
    »O meine Jungen!« rief die Mutter erleichtert. »Ihr lebt! Ihr seid gesund! Jetzt gehen meine Träume in Erfüllung. Jeder von euch wird seinen Weg gehen. Ich bin so glücklich!«
    Sie zog nun auch Alessandro an sich heran und küßte ihn auf die Stirn. Tränen standen in ihren Augen.
    Accurse Maynier und Giovanni Crispo blieben nur eine Nacht in

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