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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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seiner weißen Robe umstanden wie ein purpurner Glorienschein.
    »Darf ich dir noch einmal gratulieren, Alessandro?« Lucrezia stieg auf die Zehen, reckte ihr Gesicht ihm entgegen und küßte ihn, bevor er sich versehen hatte, direkt auf den Mund.
37. K APITEL
    Silvia hatte sich, erhitzt vom Tanz mit Giovanni Crispo, im Schatten einer großen Zeder niedergelassen und sich ein Glas Wasser reichen lassen, als ihr Blick auf Alessandro und Lucrezia fiel. Beinahe wäre ihr das Glas aus der Hand geglitten. Alessandro … küßte … die frühreife Papsttochter! War er nicht gerade erst zum Kardinal ernannt worden? Wollte er vielleicht aller Welt vor Augen führen, wie sehr er sich an die kirchlichen Gesetze zu halten beabsichtige? Und war die dreizehnjährige Papsttochter nicht kürzlich, viel zu früh für ihr Alter, mit Giovanni Sforza, dem Conte di Pesaro, verheiratet worden? Und nun küßten sich der Kardinal Farnese und die verheiratete Contessa di Pesaro in aller Öffentlichkeit – und keiner nahm daran Anstoß, schien es überhaupt nur wahrzunehmen!
    Silvia drehte sich kurz Giovanni Crispo zu, der sich neben sie gesetzt hatte und wie zufällig seine Hand auf ihre legte. Sie zog ihre Hand weg, lächelte ihn aber an, beobachtete dann sofort wieder das schamlose Paar. Überall in Rom streuten die päpstlichen Günstlinge Loblieder auf die kluge und schöne Lucrezia aus, ihr Lehrer, der berühmte Humanist Pomponeo Leto, habe ihr elegantes Latein gelobt, aber sie sei nicht nur klug, sondern auch trotz ihrer Jugend eine Schönheit, mit ihrem goldenen Haar, den strahlendweißen Zähnen und der wohlgeformten Büste. Silvia fand diese einfältigen Lobhudeleien peinlich. Ihre Freundin Giulia war schön, darüber gab es keinen Zweifel, auch die Neider mußten dies zugeben, aber Lucrezia hatte eine zu schmale Nase, einen zu großen Mund, dafür einen zu kleinen Busen. Aber vielleicht wuchsen ihr die Brüste noch, wenn sie älter und womöglich schwanger wurde. Falls sie überhaupt schon schwanger werden konnte. Außerdem blickten ihre Augen nichtssagend in die Welt. Man konnte ja noch nicht einmal sagen, ob sie grün waren, blau, braun oder grau. Richtig war allerdings, daß dieses dreizehnjährige Mädchen den besonderen Appetit ihres Vaters geerbt zu haben schien. Zwei Jahre vor der Ehemündigkeit verheiratet und schon auf der Schwelle zum Ehebruch – mit einem Kardinal. Da zeigte sich die sündige Schamlosigkeit, die ihrer Familie angeboren zu sein schien!
    Alessandro und Lucrezia hatten sich zur Seite gedreht und plauderten angeregt miteinander. Silvia konnte natürlich nicht verstehen, worüber die beiden sprachen, aber sie sah überdeutlich, wie sie lachten und sich dabei zueinander beugten, wie sie sich scheinbar zufällig berührten. Lucrezia schaute bewundernd zu Alessandro auf, zu dem jüngsten Kardinal im Heiligen Kollegium, und er sonnte sich in ihrer Bewunderung. Ja, Alessandro war eitel, eingebildet und kannte keine Moral! Und Lucrezia? Sie schwenkte ihr Hinterteil vor den Männern wie eine läufige Hündin. Mit ihrem Vorbau konnte sie ja nicht viel Eindruck schinden. Aber ihr Hintern war auch zu dünn. Und ihr Becken noch immer das eines Kindes. Wie Alessandro wieder lachte! Und Lucrezia kicherte! Man hörte sie trotz des Lärms der vielen Personen und trotz der Musik. Wahrscheinlich würde Alessandro ihre Stimme glockenhell nennen. Dabei war sie schrill!
    »Weltliche Werte sind nicht das Entscheidende«, hörte sie jemanden sagen.
    Ach ja, neben ihr saß noch immer Giovanni Crispo, mit seinen großen dunklen Augen, seinen Samtaugen , seinem seidigen Haar und dieser wunderbar vibrierenden Stimme, und sprach auf sie ein.
    »… Ruhm und Reichtum.«
    »Was wolltest du sagen, lieber Giovanni, entschuldige, ich war ein wenig abgelenkt.«
    Silvia warf ihren Körper regelrecht herum, um nicht weiter auf das schäkernde Paar starren zu müssen, und legte nun ihrerseits die Hand auf Giovannis Arm.
    »Ich würde nicht so weit gehen, zu behaupten, man müsse ein Eremitenleben führen, wie das die griechischen Philosophen empfehlen, aber ein Leben voller Beschaulichkeit im Kreis einer lebendigen Familie, an der Seite eines liebenden Weibes, ein der Kunst gewidmetes Leben – das ist das, was mir vorschwebt.«
    »Aber Giovanni, welcher römische Adlige ist schon an Kunst interessiert!« rief Silvia aus. »Es geht ihnen doch nur um Waffen, Rassepferde und schwerbrüstige Kurtisanen. Dabei ist die Kunst das Höchste im Leben

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