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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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weitwallenden Bekleidung erahnte man beeindruckende Fettmassen. Schwarze muskulöse Diener standen bewegungslos wie Säulen hinter ihm, halfen ihm, sobald er sich erheben wollte, und trugen ihn dann in einer Sänfte. Denn schon Gehen war für ihn zuviel der Bewegung. Della Roveres Tochter Clarissa lagerte an seiner Seite, wie immer fröhlich mit ihrem kreischenden Lachen, inzwischen fast ebenso fettleibig wie der Prinz. Rufino Ruffini, Silvias Vater, schlich mehrfach um diese Gruppe herum, seine Augen auf Clarissa gerichtet, aber die junge Frau nahm ihn nicht wahr, da ihre Augen ganz dem Prinzen galten. Nur ihr Vater, der Kardinal, winkte Ruffini einmal herbei, flüsterte ihm etwas ins Ohr, machte eine verstohlene Geste, die andeutete, er solle sich zurückhalten und abwarten.
    Alessandro wechselte zu der Gruppe, die Adriana del Mila und seine eigene Mutter Giovannella bildeten und zu der noch eine graufaltige Orsini gehörte und der Bruder der Mutter, Kardinal Caetani. Die jüngeren Familienmitglieder der Farnese, die Alessandro lange nicht gesehen hatte, seine beiden Vettern Pietropaolo und Ranuccio, tanzten, tranken oder drückten sich mit den zur Unterhaltung eingeladenen Kurtisanen auf lauschigen Bänken hinter den großen Rhododendronbüschen herum.
    Schließlich stieß Alessandro auf seinen Bruder Angelo, der sich mit Ippolita Crispo von der Gesellschaft abgesetzt hatte und im kleinen Kräutergarten lustwandelte. Alessandro wollte sich zu ihnen gesellen, weil er lange nicht mit Ippolita gesprochen hatte und sich von ihrer Genesung überzeugen wollte, aber er zögerte, weil die beiden so ins Gespräch vertieft waren, daß sie ihre Umgebung nicht wahrzunehmen schienen. Ippolita zupfte einen Thymianzweig und roch an ihm, während Angelo auf sie einsprach. Und plötzlich geschah etwas, was Alessandro zutiefst erschreckte. Angelo nahm mit einer zärtlichen Geste Ippolita den Schleier vom Gesicht. Sie wandte ihren Blick nicht scheu ab, sondern hob ihren Kopf. Angelo beugte sich vor. Jetzt wird er sie küssen, dachte Alessandro erstarrt. Aber Angelo küßte sie nicht, sondern strich ihr nur über die Wangen, drückte dann ihr Gesicht an seine Brust, und eine Weile lehnten die beiden wie eine Marmorskulptur aneinander, drückten eine vertraute Einheit aus, die Alessandro einen schmerzhaften Stich versetzte.
    Abrupt drehte Alessandro sich um und eilte zu den Gruppen, die sich im Hof der Villa, auf den Rasenflächen und der Terrasse, aber auch in den hinteren Teilen des Parks verteilt hatten. Erst bei den Tanzenden entdeckte er Silvia, die elegant von Crispo geführt wurde und mit ihren Füßchen über die Terrasse zu schweben schien. In seiner Aufmachung als Kardinal konnte Alessandro nicht tanzen, und so wandte er sich erneut ab. Seine Stimmung war gedrückt. Er feierte den wichtigsten Schritt seiner Laufbahn, er war regelrecht nach oben katapultiert worden, seine Brust hatte sich vor Stolz und Würde gebläht, aber nun bewirkten ein paar Beobachtungen, daß seine Siegerstimmung in sich zusammenfiel. Dies ärgerte ihn zusätzlich. Wenn wenigstens Giulia anwesend wäre! Sie hatte ihn jedoch bisher versetzt. Ihre kleine Laura brauche sie, hatte sie betont, aber versprochen, dennoch zu kommen. Allerdings erst, wenn die Kleine ausgeschlafen habe. Alessandro verstand seine Schwester nicht. Seit wann richteten sich Erwachsene nach den Schlafbedürfnissen der Kinder?! Wozu gab es Ammen und Kindermädchen? Giulia hatte sogar ernsthaft erwogen, ihre Laura selbst zu stillen. Aber ihr hoher und heiliger Liebhaber hatte es ihr ausreden können. Außerdem befürchtete sie, ihr schöner Körper sei nach dem Stillen nicht mehr der alte.
    Überall um Alessandro herum Gelächter und fröhliches Treiben, zufriedene Gesichter. Man plauderte und tauschte Klatsch aus, Intrigen wurden gesponnen, und die Kurtisanen trugen das ihre dazu bei, daß einsame Junggesellen sich nicht ganz so einsam fühlen mußten. Selbst die beiden vatikanischen Hauptgegner schienen für einen Abend auf dieser verwunschenen Insel zu Freunden geworden zu sein, als hätte eine Glücksfee oder eine Inselnymphe sie verzaubert. Nur er selbst, der Gastgeber, der zu Feiernde, war miserabler Stimmung. Dabei hatte man ihn in all den Reden, die gehalten wurden, mit Schmeicheleien überhäuft. Die Andacht war vom Heiligen Vater persönlich gehalten worden, und er hatte taktvoll vermieden, zu erwähnen, daß es jetzt für den frischernannten Kardinal von Santi Cosma e

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