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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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    Die Kurie ließ sofort in allen Kirchen verkünden, daß sämtliche Berichte über die vom Volk so bezeichnete tanzende Heilige erfunden seien. Eine junge Frau, deren Geist leider vom Teufel besessen gewesen sei, habe sich ertränkt, um ihren Qualen zu entgehen. Dies sei eine Todsünde. Und auch wenn die Leiche nicht wieder aufgetaucht sei, so bedeute dies noch nicht, daß Engel herabgeschwebt seien und sie in den Himmel getragen hätten, wo sie nun sitze im Kreis der Heiligen und Märtyrer. Aber in den Spelunken Roms, in den Katen am Zufluß der Cloaca maxima, bei den Wäscherinnen und Straßenhuren, den Mägden und dunkelhäutigen Sklavinnen sprach man nur von dem Wunder ihrer Rettung, von Gottes Erbarmen für die Armen, von der heiligen Ippolita .
    Giovanni schloß seinen Bericht mit starrer Miene, sich immer wieder mit den Fingern durch die Haare fahrend: »Selbst unsere Küchenmädchen sagen: Sie ist nicht tot, sie war auch nicht vom Teufel besessen, sondern vom Allmächtigen auserwählt. Als Nothelferin wird sie uns in Zukunft Beistand leisten.«
    Silvia, zu deren Füßen Giovanni saß, nahm seine Hand und drückte sie an ihr Herz. Sie wußte nichts zu sagen. Sie wollte ihn trösten, aber sie mußte selbst getröstet werden. Giovanni hob seinen Kopf, seine Augen verschwammen in Tränen, er schluchzte auf. Er versuchte, sein Gesicht zu verbergen. Dann klammerte er sich an sie. Sie strich ihm wie einem Kind über den Kopf.
    Nach einer Weile beruhigte er sich wieder.
    »Ich kann nicht mehr«, flüsterte er. »Mein Vater …«
    Silvia zog ihre Hand zurück. Sie fühlte plötzlich, wie die Zuneigung für ihn sich aufzulösen begann. Wie der Boden unter ihr zu schwinden drohte. Wie sie Hilfe brauchte, die Hilfe jedoch in einen Nebel eintauchte. Sie wollte etwas Liebevolles, Tröstendes sagen, aber ihre Stimme versagte.
    »Ich glaube, ich muß auf ein Leben in Zufriedenheit und Glück verzichten«, sagte Giovanni mit rauher Stimme. »Hätte ich mehr auf Ippolita aufgepaßt, könnte sie heute in Frieden und im Einklang mit Gottes Geboten leben.«
    »Es lag doch nicht an dir«, rief Silvia empört. Ihre Empörung zielte jedoch nicht auf seine Selbstvorwürfe, sondern auf das, was dahinter stand: Er versuchte, sich von seinen Versprechungen zu befreien. Er wollte sich zurückziehen. Er stand nicht mehr zu seinem Wort – nachdem sie ihm gegen alle inneren Widerstände ihr Wort gegeben hatte.
    »Glaubst du wirklich?« Er schaute sie ein wenig beruhigt an.
    Silvia stand auf. »Giovanni«, begann sie, aber sie merkte sofort, wie ihre Stimme belehrend, fordernd, ja vielleicht sogar ärgerlich klang. Sie stellte sich ans Fenster und schaute hinaus in die Abenddämmerung. Sie durfte jetzt nichts falsch machen. Sonst konnte sie Ippolita gleich in den Tiber folgen. »Ihr Herz war voller Liebe«, fuhr sie fort, und ihre Stimme zitterte vor Rührung. »Gott hat sie abberufen, ebenso wie Angelo. Auch wenn wir nicht verstehen, warum … Sollen wir an IHM und SEINER Weisheit zweifeln?«
    Ja, schrie es in ihr, natürlich zweifeln wir. ER ist nicht weise, ER ist unbarmherzig, gefühllos und grausam.
    Giovanni schüttelte den Kopf. Er wirkte nun wirklich verzweifelt. Ein zweites Mal begann er:
    »Mein Vater …«, aber erneut unterbrach er sich und versuchte, mit einer barschen Handbewegung das, was er sagen wollte, wegzuwischen.
    Silvia ging einen Schritt auf ihn zu. Er umfaßte ihre Hüfte und legte seinen Kopf an ihren Schoß. Sie legte die Hände auf sein Haar und drückte ihn an sich.
    »Liebst du mich wirklich?« fragte sie leise. Er schaute sie mit einem großen, treuen Hundeblick an.
    Sie schloß die Augen.
    Nun strich plötzlich sein warmer Atem über ihr Gesicht.
    Sie ließ zu, daß er sie küßte. Sie erwiderte seinen Kuß. Sein Atem wurde schneller, heftiger, und sie konnte gerade noch verhindern, daß er mehr verlangte als einen Kuß.
    »Wir werden bald verheiratet sein. Kannst du solange noch warten?« flüsterte sie. »Ich weiß, daß du die Ehre einer Frau achtest.«
    Er richtete sich auf und nickte, obwohl ihm schwerfiel, die heftigen Zuckungen seiner Männlichkeit zu unterdrücken. Er wollte etwas sagen, aber sie verschloß seine Lippen mit ihrer Hand. Er ergriff ihre Hände, preßte sie an seine Lippen und flüsterte schließlich: »Ich bin verrückt nach dir. Früher dachte ich immer, daß ich gegen den Farnese keine Chance habe. Aber heute weiß ich, daß du mich wirklich liebst.«
    Silvia küßte ihn, und

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