Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
Vom Netzwerk:
nun fiel es ihr doppelt schwer, sein Drängen abzuwehren.
    Sie lagen sich lange in den Armen. Immer wieder schob sich seine Zunge zwischen ihre Lippen, und sie zerwühlte sein schwarzes, glänzendes Haar.
    Als er sich verabschiedete, versprach er ihr, erst dann wiederzukommen, wenn er einen festen Hochzeitstermin habe. »Du wirst nicht lange warten müssen.«
    Sie lächelte.
    »Wer wird uns trauen?« fragte er.
    Sie zuckte mit den Achseln.
    »Soll ich Alessandro fragen?« Er lächelte schief.
    Silvia mußte sich beherrschen. Sie schüttelte nur den Kopf. Wie konnte Giovanni so geschmacklos sein! Aber vielleicht wollte er nur seinen Triumph auskosten, vielleicht war er von Alessandro zu häufig gedemütigt worden.
    »Aber einladen müssen wir ihn«, betonte Giovanni.
    »Ich möchte auf jeden Fall Giulia dabeihaben.«
    »Ich werde ihn einladen, den Herrn Kardinaldiakon. Vielleicht spricht er ein paar würdige Worte.« Und wieder zog über sein Gesicht der Ausdruck schiefen Triumphs.
    Ein letzter Kuß, und Giovanni verschwand im Dunkel der römischen Gassen.
    Silvia schlief schlecht während der folgenden Nächte. Die Entscheidung war gefallen, und sie war richtig. Trotzdem schlief Silvia schlecht. Der Schlaf mied sie ganz, nachdem sie einen zweiten Brief von Alessandro erhalten hatte. Er war kürzer, weniger verschnörkelt, und diesmal spürte sie seine Verzweiflung. Er sprach auch offen von seiner Liebe.
    Sie warf den Brief, kaum hatte sie den Schlußsatz gelesen, ins Feuer. Als er aufloderte, versuchte sie ihn wieder herauszuholen, weil sie ihn noch einmal lesen wollte und sie sich selbst nicht mehr verstand. Aber sie verbrannte sich nur die Finger. Der Brief verkohlte. Und doch machte sie sich daran, Alessandro sofort zu antworten.
    »Ich verstehe Dich nicht mehr, lieber Alessandro«, begann sie, und ihre Feder flog so über das Papier, daß mehrere Tintenkleckse das Bild ihrer Schrift verunstalteten. »Hast Du Dich nicht der heiligen Mutter Kirche versprochen?« Sie fand diesen Ausdruck ein wenig pompös, aber gleichzeitig schien er ihr auch zu passen. »Was Deine Verzweiflung angeht, so fühle ich mit Dir. Deine Liebe jedoch kann und darf ich nicht erwidern. Du bist ein Mann Gottes, und ich werde Giovanni Crispo heiraten.« Sie hielt kurz inne. Sie empfand ihre Sätze wie gezielte Ohrfeigen. Aber warum sollte sie verstecken, was sie dachte, fühlte und was den Tatsachen entsprach? »Du weißt, daß ich Dich lange sehnsüchtig liebte. Und auch Du schienst mich zu lieben. Aber dann gab es plötzlich einen Bruch. Du schwiegst. Du ließest nichts mehr von Dir hören. Nie erhielt ich eine Erklärung.« Warum dieser Vorwurf? Ach, es war gleichgültig. Hauptsache, Alessandro verstand, was in ihr vorging, und ließ sie in Zukunft in Ruhe. »Selbst als Du wieder zurück in Rom warst, hast Du mich gemieden. Du wolltest nichts mehr von mir wissen. Vielleicht hast Du an Lucrezia Borgia gedacht. Und um jeden Preis wolltest Du im Kirchendienst schnell aufsteigen. Oder hast Du etwa den Einfluß Deiner Schwester Giulia nicht bei dem Papst geltend gemacht? Das Volk nennt Dich nicht zufällig Kardinal Gonella . Trotzdem möchte ich Dich, auch in Giovannis Namen, zu unserer Hochzeit einladen. In Freundschaft , Deine Silvia.«
    Sie unterstrich das Wort Freundschaft und atmete tief durch.
42. K APITEL
    Noch bevor Alessandro Silvias Brief erhielt, mußte er zur Beisetzung seines Bruders nach Capodimonte reiten, wo Giulia und seine Mutter ihn schon erwarteten. Angelo sollte auf der Isola Bisentina begraben werden, an der Seite des Vaters. Der Schock über seinen Tod hatte die Mutter stumm gemacht, und Giulia stand panische Trauer ins Gesicht geschrieben. Sie brach immer wieder in Schluchzen aus, preßte dann ihre kleine Tochter Laura an sich. Alessandro umarmte beide und sprach ein Gebet. Auch er wußte nichts Tröstliches zu sagen.
    Am Abend vor dem Begräbnistag erreichte eine apostolische Abordnung Capodimonte: Onkel Caetani und weitere Kardinäle. Papst Alexander hatte seinen Geheimen Zeremonienmeister Accurse Maynier geschickt, und sogar Ugo Berthone tauchte, als der Tote zur Insel gerudert werden sollte, am Hafen von Capodimonte auf. Er drückte der Mutter sein Beileid aus, dann auch Giulia, die ihn aus feuchten, aber forschenden Augen anblickte. Ugo versuchte, seine Gefühle Giulia gegenüber zu verbergen, aber seine verkrampfte Haltung zeigte, daß er sie noch immer nicht überwunden hatte. Schnell wandte er sich von Giulia ab

Weitere Kostenlose Bücher