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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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auf den Rücken drehen, um wieder, wie er es gewöhnt war, zwischen ihren Beinen zu liegen. Aber sie ließ sich nicht abwerfen. Je mehr er sich bemühte, desto eindeutiger bestimmte sie das Tempo der Bewegungen. Und schließlich gab er es auf, und beide glitten sie auf einer aufschäumenden Woge davon.
    Am nächsten Morgen lächelte er unsicher, sie spielte mit seinem geschrumpften Glied und brachte es erneut zum Wachsen. Giovanni schaute sie ungläubig an.
    »Du bist doch schwanger«, flüsterte er.
    »Ja, natürlich.«
    »Aber …«
    »Jetzt ist alles anders.«
    Anfangs ließ er sich jede Nacht verführen. Als dann ihr Bauch wuchs und er sich nicht mehr auf sie legen sollte, begann sie ihn nach Rosellas Anweisungen zu leiten und zu führen. Er wurde jedoch immer zurückhaltender. Seine Kraft schien zu schwinden. Als sie schließlich im siebten Monat eine mächtige Vorwölbung vor sich hertrug und ihn aufforderte, sie kniend a tergo zu beglücken, wies er auf kirchliche Verbote hin und wandte sich von ihr ab, um zu schlafen. Sie wünschte sich Alessandro herbei und blieb noch lange wach liegen.
    Rosella hatte aufgehört, auf der Laute zu spielen. »Liebst du Giovanni eigentlich?«
    »Er ist mein Ehemann und der Vater meines Sohnes. Bald wird unser zweites Kind zur Welt kommen. Ich bin die Schulden, die mein Vater angehäuft hat, los und darf so lange im warmen Wasser plätschern, wie ich will. Unser Haus steht voller Kunstwerke. Ich singe mit dir und schreibe, gerade jetzt wieder, Sonette und Novellen …«
    »Die du keinem zu lesen gibst.«
    »Nein, es sind erotische Werke, ich muß sie geheimhalten. Stell dir vor, Giovanni fallen sie in die Hände!«
    »Und warum darf ich sie nicht lesen? Habe ich dir nicht manche Geheimnisse der Liebe verraten?«
    Silvia schwieg. Rosella hatte recht, aber trotzdem wollte sie nicht, daß sie die Werke ihrer Sehnsüchte las. Sie wollte sich ihr nicht gänzlich ausliefern. Sie war glücklich darüber, daß Rosella in ihrem Haus lebte, sie waren gute Freundinnen, die über fast alles sprechen konnten, aber noch immer erschrak sie gelegentlich vor Rosellas entstelltem Gesicht. Etwas Tierisches, Wildes, Unberechenbares schaute sie an, etwas Unmenschliches, ja Hexenhaftes, Dämonisches. Als Rosella jung und schön war, konnte sie gelegentlich wild und wütend starren, aber jetzt starrte ihr rechtes Auge immer wild und wütend. Das leere linke Auge wollte sie nicht durch eine Klappe verbergen oder durch ins Gesicht fallende Haare. Nein, Rosella trug einen nur selten abgeschirmten Haß in sich, und sie wollte ihn zeigen. Gingen sie in die Messe, zog sie gelegentlich den Schleier vom Gesicht, und die Frauen um sie herum wichen zurück, bekreuzigten sich und wendeten ihren Blick ab. Mitleid stand in ihren Augen, Angst und Erschrecken, aber auch Widerwillen, ja Haß. Im Viertel kannte jeder Rosellas Schicksal, und wie die Mägde im Haus sich erzählten, hielten die meisten sie für eine gefährliche Hexe, die mit ihrem bösen Blick die Menschen verwünschen konnte.
    Und dann gab es auch noch einen Bruder, der sich gelegentlich ins Haus stahl, aber immer nur in der Küche oder im Pferdestall blieb. Worüber Rosella mit ihm sprach, wußte Silvia nicht. Sie hatte den Bruder schon einmal gesehen, vor langer Zeit, als sie Rosella in dunkle Gassen und Hinterhöfe gefolgt war. Sie hatte Rosella nach ihm gefragt, aber eine ausweichende, regelrecht unwillige Antwort erhalten. Irgendein Geheimnis versteckte Rosella noch vor ihr, so offen und dankbar sie sich sonst zeigte. Ein dunkles Geheimnis, und seine Quellen mußten lange zurückliegen.
    Giovanni erzählte sie nichts von ihren Vermutungen. Giovanni hatte sich zwar mit Rosellas Zugehörigkeit zu ihrer famiglia abgefunden, aber er konnte sich noch weniger als sie an ihren Anblick gewöhnen und mied sie, wenn möglich. Vielleicht spürte er auch Angst vor ihr. Einmal hatte er gesagt: »Sie weiß zuviel«, dann aber nicht verraten, was genau er meinte. Wie es überhaupt so manche Geheimnisse auch zwischen ihnen, den Eheleuten, gab. Zum Beispiel hatte Giovanni sie nach der Abfassung des Ehevertrags nie auf die Drohungen angesprochen, die sie seinem Vater gegenüber erhoben hatte. Ihr Schwiegervater verhielt sich ihr gegenüber kühl und zurückhaltend, aber höflich.
    Silvia wischte mit einem Schwamm über ihr Gesicht. Rosella sollte ihre Tränen nicht sehen. Sie war glücklich, aber sie konnte gleichzeitig trauern. Sobald sie an die Auseinandersetzung

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