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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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aufbrachte, den Gang zum Rione della Pigna anzutreten. Giovanni Crispo und seine junge Frau waren nicht in Crispos Elternhaus im Campo Marzo gezogen, sondern in das Ruffini-Haus. Alessandro verstand diese Entscheidung, obwohl sie ungewöhnlich war, und er bewunderte Silvia insgeheim für ihre Stärke, sich gegen die Crispo-Familie durchzusetzen.
    Es dauerte auch deswegen ein Jahr, weil der Vetter Pietropaolo auf einer Reise nach Neapel an der Pest gestorben war. Alessandro als der einzig übriggebliebene männliche Farnese erbte sein Lehen und mußte die Vermögensverhältnisse klären, Schulden übernehmen, sich an den einzelnen Orten, die seinem Vetter gehört hatten, sehen lassen und die Verwaltung besprechen. Seine Einnahmen stiegen nun, aber nicht so, wie er sich erhofft hatte. Daran, daß er nun der letzte der vier Farnese-Männer war, versuchte er möglichst nicht zu denken.
    Und es gab einen weiteren Grund, weswegen Alessandro so lange brauchte, bis er Silvia und Giovanni endlich gratulieren konnte: Silvia wurde schnell schwanger, und er wollte sich dem Anblick ihres gesegneten Leibes nicht aussetzen.
    Und dann kam ein gesunder Junge auf die Welt und wurde Sandro getauft.
    Alessandro befürchtete, er könnte Silvia nie aufsuchen. Der brennende Wunsch jedoch, sie zu sehen, wurde von Woche zu Woche stärker. Drei Monate nach der Geburt des Kindes machte er sich schließlich auf den Weg. Von seiner Krankheit waren keine Spuren mehr zu entdecken; er wollte auch nicht über sie sprechen.
    Alessandro hatte für Silvia und Crispo ein Bild der Heiligen Familie malen lassen, und zwar von Michelangelo Buonarroti, der seit einiger Zeit in Rom als Bildhauer arbeitete, aber auch zeichnete und malte. Im Vordergrund sollte eine Maria stehen, der Joseph den Jesusknaben über die Schulter reichte. Gleichzeitig sollte es aber auch so aussehen, als reiche sie ihm das Kind. In der Gestaltung der Gottesmutter war Michelangelo frei, aber das Gesicht des Joseph sollte an Alessandro selbst erinnern. Michelangelo machte ihn durch einen Bart und einen tonsurähnlichen Haarkranz älter, aber erkennbar blieb er trotzdem.
    Alessandro bezahlte Michelangelo den geforderten Preis, ohne zu feilschen, und brachte dann das Geschenk persönlich zu Silvias Palazzo. Zum ersten Mal nach langen Jahren sah er sie wieder. Sie empfing ihn mit dem kleinen Sandro auf ihrem Schoß, Crispo an der Seite. Alessandro selbst trat ganz betont in Kardinalsrobe auf und spielte seine kuriale Würde aus. Er hielt ihr die Ringhand hin, und tatsächlich deutete sie einen Kuß an. Crispo erließ er diese Prozedur, lockerte die verkrampfte Situation dann aber durch ein herzliches Lachen, kitzelte den kleinen Sandro, der fröhlich aufquiekte. Crispo packte das Gemälde aus und erkannte sofort, von wem es stammte.
    »Unser Michelangelo«, rief er, und: »Da hast du dich aber in Unkosten gestürzt!« Dann zeigte er auf den Joseph und brach in Gelächter aus. »Zum Glück habe ich noch mehr Haare auf dem Kopf. Gott, dieser alte Mann! Der sieht ja aus wie ein Mönch. Aber wie wir wissen, entstammt Jesus einer unbefleckten Empfängnis .« Crispo fand seine Bemerkung witzig und wollte nicht aufhören, über sie zu lachen. Alessandro ließ seinen Blick auf Silvia ruhen, die ihn kurz anschaute und dann ihren Jungen herzte. »Ich freue mich, daß du glücklich bist«, sagte Alessandro zu ihr, als Giovanni das Bild an die Wand stellte, um es aus einer größeren Entfernung betrachten zu können.
    »Ungewöhnlich, diese Haltung der Gottesmutter, so verdreht. Typisch Michelangelo. Na ja, ich male meine Heiligen in weniger verzerrten Posen. Was, Liebling?«
    Silvia nickte, antwortete aber nicht. Sie war ein wenig reifer geworden, fand Alessandro, aber schöner, als er sie in Erinnerung hatte. Ihre Gesichtszüge waren fein und sanft. Giulias Schönheit prunkte mit den großen, auseinanderstehenden Augen, den weichen, vollen Lippen, dem starken Kinn. Und natürlich schlug die unglaubliche Fülle ihrer Haare jeden in Bann. Silvias Schönheit dagegen drängte sich nicht auf, man bemerkte sie erst bei dem zweiten Blick.
    Aus ihren Augen sprach eine helle Neugier, vermischt mit einer verschleierten Sehnsucht.
    Alessandro spürte erneut den Verlust, den er sich selbst zugefügt Silvia drückte das Kind an ihre Brust, lächelte glücklich und betrachtete dann Alessandros Geschenk. »Dies ist nun die zweite Arbeit von Michelangelo, die wir besitzen, und immer steht eine Mutter mit ihrem

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