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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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ließ ihren Ehemann so gegen Alessandro abfallen, daß sie gar nicht mehr hinschauen mochte. Aber was? Was ließ Alessandro so herzoglich aussehen? Dabei wirkte er eher traurig, niedergedrückt. Und trotzdem strömte sein Körper einen Willen, eine Kraft aus, die noch gefesselt war, die sich aber jederzeit entladen konnte. O Gott, nicht es war verhext, sondern sie war verhext!
    »Ich muß dir unbedingt meine neueste griechische Vase zeigen«, rief Giovanni plötzlich und zog Alessandro wieder zu der Liege, auf der Silvia lag. »Warte hier, ich hole sie dir. Du glaubst nicht, wie freizügig die Griechen sich verhielten. Wir malen Madonnen, sie aber betrunkene Silene, nackte Nymphen – und was beide zusammen trieben.« Er lachte verschämt, trank einen Schluck Wein und eilte aus dem Zimmer.
    Alessandro blieb stehen, wo Giovanni ihn hingezogen hatte, schaute Silvia an. Sie hielt seinem Blick stand, auch dann noch, als er fast zu schmerzen begann.
    »Ich freue mich über dein Glück«, sagte Alessandro schließlich und wies mit einer knappen Kopfbewegung auf ihren Bauch.
    Bevor sie darüber nachdenken konnte, was sie tat, streckte sie die Hand aus. »Willst du den Kleinen fühlen?«
    Alessandro reichte ihr die Hand, und sie legte sie auf ihren Leib. »Spürst du die Bewegungen. Er tritt mich. Er will heraus. Bald wird es soweit sein.«
    Zärtlich strich Alessandro über ihren Bauch. Plötzlich kniete er neben ihr, zog ihre Hand an seine Lippen, küßte sie.
    »Warum nur, warum?« flüsterte er.
    »Ja, warum?« Auch sie flüsterte. »Du hast mir nie mehr geschrieben. Du hast mich vergessen. Einfach so. Ohne eine Erklärung.«
    Alessandro rückte noch ein Stückchen näher an sie heran. »Und du? Plötzlich wolltest du Crispo heiraten – und hast es mir noch nicht einmal mitgeteilt. Auch du schriebst mir nicht mehr. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. All die Worte …«
    Silvia schüttelte den Kopf. »Aber ich wollte ihn gar nicht heiraten, es war die Idee meines Vaters. Außerdem starb damals Sandro, ich war verrückt vor Schmerz. Warum hast du mich nicht gefragt …?«
    Alessandro legte ihre Hand an seine Wange und starrte ins Leere. Er schüttelte immer wieder den Kopf. »War wirklich alles nur ein Mißverständnis?« Erneut drückte er ihre Hand an seine Lippen.
    Sie wußte nicht, was sie antworten sollte. Was plötzlich geschah. Wie sich alles auflöste. Nun schaute er auf und sah sie forschend an.
    Sie lächelte traurig.
    Er beugte sich plötzlich vor. Seine Augen näherten sich ihren Augen. Kurz hielt er inne. Und er küßte sie auf die Lippen.
    Sie zuckte nicht zurück, als er sie berührte. Ihre Lippen brannten. Sie wies ihn noch nicht einmal in seine Schranken. Sie wußte selbst nicht, was sie tun sollte, ihr Körper bewegte sich von allein, sie lagen sich in den Armen. Er küßte sie, und sie küßte ihn. In diesem Moment durchfuhr sie ein nie erlebtes Glühen. Giovanni hatte sich angestrengt, sie zu beglücken, er hatte ihre linke und ihre rechte Brust geküßt, hatte geackert und gestoßen, geschnauft und gestöhnt, und sie hatte sich schließlich auch hinwegtragen lassen, die Wellen der Erregung schlugen über ihr zusammen, aber dieser so schmerzhaft lustvolle Hitzestoß, den sie nun empfunden hatte …
    Silvia befreite sich von Alessandro und wollte ihn zurückschieben. Aber er küßte sie noch einmal, und erneut ließ sie es zu, und wieder diese schmerzhafte und so befreiende Lust!
    Sie hörte Giovanni sich nähern. Alessandro stand auf und ging ihm entgegen, während sie versuchte, den Widerschein der Glut auf ihrer Gesichtshaut zu mindern.
    Giovanni hielt Alessandro die Vase hin und lachte unsicher, als suche er Verständnis für eine schmutzige Tat.
    »Nur wenige Striche, und so lebensecht, nicht wahr?«
    Silvia versuchte, sich zu erheben.
    Da Alessandro nicht antwortete, fuhr Giovanni fort: »Aber gewagt.«
    Alessandro antwortete noch immer nicht.
    »Wie sagte doch unser verehrter Ficino: Alles ist Liebe, und in der Schönheit strebt die Liebe zu einem Körper, in einem Körper zusammen – oder so ähnlich.« Er lachte, als habe er einen Witz gerissen, dann schlug er Alessandro spielerisch auf den Arm. »Alte Zeiten was, du Stecher? O Gott, wie haben wir sie genossen! Und du hast nie eine Gelegenheit ausgelassen.«
    Alessandro schaute mit elegischem Blick auf die Vase, dann auf Silvia.
    Sie lächelte ihn an und erschrak selbst darüber, wie offen, wie auffordernd sie lächelte.
46. K

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