Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes
sie sich auf. Er befahl, sie solle in ruhiger, liebender Trauer auf Alessandro schauen.
Abends, wieder zu Hause bei ihrem Ehemann und ihren beiden kleinen Söhnen, verhielt sie sich ungeduldig zu Sandro und bissig zu Giovanni. Dieser ließ eine abwertende Bemerkung über Kardinal Gonella fallen, Sandro trotzte, der kleine Tiberio jammerte. Sie wurde nun wirklich ärgerlich, rannte schließlich aus dem Zimmer, warf die Tür hinter sich zu. Als Giovanni abends sich ihr mit freundlichen Worten näherte und sich zwischen ihre Beine klemmen wollte, stieß sie ihn, zum ersten Mal in ihrer Ehe, zurück. Er reagierte erschrocken und dann beleidigt. Bald sei er für lange Zeit fort, und sie würde sich noch nach ihm sehnen.
»Wer weiß, vielleicht ruft mich der Allmächtige auf der Reise ab. Dann wird dich diese Nacht bis an dein Lebensende verfolgen«, meinte er.
Silvia war schon fast soweit, sein Eindringen doch noch geduldig zu ertragen, als er auf ihre Pflicht als Ehefrau und seine Rechte als Ehemann hinwies.
Nun platzte sie beinahe vor Ärger. Aber sie beherrschte sich, stieß nur »Nun gut!« hervor. Er sollte seine eheliche Pflicht haben und sein eheliches Recht mal zeigen! Sie schwang sich auf seine Beine und riß an seinem schlaffen Glied.
»Laß mich! Jetzt habe ich keine Lust mehr«, stieß er stöhnend hervor und wollte sie abwerfen. Aber sie klammerte sich an ihn und bewegte ihre Hand mit aller Macht.
»Du tust mir weh!«
Wieder dieser greinende Ton, der sie ganz verrückt machte.
Langsam wuchs sein Glied. Sie hätte es am liebsten abgerissen. Noch blieb alles viel zu schwabbelig.
Giovanni strengte sich auch nicht an, sondern blieb stöhnend unter ihr liegen.
Und dann geschah etwas, was sie überhaupt nicht mehr steuern konnte. Was sie nicht verstand. Wofür sie sich im nachhinein schrecklich schämte. Worüber weder sie noch Giovanni jemals sprach.
Sie schlug ihn. Sie schlug ihn mit der flachen Hand ins Gesicht. Er schaute sie erstaunt und blöde an, versuchte dann, ihre Hände festzuhalten, was ihm erst nach weiteren Schlägen gelang. Aber nun ragte sein Glied ihr in wilden Zuckungen entgegen. Und sie fühlte sich auch bereit, ihn aufzunehmen, in gieriger Lust, wie seit der Schwangerschaft nicht mehr. Noch während er sie festhielt, rutschte sie nach vorne. Er stöhnte nun mit Grund. Sie schlug ihn erneut. Er drehte seinen Kopf zur Seite. Als er sich warm in sie ergoß, gab sie noch immer nicht auf, ließ ihn nicht los, bis sie ihn zerkleinert und zerdrückt hatte.
Sie wandte sich von ihm ab.
Bevor sie einschlief, stöhnte er noch einmal auf und flüsterte: »O Gott, was ist mit uns geschehen!«
Bald darauf stand die Abreise bevor. Über Silvias Wunsch, ihn zu begleiten, wurde nicht mehr gesprochen. Giovanni betonte, er wisse nicht, wie lange er im Norden Italiens bleiben müsse. Monate gewiß. Womöglich sogar länger.
»Dann werde ich dich eigenhändig holen«, sagte sie lächelnd.
Er schaute unsicher auf und runzelte die Stirn.
»Vielleicht nimmst du dir in Venedig eine Geliebte, während ich hier verkümmere. Die Frauen dort sollen sehr freizügig sein.«
Er grinste schief und antwortete: »Ich finde keine Frau, die mich so liebt wie du.«
Aber dann schaute er sie so hilflos an, daß sie ihn in den Arm nahm.
Er drückte seinen Kopf an ihre Brust. »Ich liebe dich«, flüsterte er so leise, daß sie ihn kaum verstand.
»Komm wieder«, antwortete sie ebenso leise.
Kaum war er abgereist, erreichte sie eine Einladung von Giulia, sie in Capodimonte zu besuchen. Silvia nahm die Einladung mit großer Freude an, und entgegen ihren ursprünglichen Plänen reisten Rosella und die beiden Kleinen mit. Es dauerte nicht lange, da umarmten sich die beiden Freundinnen unter Tränen.
Einige Tage war die Freude ungetrübt. Die beiden Jungen durften am Wasser plantschen, Laura spielte mit ihnen und beaufsichtigte sie gleichzeitig, die Freundinnen saßen im Schatten einer Akazie beisammen und tauschten nach so langer Zeit ihre Erlebnisse, Wünsche und Ängste aus. Silvia berichtete von dem Ärger darüber, daß sie Giovanni nicht begleiten durfte, und Giulia erzählte, daß nach dem Tod von Juan Borgia der Heilige Vater sie nicht mehr zu sich gerufen habe.
»Wir werden älter, liebe Silvia, und die Männer wenden sich Jüngeren zu.«
»Und was ist mit Orso?«
Giulia zuckte mit den Achseln. »Gelegentlich erhalte ich einen Brief von ihm. Er sorgt sich um seinen Sold, den der Papst kürzen oder
Weitere Kostenlose Bücher