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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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aus Blei.
    Du wirst dein Kind nie sehen dürfen !
    Ein Reiter in der Ferne, hinter ihm eine Staubfahne.
    Alessandro versuchte, den Brief noch einmal von Anfang an zu lesen, aber seinen Blick zog es unaufhörlich zu den Schlußsätzen. Seine Mutter hatte recht. Die Frau, die er liebte, von der er immer geglaubt hatte, daß auch sie ihn liebe, diese Frau stieß ihn zurück.
    Der Reiter näherte sich in vollem Galopp dem Dorf, schaute sich kurz um und preschte dann die Gassen hoch. Er tauchte in einen schwarzen Hausschatten. Alessandro hörte das Schlagen der Hufe, als das Pferd die Brücke zur Burg betrat.
    Aufgeregtes Rufen nach ihm.
    Alessandro schaute unwillig nach unten. Im Hof stand ein schweißbedecktes Pferd, seine Flanken zitterten, Schaum vor dem Maul.
    Neben ihm, staubbedeckt – Cesare Borgia!
    Ihn hatte er am wenigsten erwartet, und schon gar nicht ohne Begleitung.
    »Ich brauche ein frisches Pferd«, rief er Alessandro zu, »und ein paar Bissen zu essen. Ich muß weiter nach Rom.«
    Alessandro eilte ihm entgegen. Cesare schlug ihm auf die Schulter und umarmte ihn. »Endlich treffe ich wieder eine bekannte Seele! Ja, da schaust du. Vor dir steht der von dir gerettete Cesare Borgia, jetzt aber nicht mehr als Kastrat im Kirchenrock, sondern als Herzog von Valence. Alea jacta est , der Rubikon ist überschritten. Ich werde für meinen Vater die Romagna erobern. Aber das ist erst der Anfang. Bald werde ich der Fürst von ganz Mittelitalien sein. Aut Cäsar aut nihil . Wasser! Wein!«
    Er stürzte den Inhalt des Bechers, den man ihm reichte, hinunter, ließ sich gleich nachfüllen. »Mensch, Farnese, du siehst aus, als hättest du ebenfalls die Nase von den römischen Sodomiten voll, von den vollgefressenen und weinseligen Schmarotzern am Glauben des Volks, von dem ganzen Weihrauchgeschmeiß.« Er schlug Alessandro auf die Brust. »Eminenz Fregnese , du sagst ja gar nichts! Wo versteckst du deine Geliebte?«
    Alessandro überging seine Frage und gratulierte ihm steif zu seiner Ernennung.
    Inzwischen war auch Giulia erschienen, und Cesare ahmte eine vollendete Verbeugung nach. »Meine schöne Giulia, wir sind uns gelegentlich begegnet, im Hause des Vaters und des Sohnes und des heiligen Weibes«, sagte er mit spöttisch heruntergezogenen Mundwinkeln.
    Giulia deutete ein herablassendes Nicken an. Cesare schien sich von ihrer abweisenden Haltung nicht beeindrucken zu lassen. »Ich reite nach Rom. Soll ich meine Schwester Lucrezia, Euren ehemaligen Schützling von Euch grüßen. Und Eure Schwiegermutter Adriana?«
    Der Hohn in Cesares Stimme war unüberhörbar, aber Giulia behielt bemerkenswert gut die Fassung, wie Alessandro fand. »Grüßt mir auch meinen Geliebten, Euren Vater, und sagt ihm, noch immer sehne sich mein Herz nach seinem Schatz.«
    In einem langen dunklen Trauerkleid, mit einer Haube auf dem Kopf und das Gesicht hinter einem Schleier verborgen, war plötzlich die Mutter Giovannella hinzugetreten und sagte, noch bevor Cesare antworten konnte: »Und grüßt mir besonders meinen Bruder, Kardinal Caetani, den eine überhebliche Majestät in den Kerker hat werfen lassen.«
    Alessandro beobachtete Cesare genau. Einen Augenblick lang schien der Papstsohn aufbrausen zu wollen. Fast unmerklich preßte er Augen und Lippen zusammen. Aber schon strahlte er in einem breiten Lächeln. »Meinen Dank für die Grüße. Ich werde sie ausrichten.« Dann wurde er plötzlich ernst. »Ich verstehe Eure Sehnsucht und Eure Sorge.« Er trat einen Schritt auf Giulia zu, die nicht vor ihm zurückwich. Er ergriff sogar ihre Hand, führte sie in einer galanten Bewegung an seinen Mund und deutete einen Kuß an. »Ihr seid noch immer so schön wie in meinen Jugendtagen, als ich von Euch träumte. Nie ward mir Erfüllung zuteil. Ihr entschwebtet in das Bett meines Vaters, der Euch unter seinem fetten Bauch begrub. Versteht Ihr den Schmerz, den ich erleiden mußte?«
    Giulia zog ihre Hand zurück. Ihre schweigende, hoheitsvolle Schönheit wurde noch abweisender. Aber Cesare ließ sich nicht abweisen. Er näherte sich ihr so, daß Alessandro schon glaubte, eingreifen zu müssen. Cesare strich mit seiner rechten Hand über ihre Wange und fuhr ihr durch das Haar. »Eure Schönheit ist tatsächlich noch immer der Traum eines jeden Mannes. Ich werde meinem Vater davon berichten.«
    Er blickte Giulia in die Augen, und sie wich seinem Blick nicht aus.
    Mit einer Bewegung des Unwillens zog sich die Mutter zurück, und auch Giulia

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