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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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nicht einmal seinen Blick.
    »Wenn du mir verzeihst«, sagte sie schließlich, »wenn du das Kind unter meinem Herzen als dein Kind annimmst, dann bleibe ich bei dir.«
    Giovanni reagierte nicht.
    Silvia merkte sofort, daß sie sich falsch ausgedrückt hatte. »Ich habe mich längst für dich entschieden«, korrigierte sie sich, »ich bin deine Frau, ich liebe dich. Die Frucht meines Leibes soll dein Kind sein – ist unser Kind! Wenn du mir verzeihst.« Er schwieg.
    »Du mußt mir verzeihen!« Sie stürzte auf die Knie, griff seine Hand, bedeckte sie mit Küssen. »Warum muß ich dir verzeihen? Er hat dich auf hinterlistige Weise verführt. Ich müßte ihm verzeihen«, sagte Giovanni schließlich leise. »Aber ich verzeihe ihm nicht.«
    »Laß nicht zu, daß unser Leben zerstört wird!«
    flehte sie ihn an. »Du mußt das Kind annehmen.
    Wer weiß schon, daß du nicht der Vater sein kannst.
    Niemand wird wissen, daß du …«
    »Ich akzeptiere dein Kind.«
    Wieder küßte sie seine Hand.
    »Und was erwartest du noch von mir?«
    Sie setzte sich wieder und starrte in das Feuer.
    Giovanni hatte recht, sie dies zu fragen. Sie wußte selbst nicht recht, was sie erwartete.
    »Soll ich etwa unsere Ehre verteidigen?« Sie schaute ihn verständnislos an.
    Giovanni lief rot an, seine Stirnadern traten hervor. »Soll ich ihn vor den Bargello schleppen und mich lächerlich machen? Soll ich ihn beim Papst anschwärzen und mich dem Hohn der Prälaten aussetzen? Soll ich ihm etwa einen Mörder an den Hals schicken? Ja, das kann ich tun. Das ist das einzige, was ich tun kann.«
    Silvia schwieg. Wie kam er nur auf solche Gedanken? Sie wußte nicht, was sie auf diese absurden und zudem gefährlichen Ideen antworten sollte.
    Um ihn zu beruhigen, legte sie ihre Arme um seinen Hals. Aber plötzlich brach es aus ihm heraus. Er warf ihre Arme zurück, hob seine Hand und schlug sie ins Gesicht. Es war nur ein leichter Schlag, er schmerzte nicht. Und er hatte recht, sie zu schlagen.
    Noch kniete er vor ihr, selbst erschrocken über seine Tat. Sie sah, daß er ein unvermindert schöner Mann war. Sie spürte, wie das Begehren in ihr stieg, wie die Flammen es anheizten – nach so langer Zeit sehnte sie sich danach, geliebt zu werden, sehnte sie sich nach der inneren Glut. Giovanni sollte ihre linke, dann ihre rechte Brust küssen, es war besser als nichts, auch wenn es nicht an die Vereinigung auf dem Sirenenfelsen heranreichte, an die sie sich jetzt, gerade jetzt erinnerte; er sollte seinen Pflock in sie hineinschlagen oder sollte sich niederlegen, damit sie über ihn steigen und auf ihm reiten konnte, bis beiden die Sinne vergingen. Die Glocken mußten klingen, die Kraniche ziehen, der Himmel aufreißen.
    Aber Giovanni sank in sich zusammen.
    »Liebst du mich nicht mehr?« fragte sie ihn und ließ ihre Hand über seine Brust wandern.
    Er blieb kalt. Nichts regte sich. Nur ein Hundeblick.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Am liebsten würde ich wieder nach Venedig gehen.«
    »Dann gehen wir gemeinsam nach Venedig.«
    Giovanni antwortete nicht, und ein böser Verdacht stieg in ihr auf.
    In dieser Nacht schliefen sie wieder in einem Bett, aber keiner von beiden wagte den anderen zu berühren. Am nächsten Tag verließ Silvia morgens früh das Haus, um allein in die Messe zu gehen. Nach deren Ende zog es sie zu Michelangelos Werkstatt. Der Künstler arbeitete schon. Sein Gesicht hellte sich auf, als er sie erkannte, und nahm ein spöttisches Erstaunen an, als er ihren Leib sah. Dann führte er sie zu der Pietà , die inzwischen weit gediehen war. Vor sich sah sie eine sanfte Maria, eine liebende Maria, und einen Christus, der zu schlafen schien. Der Gekreuzigte war tot und lebte noch. Das Blut pulsierte in seinen Adern, und doch schien aus seinem Körper jegliche Kraft gewichen.
    Eine plötzliche Angst erfaßte Silvia. Sie verabschiedete sich schnell von dem verdutzten Michelangelo und eilte, ohne auf den Winterschmutz der Gassen zu achten, zum Palazzo des Kardinals Farnese. Sie fragte dort, ob Seine Eminenz anwesend sei. Der Hausverwalter schüttelte den Kopf. Seine Eminenz sei schon seit Monaten nicht mehr in Rom gewesen, es gebe Gerüchte über seine Teilnahme an dem Feldzug des Herzogs von Valence. Der Mann stockte.
    »Was ist?« fuhr ihn Silvia an.
    »Es gibt auch andere Gerüchte.«
    »Was meinst du damit?«
    Aber mehr war aus dem Mann nicht herauszuholen. Immerhin verriet er ihr, daß Madonna Giulia in dem Palazzo bei Santa Maria in

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