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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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ein Zögling schluchzte laut auf. In irgendeiner Zelle schien sich eine Schwester zu geißeln; es klatschte, und sie stöhnte und jammerte und rief schließlich den Heiland um Hilfe an. Dann wieder Grabesstille – als hielten alle weiblichen Wesen hinter den schweren Mauern des Klosters die Luft an. Vielleicht hatte Silvia eine Weile geschlafen, aber dann war sie plötzlich wieder wach und hörte erneut dieses seltsame Flüstern und Huschen.
    Eines Nachts hielt sie es nicht mehr aus. Sie zog sich ein Hemd an, warf sich einen Umhang über, öffnete vorsichtig die Zellentür und lugte hinaus. Durch die Arkaden hasteten dunkle Gestalten. Als niemand mehr zu sehen war, schlüpfte sie aus der Zelle. Schwaches Mondlicht drang durch das Fenster. Sie rannte zum Treppenaufgang, und als sie noch immer niemand entdeckte, tappte sie vorsichtig zum Säulengang. An der Klosterpforte flackerte ein Licht, wie von einer Fackel. Und dann sah sie ein maskiertes Wesen unten im Hof stehen. Vom Mond beschienen, hielt es den Kopf unter einer Kapuze verborgen. Seinen Körper umhüllte ein langer schwarzer Mantel. Es war, als hätte sich der Satan selbst den Weg in das fromme Jungfrauenkloster gebahnt.
    Silvia beugte sich vor. Da unten bewegte sich ein weiterer Schatten. Er sprang hinter eine Säule, war verschwunden. Sie zitterte. Plötzlich wieder die Satansgestalt! Sie hob sich kaum von der dunklen Umgebung ab, starrte sogar mit glühenden Augen hoch. Und dann winkte sie. Winkte sie etwa ihr? Silvia zuckte zurück und versteckte sich in der nächsten stockdunklen Ecke.
    Ihr Herz schlug im rasenden Takt bis hoch in den Hals. Sollte sie in ihre Zelle zurückschleichen, sich einschließen und still bis zur Frühmesse warten? Oder sollte sie dem verbotenen Treiben nachgehen? Schon mehrfach hatte sie beobachtet, wie manche Schwestern und Novizinnen geheimnisvoll tuschelten und sofort abweisend verstummten, wenn sie sich ihnen näherte. Und Silvia hatte auch schon gehört, daß nicht alle Klöster so verschlossen waren, wie sie sein sollten. Es wurde von nächtlichen Besuchen gemunkelt und sündigem Treiben … Sie hatte es nicht glauben wollen, aber jetzt …
    Silvia huschte den dunklen Gang zurück, bis sie auf die geöffnete Zellentür der Mutter Oberin stieß. Innen brannte eine Kerze, aber niemand war zu sehen. Nun siegte die Neugier über die Angst. Sie schlich zur Treppe und eilte nach unten, sprang von Schatten zu Schatten bis zum Eingang der Kirche. Die Tür knarrte ein wenig. Silvia hielt die Luft an und kroch auf allen vieren die Bankreihen entlang. Wieder knarrte etwas, aber diesmal war es nicht die Tür, sondern das Holz einer anderen Bank. Es war so still in diesem hallenden Raum, als hielten viele Wesen den Atem an. Obwohl Silvia nun nichts mehr hörte, spürte sie genau, daß sie nicht allein war. Aber vielleicht huschten ja nur Mäuse und Ratten umher. Aber da kicherte doch jemand! Und ein anderer flüsterte. Ja, ein tiefes Flüstern, fast ein Brummen. Ein Mann!
    Als sie an einem Beichtstuhl vorbeikroch, meinte sie eine Bewegung zu spüren. Und nun ganz deutlich ein Atmen, mehr noch, ein leichtes Stöhnen, wie im Schlaf. Silvia kroch weiter bis zum Chorraum. Sie mußte den einfallenden Lichtschein des Mondes vermeiden. Die Tür zur Sakristei! Sie konnte nicht widerstehen, sie vorsichtig zu öffnen und sich in den Gang zu schieben. Aus der Sakristei selbst drang Licht. Sie spähte durch den Spalt der angelehnten Tür. Vor Schrecken hielt sie den Atem an. Ein Priester in einem schwarzen Talar, ein schwergewichtiger Mann, saß auf einem Stuhl, ein Glas voll dunkelroten Weins in der Hand. Silvia konnte, weil er von ihr abgewandt saß, sein Gesicht nicht erkennen. Vor ihm – ja, vor ihm bewegte sich Ippolita, die Mutter Oberin, in einem langsamen Tanz! Sie war im Hemd, ihre Haare offen und ungekämmt, und ließ ein durchsichtiges Seidentuch um sich wehen. Ihre Bewegungen blieben so ungeschickt, daß Silvia beinahe losprusten mußte. Ippolitas Augen waren aufgerissen, aus Angst, vielleicht aber auch aus Begeisterung. Der Priester setzte nun sein Glas ab und winkte sie zu sich. Als sie heranschwebte, griff er mit einer erstaunlich schnellen Bewegung nach ihr und zog sie auf seinen Schoß. Erschrocken quiekte sie, wagte aber nicht, sich seiner gierigen Finger zu erwehren.
    Nun war Silvia klar, was sich während der Nächte im Kloster abspielte. Worüber die Schwestern ihre Geheimnisse austauschten. Es verlockte sie, zuzuschauen, was

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