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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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offen halten – aber Weiber sind normalerweise zu dumm dazu. Sie verschlafen das Wichtigste. Und vermasseln das meiste durch ihr Geschwätz. Aber es könnte sein, daß der Borgia jetzt denkt, ich hätte meine Vorbehalte gegen ihn ein wenig abgebaut. Und das ist gut so.«
    Der Kardinal lächelte und schlug Alessandro auf die Schulter.
    Alessandro war bleich geworden. Nun war er zwar frei, aber dafür mußte Giulia büßen, daß sie zu ihrem Bruder hielt. Die Mutter hatte auch sie weggeschlossen.
    Della Rovere ließ ihm aber keine Zeit, nachzudenken. »Wahrscheinlich weißt du auch nicht«, fuhr er fort, »daß die von dir gerettete Silvia Ruffini sich ebenfalls in Santa Cecilia auf die Aufgaben vorbereitet, die das Leben einer Frau von Stand stellen wird. Aber wie sollst du es auch wissen. Ein hübsches Mädchen soll sie im übrigen sein.« Er wandte sich ab, blieb kurz vor seinem Lehnstuhl stehen und stellte sich ans Fenster. »Tragisch ihr Schicksal … Die Mutter tot, der Ehevertrag geplatzt … Der Vater hat all seine Söhne verloren – wie ich. Da kann man verzweifeln. Der Katalane dagegen hat einen Stall voller Jungen, und alle leben sie. Ist das gerecht?«
    Alessandro warf sich auf dem Bett hin und her. Er hatte den halben Tag geschlafen und lag jetzt, obwohl Nacht war, wach. Immer wieder ging ihm das Gespräch mit della Rovere durch den Kopf. Ihm winkte die Erfüllung seines Wunsches, er hoffte bald endgültig in Freiheit zu sein, in Florenz mit gelehrten Köpfen zu disputieren, aber nun war seine Schwester in eine Zelle gesperrt, und auch die kleine Silvia mußte hinter Klostermauern darben. Sie hatte davon geträumt, ihn zu befreien … Wenn er an ihren Brief dachte – sprach nicht aus jeder ihrer Zeilen ein sehnsüchtiges Verlangen nach ihm?
    Und er?
    Alessandro sprang aus dem Bett und stellte sich ans Fenster, sog die frische Nachtluft ein. Er machte einen Handstand, wankte durch den Raum und ließ sich wieder aufs Bett fallen. Es war verrückt, aber auch er sehnte sich nach ihr. Am liebsten wäre er sofort auf den Rücken eines Pferdes gesprungen und zum Kloster galoppiert. Er hätte sich den Weg zu ihr gebahnt und sie in den Arm genommen. Schützend.
    Befreiend. Wie damals nach der Rettung. Er sah sie vor sich, fühlte sogar noch ihren warmen, kindlichen Körper. Aber was zog ihn so zu diesem jungen Mädchen? Ihre unberührte Unschuld, ihre unzerstörbare Reinheit in einer gewalttätigen, schmutzigen Welt?
    Er kannte sie kaum, aber ihm schwebte das Bild eines unbekümmerten, unverstellten Wesens vor, und dieses Bild faszinierte ihn. Er sah sie lachen, verliebt lächeln und ihren Kopf an seiner Brust bergen. Er strich ihr über die Haare, hob dann ihr Gesicht. Würde er sie küssen? Noch war Silvia erst eine knospende Rose, aber er konnte schon die geheimnisvoll sich öffnende Blüte erahnen.
    Della Rovere hatte eine Weile über Borgias schamlose Fruchtbarkeit geschimpft und dann ein zweites Mal nach einem Glas Wein gerufen.
    Schließlich setzte er sich und wandte sich wieder an Alessandro. »Zuerst einmal wirst du hier im Hause bleiben, bis die Wogen sich geglättet haben und ich dich aus Rom hinausschmuggeln kann. Dann schaust du bei deiner Mutter in Capodimonte vorbei. Ich habe es ihr versprochen. Du mußt dich mit ihr aussöhnen. Sonst nimmt dieser Ärger mit euch und dem Papst überhaupt kein Ende. Deine Mutter treibt der Ehrgeiz, und der Cibò rächt sich an kleinen Skriptoren.« Ein Ausdruck tiefster Verachtung überzog sein Gesicht. »Wenn das erledigt ist, gehst du nach Florenz. Ich gebe dir ein Schreiben an Lorenzo de’ Medici mit. Es wird dir die Türen öff nen.«
    Als noch immer kein Diener mit dem Glas Wein erschien, rannte della Rovere zur Tür, packte einen gerade vorbei wandelnden Diakon an seinem Rock und brüllte: »Wein! Wann kommt endlich mein Wein, ihr faulen Hunde? Ich lasse euch auspeitschen!« Der Priester zuckte zusammen und begann zu rennen. Della Roveres Gesicht war rot angelaufen, die Adern traten hervor.
    Alessandro beobachtete amüsiert seinen Ausbruch. Ganz Rom nannte ihn, wie sich jetzt wieder zeigte, nicht zu Unrecht il terribile .
    »Soll ich den Wein holen?« fragte er, nicht ohne Ironie in der Stimme.
    Della Rovere schaute ihn erstaunt an, nun wieder beherrscht – auch seine Röte verlor sich schnell –, und mußte lachen. »Bist du ein Lakai?« rief er und schüttelte über soviel angebliche Dienstfertigkeit den Kopf. »Manchmal muß man den Kerlen Feuer unterm

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