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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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daß dieser Mann der berühmte und einflußreiche Lorenzo il Magnifico sein sollte. Diese unangenehm hohe Stimme, die vorstehende Unterlippe und die aufgeworfene lange Nase! Der Prächtige war ausnehmend häßlich. Aber sein Lächeln war gewinnend, seine Augen schauten offen, neugierig, mild, wissend – und in ihren Winkeln versteckte sich der Schmerz. »Alessandro Farnese, aus Rom.«
    Alessandro verbeugte sich noch einmal, stellte dann seine Begleiter vor und überreichte Lorenzo de’ Medici das Empfehlungsschreiben. Dieser überflog es, rief seinen Sohn herbei. »Dies ist mein zweiter Sohn, Giovanni. Er soll auch einmal nach Rom, die kirchliche Laufbahn einschlagen – allerdings ohne sich aus der Engelsburg abseilen zu müssen.« Er zwinkerte Alessandro zu. Der Junge, im Gegensatz zu seinem Vater dicklich im Gesicht, aber mit hellen, wachen Augen, verbeugte sich.
    »Hat Kardinal della Rovere …?« Alessandro sah Lorenzo erstaunt an.
    »Nein, nein.« Lorenzo lachte. »Die Florentiner sind neugierige Leute, die Vertretung unseres Hauses in Rom muß immer auf dem laufenden sein …
    aber Handel und Wandel, Geld und irdisches Gut interessieren Euch nicht, oder?«
    Alessandro schüttelte den Kopf.
    »Hoho«, rief Giovanni Crispo.
    Angelo, Accurse und Ugo waren hinzugetreten und lächelten. Lorenzo lehnte sich entspannt an eine Säule, während sein Sohn, den Ball auf den Boden tippend, über den Hof lief und dann unter den Arkaden verschwand.
    »Wenn Ihr an Geld nicht interessiert seid, woran dann?« Lorenzo schien in sokratischer Manier einen kleinen Disput eröffnen zu wollen.
    »Am Wissen. Am Leben.« Alessandro setzte ein undurchsichtiges Lächeln auf. Wahrscheinlich wollte der Medici ihn aushorchen, wollte herausfinden, ob er für seine Accademia Platonica geeignet sei. »Und ihr?« Lorenzo wandte sich nun den anderen zu.
    Angelo hielt seine Antwort zurück, Ugo kratzte sich am Kopf. Accurse schaute Lorenzo unverwandt an: »Macht und Verantwortung!«
    »O, ein werdender Staatsmann!« Lorenzo lachte und klopfte Accurse auf die Schulter. Dann wanderten seine Augen erwartungsvoll zu Ugo.
    »Seelenruhe und Glückseligkeit«, antwortete dieser.
    »Der Schüler Epikurs spricht.« Noch immer lachend, wandte sich Lorenzo nun direkt an Angelo. Angelo schlug die Augen nicht nieder, zögerte jedoch mit seiner Antwort. Alessandro wollte ihm beispringen, unterließ es aber dann.
    »Die Verpflichtung der Familie gegenüber ist mir wichtig. Und ein fester Glauben«, erklärte Angelo nun doch mit leiser Stimme.
    Lorenzo wurde ernst. »Ja, die Familie ist ein hohes Gut. Mein Bruder hat für sie sein Leben gelassen. Der einzelne stirbt, aber in seiner Familie lebt er weiter.« Lorenzo nahm Angelos Arm. »Ich freue mich auf Euer Kommen.«
    Angelo lächelte bedauernd. »Ich kann leider nicht in Florenz bleiben, ich muß mich in Venedig dem Feldzug gegen die Türken anschließen.«
    Alessandro wollte erneut für seinen Bruder sprechen, wollte Lorenzo erklären, daß jeder erstgeborene Farnese nach der Familientradition Soldat würde, der zweite der Kirche dienen müsse, aber noch bevor er das erste Wort ausgesprochen hatte, hielt er inne.
    War er seines Bruders Stimme? Brauchte sein Bruder überhaupt einen Helfer? Und war nicht Lorenzo de’ Medici völlig klar, wovon Angelo sprach? Auch sein zweiter Sohn sollte den kirchlichen Dienst einschlagen, während der erste bestimmt war, sein Nachfolger zu werden, Florenz zu regieren, mit oder ohne offizielles Amt.
    »Schade«, sagte Lorenzo. »Einen Soldaten könnten wir in unserer Accademia gebrauchen, schon als advocatus diaboli .« Er wandte sich nun wieder der gesamten Gruppe zu, ließ seinen Blick von einem zum anderen gleiten und blieb schließlich bei Giovanni Crispo hängen. »Ihr habt bisher geschwiegen.« »Die Kunst«, antwortete dieser und verbeugte sich beflissen.
    »Na endlich erwähnt jemand die Kunst«, rief Lorenzo. »Jetzt fehlt nur noch die Liebe. Habt Ihr noch nicht die vielen schönen Frauen in den Fenstern gesehen? In Florenz steht die Liebe hoch im Kurs.
    Die göttliche und die irdische. Und wir beten die Schönheit an. Trotzdem kann ein häßlicher Mann wie ich der ungekrönte Herrscher der Stadt sein.
    Wenn Ihr das verstanden habt, habt Ihr etwas von Florenz verstanden.«
    Lorenzo wandte sich zum Gehen. »Seid herzlich willkommen im Hause der Medici. Laßt Euch ein Zimmer geben. Heute abend treffen wir uns wie immer zu einem zwanglosen Plausch – die Accademia

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