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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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aufgeputzt wie ein Orsini in seiner noch immer hahnenbunten Kleidung. Er wirkte keineswegs wie ein Verlierer, schaute ihn gelassen, ja sogar ein wenig verächtlich an.
    »Wo bleibt der Bibelspruch?« rief Alessandro, nicht ohne Hohn in der Stimme. »Wie wär’s mit Liebe deinen Bruder wie dich selbst? « Als Angelo nicht reagierte, fügte er an: »Oder: Die Letzten werden die Ersten sein? «
    »Wo, auf Erden oder im Himmelreich?«
    »Hier wie dort!«
    Alessandro brach in Gelächter aus, Angelo aber blieb ernst.
    Als die Reisegruppe nach mehreren Tagen, in denen sie unbehelligt vorangekommen war, Florenz unter sich liegen sah, brach sie in spontanen Jubel aus. Florenz hingebettet im Arnotal, umschlossen von einer Mauer, beherrscht von Brunelleschis berühmter Kuppel. Überall ragten Türme in den Himmel, aus braunem Sandstein, Schutztürme, die Zeichen der Macht, Glockentürme, die Zeichen des Glaubens. Dazwischen der helle Marmor des Campanile. Mehrere Brücken eng beieinander und das glitzernde Band des Flusses. Angelo bestand darauf, in San Miniato zu beten und dann erst die Stadt zu betreten. Alessandro betrachtete währenddessen die Menschen, die ihm begegneten. Eigentlich sah es hier aus wie vor den Toren Roms, nur die zahlreichen Pilger fehlten, und insgesamt schienen die Florentiner besser gekleidet zu sein, wenn auch nicht auffällig und stutzerhaft. Die meisten trugen selbstbewußt ihren Kopf hoch. Alessandro wußte, er würde diese Stadt lieben.
    Dieses Gefühl verstärkte sich noch, als sie ihre Pferde durch die vollgestopften Gassen und über den drangvoll engen Ponte Vecchio zogen. Auf der Piazza della Signoria und vor Santa Maria del Fiore blieben sie stehen und schauten sich um. Keiner beachtete sie, aber gleichzeitig wirkte auch niemand abweisend. Längst nicht so viele Bettler wie in der Heiligen Stadt, nicht soviel Schmutz, weniger Gestank. Rom war eine Ansammlung von Dörfern, verstreuten Ruinen, von Weiden und Weinbergen, Kirchen, Katen und Palästen. Rom war ein wucherndes, vielfältiges Labyrinth. Florenz dagegen wirkte wie eine geschlossene Einheit.
    Ein Geldwechsler sprach sie an, aber sie erkundigten sich nur nach dem Weg zum Medici-Palast. Der Mann überließ seinen Stand sofort dem Gesellen und bot sich an, sie persönlich zu begleiten. Nicht ohne ironische Neugier fragte er nach ihrem Namen und ihrer Herkunft. »Ach Rom!« rief er aus, und der ironische Zug um seinen Mund verstärkte sich. » Caput mundi , die Heilige Stadt, der Heilige Vater, o ja, man hört nur Gutes! Leider fehlt mir die Zeit, mich auf eine Pilgerreise nach Rom zu begeben, um mich endlich von meinen zahlreichen Sünden zu befreien. Und es fehlt mir auch das Geld für all die Ablässe.«
    Alessandro ging auf seinen Ton ein. »Ja, ein sündiges Leben hat schon seinen Preis. Und wenn man dann auch noch gegen das biblische Gebot Geld verleiht – wie die Juden, die den Heiland ans Kreuz schlugen …«
    Der Geldwechsler bekreuzigte sich. »Messer, wo denkt Ihr hin. Geld für Zinsen – ja, wenn ich das täte, wie die Medici zum Beispiel, dann wäre ich reich. Ich bin nur ein armer Geldwechsler, versteht Ihr, ich verwerte den Brosamen, der vom Tisch der Reichen fällt.« Er schien an seiner eigenen Schauspielerei immer mehr Gefallen zu finden. »Dukaten, Florin, flämische Gulden, Silbertaler aus Tirol, französische Gold-Ecu, auch kleinere Münzen natürlich, sogar Kupfergeld. Und meine Waage ist genau. Münzen, bei denen die Legierung nicht stimmt, haben bei mir keine Chancen. O Gott, würde ich betrügen, meine Zunftgenossen würden mich steinigen, und der Bargello würde nicht lange fackeln. Nein, Florenz ist eine Stadt ehrlicher Arbeit, eine Stadt ehrlicher Bürger, freiheitsliebender Bürger, kunstliebender Mäzene …« Und er wollte nicht aufhören, seine Heimatstadt zu preisen.
    Das Empfehlungsschreiben von Kardinal della Rovere öffnete Alessandro und seinen Begleitern das Portal des Medici-Palazzos an der Via Larga. Die Pferde wurden versorgt, und als sie noch im Innenhof an einem Tisch einen kleinen Imbiß zu sich nahmen, rannte lachend ein Junge an ihnen vorbei und warf im Laufen einen Ball einem Mann zu, der ihm zu folgen versuchte. Alessandro sprang blitzschnell auf und fing den Ball in der Luft ab, überreichte ihn dann mit einer freundlichen Verbeugung dem Mann.
    »Lorenzo Medici«, stellte sich dieser ihm lächelnd vor, ohne jegliche Herablassung oder Überheblichkeit. Alessandro erschrak zuerst darüber,

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