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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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großes Haus zeigte. Sie hielt ihn allerdings nicht lange in ihren Gemächern, er vergaß schnell ihr Gesicht, und von der Begegnung mit ihr hielt er nur noch die freizügigen Szenen auf dem Wandteppich, ihr großes Muttermal auf dem linken Schulterblatt und ihre wuchtigen Hinterbacken in Erinnerung.
    In der tiefen Nacht, als er nach Hause wankte, stieß er noch auf eine sehr junge, aufreizend hübsche Straßendirne von der anderen Seite des Arno. Ihr erhitztes Gesicht war schon verschmiert, die langen dunklen Haare fielen wirr durcheinander, aber gerade dieses animalische Aussehen zog Alessandro besonders an. Sie führte ihn in einen Verschlag, der in dem Hinterhof eines Möbelschreiners aufgestellt war, und beim Schein eines Talglichts saugte sie die letzte Kraft aus seinen Gliedern. Halb übereinanderliegend, schliefen sie dann ein.
    Alessandro wachte früh auf und schaute dem Mädchen in das schlafende Gesicht. Er wußte nicht, was er denken und fühlen sollte, er schaute nur. Er folgte den Linien der Lippen, der Haarsträhnen, er strich mit seinen Fingern vorsichtig über ihr Kinn und dann hinab in die Mondgrube und wieder hinauf auf die Wölbungen, die sich leicht zur Seite neigten. Er küßte sie auf ihren Bauchnabel und ließ seine Lippen bis hin zu den schwarzen Kräuselhaaren gleiten. Sie wachte auf und lächelte ihn an. Sie zog seinen Kopf zu ihrem Gesicht. Je mehr er sich dem Gesicht näherte, desto mehr verzerrte es sich. Und plötzlich verwandelte sich dieses Gesicht in eine Medusenfratze, mit aufgerissenen Augen und bleckenden Zähnen, die Finger wurden zu Krallen, die seinen Rücken zerkratzten.
    Alessandro floh aus ihren Armen, rannte auf die Straße, auf der die letzten Unermüdlichen nach Hause torkelten. Er schlief in seiner Kammer den halben Tag durch, stürzte sich abends erneut in das immer hektischer werdende Treiben.
    Es waren wirre, gierige, rauschhafte Tage. Immer wieder von Trommlern und Pfeifern angeführte Aufzüge, Turnierkämpfe, Calcio-Spiele und Hatz auf Stiere. Von großen künstlichen Drachen aus kämpften Männer mit langen Spießen gegen die gereizten Tiere. Sie wurden begleitet von Stierkämpfern zu Fuß, die sich nur durch eine Rüstung oder durch ein ausgestopftes Lederwams vor den Hörnern schützen konnten. Auch sie trugen lange Spieße, um sich gegen die in wilder Panik herumrennenden Tiere zu wehren und sie zu töten.
    Nachdem die stärksten und gefährlichsten Stiere endlich in ihrem Blut lagen – auch zwei der Fußkämpfer wurden so schwer verletzt, daß sie noch auf der Piazza starben –, ging man zur Bärenhatz über. Abgerichtete Hunde wurden auf einen Bären losgelassen, aber das Tier war an einen Pflock gebunden und konnte sich nicht richtig wehren. Angeblich hatte man ihm auch die Krallen ausgerissen. Trotzdem starben mehrere Hunde. Aber die restlichen bissen sich so in der Kehle und in der Schnauze des Bären fest, daß dieser am Ende aufbrüllend zusammenbrach und starb. Eigentlich hatte er gar nicht kämpfen wollen, dies sah man, aber das Volk brüllte, und die Hunde fielen ihn immer wieder tollwütig an. Alessandro konnte diesen Anblick nicht länger ertragen und schaute weg. Er ging gern auf Bärenjagd, aber in der freien Natur einen Bären zu verfolgen, zu stellen und schließlich zu töten war ein gefährliches Abenteuer, das einen ganzen Mann forderte. Dieses Spektakel hier aber fand statt, um die immer wieder durchbrechende Blutgier des Pöbels zu befriedigen.
    Alessandro beobachtete die Zuschauer, die mit aufgerissenen Augen und Mündern die Hinrichtung verfolgten. Plötzlich wurde ihm schlecht. Das Bellen und Jaulen der Hunde, das schmerzverzerrte Gebrüll des Bären, das Toben der Menschen steigerten sich noch. Und in den Gesichtern der Frauen stand der Höhepunkt reiner Geschlechtslust! Er bedeckte seine Augen mit den Händen.
    Als er wieder aufschaute, begegnete ihm ein anderes Augenpaar. Eine junge Frau schaute ihn ernst an. Er wußte, so würde ihn jetzt Silvia anschauen. Silvia, die er während des vergangenen Jahres hatte vergessen wollen, die aber noch immer eine Kammer in seinem Herzen bewohnte. Warum jetzt plötzlich Silvia, hier in Florenz, hier in dem wilden Treiben des Karnevals, in dem sich jeder zu verlieren drohte? Wie diese junge Frau blieb sie unberührbar in ihrer Reinheit. Abgehoben wie die Heilige Jungfrau. Und er sehnte sich nach einem Menschen, der ihm Liebesglück versprach ohne den Taumel der Sinnenreize, die ihn nur von sich

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