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Bergfriedhof

Bergfriedhof

Titel: Bergfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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der ihm Probleme bereitet, sagt, er würde einen Privaten einschalten, und bestellt mich zum Friedhof. Um halb 11. Ich mit meiner Karre hin, er kommt kurz danach, zeigt mir einen Umschlag, in dem alles Wichtige für dich drinsteht. Den sollte ich dir übergeben.«
    »Du? Ohne zu wissen, um was es ging?«
    »Jochen wollte auf keinen Fall erkannt werden, ist doch klar.«
    »Und was solltest du mir sagen?«
    »Dass alle Informationen, die du brauchst, in dem Umschlag drinstehen. Und dass du dir sie unbedingt auf dem Friedhof durchlesen solltest, am besten bei diesen Gräbern.«
    »Bei den Gräbern? Auf denen dann der Tote lag?«
    »Ja, genau.«
    Ich starrte den Dicken an. »Sag mal, willst du mich verarschen? Deine Geschichte stimmt doch hinten und vorne nicht. Ein Umschlag mit Informationen, wie bescheuert! Und zu den Gräbern sollte ich höchstens, um die Leiche zu finden, damit ...«
    »Nein«, rief er mit schriller Stimme. »Es war so, wie ichs erzählt hab. Genau so. Ich hab nicht nachgefragt, was das soll, gell, das hab ich nie. Klar fand ich es auch komisch, aber das war unsere Abmachung, schon immer. Ich hab seine Aufträge ausgeführt, ohne zu fragen, warum und wozu. Dafür hat er mich gut bezahlt. Er war damals der Einzige, der sich noch um mich gekümmert hat. All die anderen von den DACH kannste vergessen. Lauter Arschlöcher. Ohne Jochen wäre ich verreckt!«
    »Schon gut, schon gut. Ein echter Samariter, dein Jochen. Und was solltest du vorher mit dem Jugo anstellen? Ich meine, bevor ich kam?«
    »Mit dem Jugo? Gar nix. Von dem war nie die Rede.«
    »Aber um 11 lag er tot auf dem Friedhof.«
    »Was weiß ich, wie der dahinkam«, brüllte er verzweifelt. »Ich hab dem kein Haar gekrümmt. Wusste doch gar nicht, wie er aussieht!«
    »Und dein Herr und Meister? Vielleicht hat der schon vorher seine Runde zwischen den Gräbern gedreht und den Alten ...«
    »Hat er nicht! Jochen war genau so überrascht wie ich. Hör zu, ich bin kurz vor 11 durch die Seitentür rein, um mir die Gräber anzuschauen, die er mir beschrieben hatte. Und seh plötzlich den toten Mann dort liegen. Liegt da einfach, komplett alle. Ich natürlich sofort zurück zu Jochen, erzähls ihm, der ist total baff und fragt nur noch, wie der ausgesehen hat, ob ich ihn erkannt hab und all das. In dem Moment tauchst du auf.«
    »Ausgerechnet.«
    »Ja, du mit deinem blöden ... mit deinem Fahrrad. Wir verhalten uns schön still, aber Jochen ist total unruhig. Scheint geahnt zu haben, dass es der Jugo war, der da lag. Irgendwann sagt er ›Ich riskiers, jetzt ist mir egal, ob er mich erkennt, ich will wissen, wer der Tote ist.‹ Und geht dir hinterher.«
    Ärgerlich trank ich einen Schluck Bier. Was der Boxer da erzählte, ließ die Dinge in einem völlig anderen Licht erscheinen, als ich erwartet hatte. Mir wollte einfach nicht in den Kopf, dass die beiden nichts von der Anwesenheit des Serben auf dem Bergfriedhof gewusst haben wollten. Andererseits traute ich Heinz Schafstett nicht zu, sich eine solche Story spontan aus den Fingern zu saugen. Ich kratzte mich am Kinn und musterte den Dicken.
    »Ach ja«, sagte er, »bevor er dir nachging, meinte er noch, ich sollte mich in meinen Wagen setzen und abwarten.«
    »Und was dann?«
    »Ich hab gewartet. Bis ihr zusammen rausgekommen seid. Jochen machte mir ein Zeichen, nicht hinterherzufahren, also blieb ich, wo ich war. Dann passierte eine Zeit lang gar nix, bis sich endlich Jochen per Handy meldete. Er sagte, der Tote auf dem Grab wäre tatsächlich der Typ, der Geld von ihm wollte, und es wäre ihm am liebsten, wenn ich den beseitigen würde.«
    »Und das hast du getan. Ohne nachzufragen.«
    »Richtig.«
    »Das ist doch zum Kinderkriegen! Wer soll denn das glauben? So was von blindem Befehlsempfänger gibts doch gar nicht!«
    »Aber es ist die Wahrheit«, brüllte Schafstett, »die reine Wahrheit! Schieß mir meinetwegen die Eier ab, ich kann dir nix anderes sagen!« Er nestelte an seinem Kragen herum, als bekomme er zu wenig Luft, und fügte ein leises, unsicheres »Gell ...?« an.
    Was sollte ich tun? Wenn der Dicke bereit war, auf sein Gemächte zu verzichten, dann würde ich keine andere Erklärung aus ihm herauskitzeln können. Vielleicht sprach er sogar die Wahrheit. Schließlich war ihm nicht klar, was Bünting vor halb 11 getrieben hatte.
    »Kommen wir zum nächsten Punkt«, sagte ich. »Zu deinen Beschattungsaufgaben. Die Verfolgungsjagd und die Sache mit meinem Fahrrad haben wir schon

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