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Bergfriedhof

Bergfriedhof

Titel: Bergfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Schafstetts Couch so bequem wie möglich und wartete.
    Der Dicke lag zusammengeschnürt im Sessel; Blut lief ihm in zwei dicken Fäden über die Glatze, ein Faden ins Auge, einer hinters Ohr. Er begann zu zwinkern, wischte mit den gefesselten Händen über das Auge und sah Blut auf seinem Handrücken. Leid tat mir der Kerl nicht. Selbst wenn er kein Mörder sein sollte: Ich hatte die beiden Fausthiebe noch nicht vergessen.
    »Na, Fettsack? Wieder munter?«
    »Dafür wirst du büßen«, knirschte er und verzog das Gesicht. Jaja, diese Schmerzen.
    »Schade, dass ihr draußen keine spitzen Gitterstäbe habt.« Ich trank einen Schluck. »Vielleicht findet sich in der Küche ein Grillspieß oder so etwas.«
    Er schwieg und sah an mir vorbei.
    Ich entnahm Katerinas Kette meiner Hosentasche und ließ sie vor Schafstetts Augen baumeln. Nur so, als Erinnerung. Dann stärkte ich mich mit einem weiteren Schluck Bier und begann meinen Vortrag. Ich bin kein Freund langer Reden, aber der gefesselte Subaru-Fahrer vor mir sah nicht so aus, als sei er zu einem spontanen Geständnis bereit.
    »Tja, Geschäftsfreund«, sagte ich. »Die Zeiten ändern sich schneller, als man glaubt. Ab jetzt könnt ihr euch eure Liebesbriefe bei der Gefängnisleitung stempeln lassen, du und dein Jochen. Vielleicht sind es ja auch keine Liebesbriefe mehr. Vielleicht stehen ganz andere Dinge darin: Ich halte es nicht mehr aus, Jochen, ich werde gestehen, ich werde ihnen alles sagen ... Die erste Woche im Knast ist man noch trotzig und stark, in der zweiten wird man schwach, und nach einem halben Jahr will man endlich wieder am Neckar spazieren gehen, will mit dem eigenen Wagen fahren, sofern der noch nicht verscherbelt ist ... Die Zeiten ändern sich, Heinzi, und an deiner Stelle würde ich mir genau überlegen, wie viel mir die Solidarität mit Jochen wert ist.«
    »Quatsch, alles Quatsch!«, stöhnte er.
    »Doppelmord, Heinzi ... Du wirst in der Zeitung stehen. Und nun rate mal, wen die Öffentlichkeit für den Mörder halten wird. Deinen Chef? Den hochverehrten Dr. Hanjo Bünting? Ich weiß, welchen Ruf er bei den Journalisten hat, und der ist so glänzend, dass du dein Bad wochenlang putzen könntest, bevor es ...«
    Ich brach ab und warf der Bierflasche einen kritischen Blick zu. Dieser Satz war viel zu bescheuert, um ihn zu Ende zu bringen. Aber vielleicht wirkte er bei einem wie Schafstett.
    »Dein Jochen kennt hier alles, was Rang und Namen hat. Den Herausgeber der Neckar-Nachrichten , die Wirtschaftsbosse, das Rektorat der Universität, die Gemeinderäte von links bis rechts. Und mit dem Oberbürgermeister trifft er sich wahrscheinlich einmal im Monat zum Bridge. Da kannst du dir vorstellen, wen die Heidelberger als Mörder verurteilen, bevor die Gerichtsverhandlung auch nur terminiert ist. Vielleicht reichen meine Beweise nicht, um denjenigen von euch reinzureiten, der es getan hat. Aber sie reichen allemal, um sicherzugehen, dass es einer von euch beiden war. Du oder dein Jochen. Oder beide zusammen. Du hast nur eine Chance, einigermaßen heil aus der Sache rauszukommen: indem du redest. Verstanden, Heinzi?«
    »Du hast wirklich keine Ahnung«, presste er hervor. Er hielt das linke Auge geschlossen, weil immer mehr Blut von oben nachströmte. »Überhaupt keine, du elender Schnüffler.«
    »Vielleicht könnt ihr euch um den Serben noch herummogeln. Ja, möglich, dass euch ein gewitzter Verteidiger da herauspaukt. Aber Katerina ... mit ihr seid ihr zu weit gegangen. Auf Büntings eigenem Gelände, ihr Wahnsinnigen! Man jage einen Trupp von der Spurensicherung über das Grundstück, und eine halbe Stunde später wissen die, welche Socken du getragen hast, während du das Mädchen auf das Gitter gespießt hast.«
    »Hör auf!«, schrie er. »Nichts habe ich getan. Wie oft soll ich das noch ...? Wir haben niemanden umgelegt, weder Jochen noch ich.«
    »Ihr habt sie wohl gebeten, auf das Gitter zu steigen?«
    »Niemanden haben wir umgelegt«, giftete er. »Nicht einmal dich. Und das war vermutlich ein Fehler.«
    »Höchstwahrscheinlich sogar«, lachte ich. »Nicht euer einziger Fehler. Aber jetzt schieß los. Die ganze Geschichte, von Anfang an, bitte schön.«
    Er sah aus dem Fenster. Mit einem Auge. Der Kerl wollte tatsächlich den Helden spielen. Passte gar nicht zu so einem Couchgarniturspießer.
    Ich schnellte aus dem Sitz hoch und stürzte mich auf ihn. Die Pistole rammte ich ihm unter sein fettes Kinn, dass er aufschrie. »Du redest jetzt«,

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