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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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brachte aber nur ein Krächzen zustande. Ich räusperte mich.
    »Was ist mit Jutta?«, brachte ich schließlich hervor.
    Die Erinnerung kam zurück. Die OP hatte furchtbar lange gedauert. Nach dem Gespräch mit den beiden Polizisten war der Arzt gekommen, noch im grünen Kittel.
    »Wir müssen abwarten«, sagte er. »Sie hat viel Blut verloren.« Er hatte noch irgendwas von einer verletzten Schlagader erzählt und mich dann höflich, aber bestimmt nach Hause geschickt.
    »Kann ich nicht zu ihr?«
    Er hatte den Kopf geschüttelt. »Morgen vielleicht. Rufen Sie an.«
    Ich hatte mich mit dem Taxi nach Bruch zu meinem Wagen bringen lassen. Als ich einsteigen wollte, bemerkte ich, dass etwas nicht stimmte. Die rechte Seitenscheibe war eingeschlagen, das Handschuhfach stand offen. Dückraths Pistole war verschwunden - genauso wie alles andere, was ich ihm abgenommen hatte. Ich war nach Hause gefahren, und die ganze Zeit war die eisige Luft durch das kaputte Fenster hereingeweht.
    Ich versuchte, die Erinnerung zu verscheuchen, und knipste die Schreibtischlampe an. Das Licht war so hässlich wie dreckiges Eis.
    »Wir wissen noch nichts«, sagte Krügers tiefe Stimme. »Ich rufe auch nicht deswegen an.«
    Ich sank in meinen Bürosessel. Mir war kalt. Vielleicht sollte ich mir den Bademantel holen … Egal.
    »Wir haben Ihre Aussagen von gestern Abend überprüft«, sagte Krüger.
    Die beiden Polizisten. Ich hatte ihnen erzählt, was ich wusste. Alles. Von den Dückraths. Vom Hakenkreuzwald. Und dann war mir auch die Leiche wieder eingefallen. Das Grinsen des Totenschädels. Ein Alptraum.
    »Rott? Sind Sie noch dran?«
    »Ja, ja. Ich war nur noch nicht richtig wach.« Ich rieb mir mit der linken Hand durchs Haar. Reiß dich zusammen, sagte ich mir. »Wieso rufen Sie eigentlich an, Herr Krüger? Sie sind doch gar nicht zuständig!«
    »Ist mir klar. Aber ich dachte, ich helfe meinem alten Freund Rott mal wieder auf die Beine.«
    Meinem alten Freund? Was sollte das denn heißen? Wenn Krüger so was sagte, konnte nur ein Problem im Raum stehen. Ein Riesenproblem.
    »Das klingt gar nicht gut«, sagte ich. »Bin ich in Schwierigkeiten?«
    Krüger lachte freudlos. »Wie man's nimmt. Aber ich fange besser von vorn an.«
    »Bitte nicht so umständlich. Ich will möglichst schnell im Krankenhaus anrufen.«
    »Gut, ich mach's kurz. Sie haben ja den Kollegen gestern eine tolle Revolverstory geliefert, das muss ich schon sagen.«
    »Was kann ich dafür? Sie ist wahr.«
    »Wir haben sie ja auch ernst genommen.«
    »Und?«
    »Und wir sind dem nachgegangen. Sie wollen, dass ich es kurz mache. Also: Da oben hat tatsächlich eine Leiche gelegen. Und zwar schon ziemlich lange.«
    »Sieben Monate?«
    »Das kann hinkommen. Sie ist ziemlich … ich will mal sagen: entstellt. Wildfraß und so weiter. Sie verstehen.«
    Ich verstand. »Ist es eine Frau? Vielleicht eine gewisse Maria aus Portugal oder Brasilien?«
    »Es ist ein Mann. Wir arbeiten noch an der Identifizierung. Aber eins sage ich Ihnen: Wir haben einen bestimmten Verdacht.«
    »Doch nicht Ratnik?«
    »Wir prüfen es gerade.«
    »Aber er ist in Kanada! Ihr Kollege Mölich ist der Sache nachgegangen. Es ist aktenkundig.«
    »Aktenkundig? Wo?«
    »Fragen Sie Mölich.«
    »Das werden wir. Aber alles der Reihe nach. Zu Punkt zwei. Da Sie ja Ratnik im Zusammenhang mit der unbekannten Kinderleiche ermittelt haben, wollten wir feststellen, ob er der Vater des Kindes ist. Gut, wir haben noch nicht den Beweis, dass es wirklich Ratnik ist, der da im Gebüsch vor sich hinfaulte, aber wenn er es ist…« »Ja?«
    »Dann war er nicht der Vater des Kindes. So viel wissen wir schon mal.«
    »Wie haben Sie das denn rausgekriegt?«
    »Wir haben DNA-Proben des toten Kindes sichergestellt und sie mit dem genetischen Fingerabdruck der Leiche am Bruchberg verglichen.«
    »So schnell?«
    »Sie können sich vorstellen, was wir für eine Nacht hinter uns haben.« Am anderen Ende der Leitung raschelte Papier. »Und jetzt kommen wir zum Thema Hakenkreuzwald«, sagte Krüger. »Als ich das hörte, habe ich auch erst gestutzt, und die Fantasie ist mit mir ziemlich durchgegangen.«
    »Nicht nur Ihnen«, sagte ich.
    »Trotzdem. Ich will keinesfalls die Neonazi-Szene verharmlosen und auch sonst nichts relativieren oder verwässern, was man über die Nazis weiß. Aber: Das da oben an der Aggertalsperre ist kein Hakenkreuzwald, und es ist nie einer gewesen. Ich habe heute Morgen mit dem zuständigen Förster

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