Bericht vom Leben nach dem Tode
besagte. Dem Report entnahm ich mit Erstaunen folgendes: Fletcher hatte ziemlich schnell den gewünschten Kollegen des Japaners ausfindig gemacht und ihn über jene »Telefonleitung des Geistes«, von der schon mehrfach die Rede war, zu sich gerufen. Nun gab es aber nicht nur sprachliche Verständigungsprobleme, sondern vor allem technische. Fletcher wußte nicht, wie er die Botschaft, also die Antwort auf die Frage meines Besuchers in Worte fassen sollte. Die fachlichen Begriffe fehlten ihm oder schienen ihm unübertragbar. Deshalb sagte er: »Der Mann hier will die Sache aufzeichnen. Vielleicht geht es so. Geben Sie Mr. Ford bitte Papier und Bleistift.« Man legte einen Schreibblock vor mich auf den Tisch, drückte mir einen Bleistift zwischen Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand, und ich richtete mich etwas auf, wie jemand, der über seiner Arbeit am Schreibtisch eingenickt war und nun wieder weitermachen will. Dann begann ich langsam und so, als überlege ich mir jeden Strich, etwas zu zeichnen – selbstverständlich mit geschlossenen Augen.
Was dabei herauskam, war die Skizze irgendeines Details an einer Kamera. Ich konnte wenig damit anfangen, doch der Japaner war hocherfreut. Es sei wohl keine ausgefeilte Darstellung, aber sie genüge vollkommen, denn sie liefere ihm genau die Antwort auf seine Frage. Nun könne er wieder Weiterarbeiten. Glücklich lächelnd ging er fort… Seitdem habe ich nie wieder automatisch zeichnen dürfen, schade!
Woher aber kam diese Zeichnung einer offensichtlich abhanden gekommenen oder durch den Tod des japanischen Spezialisten nicht ausgeführten Erfindung? Es ist wohl überflüssig, darauf hinzuweisen, daß ich sie mir nicht selbst ausgedacht haben kann. Aus dem Bewußtsein meines Gastes, des japanischen Kamerakonstrukteurs, kann ich sie auch nicht entnommen haben, denn in dessen Gehirn steckte diese Kenntnis ja noch gar nicht drin. Also könnte ich sie, nach der animistischen Hypothese, nur aus dem Bewußtsein eines anderen lebenden Erfinders »geklaut« haben. Von welchem aber? Es hat sich meines Wissens später keiner gemeldet, der meinen japanischen Besucher des Plagiats oder Diebstahls bezichtigt hätte. Indessen stand fest, daß der ehemalige Kollege, mit dem Fletcher ihn in Verbindung brachte, tatsächlich nicht mehr unter den Lebenden weilte.
Ducasse hat in der schon zitierten grundlegenden Vorlesung ausdrücklich betont, daß sein genaues Studium von Hunderten von Protokollniederschriften die sogenannte Depersonalitionshypothese, also jene Annahme, daß das Medium seine Kenntnisse oder Botschaften von einer »sekundären Person« beziehe, habe unwahrscheinlich erscheinen lassen. »Einige der schärfsten Denker, die mit größter Skepsis an diese Dinge herangegangen sind und sie jahrelang äußerst kritisch untersucht haben, sind schließlich zu dem Ergebnis gelangt, daß wenigstens in einer ganzen Reihe von Fällen allein die Hypothese des Fortlebens nach dem Tode plausibel sei«, sagte Ducasse.
Hyslop war der Meinung, daß die allgemeine Abneigung der Wissenschaftler, die Fortlebenshypothese zu akzeptieren, hauptsächlich auf Furcht beruhe. Es gäbe keine theoretischen Schwierigkeiten, die dem vorbehaltlosen Glauben an ein Leben nach dem Tode im Wege stünden. Doch würde es für die Wissenschaft einen völlig neuen Start bedeuten. »Die umwälzenden Folgen – philosophisch, moralisch, religiös und politisch – eines wissenschaftlichen Beweises für das Fortleben im Jenseits lassen ein vorsichtiges Verhalten in einer so wichtigen Sache geboten erscheinen.«
Ducasse resümierte: »Die Annahme, daß individuelles bewußtes Leben in irgendeiner Form nach dem Tode weiterexistiert, kann als entweder durch die Naturwissenschaften oder die Philosophie bestätigt betrachtet werden. Denn es gibt den empirischen Nachweis, daß der Geist nach dem Tode weiterlebt und daß er gelegentlich eine Verbindung mit den Lebenden zustande zu bringen vermag.«
Als Ducasse dies 1951 den Studenten von Swarthmore vortrug, entstand allgemeines Geraune. Einerseits imponierte den Studenten der Mut, mit dem ein angesehener Professor in dem soeben angebrochenen Atomzeitalter über ein rein metaphysischspiritistisches Thema sprach; andererseits waren viele von ihnen der Ansicht, daß dieser Mut sozusagen verschwendet sei, und sie schienen recht zu haben. Seine Ausführungen waren zu jenem Zeitpunkt als wissenschaftliches und öffentliches Diskussionsthema einfach undenkbar –
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