Bericht vom Leben nach dem Tode
Uhr neunzehn stehen. Genau um diese Stunde – übertragen auf die Westeuropäische Zeit – hatte Jim sich in New York das Leben genommen. Dann tauchten plötzlich überall in den Räumen auseinandergebogene Sicherheitsnadeln und Büroklammern auf, deren Spitzen Uhrzeigern glichen, die ebenfalls diese Zeit anzeigten. Bücher, die irgendeine Beziehung zu Jim hatten, lagen nicht mehr auf ihrem ursprünglichen Platz. Gesang- und Gebetbücher fand Pike an Stellen auf geschlagen, die vom ewigen Leben handelten. Einmal rumorte es, während Pike, Barr und der Sekretär im Arbeitszimmer zusammen waren, in einem Schrank. Pike öffnete rasch die Tür und fand die darin aufbewahrten Kleider am Boden liegen und durcheinandergewühlt. Ein Gast, dem der Bischof von diesen Erscheinungen berichtete, meinte: »Wenn sich so etwas doch einmal in meiner Gegenwart ereignen würde!« Und sofort löste sich, in Anwesenheit von drei weiteren Zeugen, der Rasierspiegel, den Jim einige Monate zuvor während seines Besuchs in Cambridge benutzt hatte, vom Kommodenaufsatz und segelte sanft auf den Boden.
Als Mervyn Stockwood, der Bischof von Southwark, der sich mit Fragen der Parapsychologie und des Spiritismus beschäftigte, von diesen Vorgängen hörte, vermutete er, daß Jim Pike verzweifelt versuchte, mit seinem Vater in Kontakt zu kommen. Er brachte daher seinen Kollegen Pike mit einem Medium, Mrs. Edna Twigg, zusammen. Sie wußte nicht, wer ihr Séancepartner war, übermittelte Pike jedoch Botschaften, die nur von seinem verstorbenen Sohn stammen konnten. Der Geistliche Mr. John Pierce-Higgins, der Pike als Zeuge begleitete, erklärte später aufgrund seines Protokolls, Jim habe seinem Vater durch das Medium mitgeteilt, daß er seinen Selbstmord aufs tiefste bedauere, er habe seinen Eltern nicht weh tun wollen und wünschte, er könnte seine unbedachte Tat ungeschehen machen. Er habe unter dem Druck von Examensangst gehandelt, »aber er sagte auch etwas über Drogen« und daß er »einfach durchgedreht« habe. Als er sich auf dem Londoner Flughafen von seinem Vater verabschiedete, um nach New York zurückzufliegen, habe er geahnt, daß etwas Schreckliches mit ihm geschehen würde.
Mehr als diese Andeutung über den Grund seines Selbstmordes hatte Jim offenbar nicht gemacht. Nun, ein Jahr später, in der Séance vor den surrenden Fernsehkameras, fragte Pike seinen Sohn nach Einzelheiten über seinen Tod. Jim antwortete:
»Ich kann dir nur soviel sagen: Es begann mit einem gewissen Halverston –«
Fletcher korrigierte den Namen gleich darauf: »Er heißt wohl Halverson. Er ist jetzt auch hier. Muß kurz nach dem Jungen rübergekommen sein. Kennen Sie einen Mann dieses Namens?«
»Es kann sein«, sagte Bischof Pike zögernd. »Ich erinnere mich, den Namen gehört zu haben. Aber persönlich kenne ich ihn wohl nicht.«
»Denken Sie in Ruhe nach«, schlug Fletcher vor. »Er heißt Marvin mit Vornamen und hatte etwas mit moderner Musik und Kunst zu tun.«
»Jetzt erinnere ich mich«, sagte Pike. »Dieser Marvin Halverson war, glaube ich, für den National Council of Churches tätig. Soviel ich weiß, arbeitete er für den Nationalen Kirchenrat über das Verhältnis der Glaubensgemeinschaft zur modernen Musik und Kunst. Wir hatten vor Jahren eine Fernsehdiskussion zusammen. Danach habe ich nichts mehr von ihm gehört.«
Was Bischof Pike nun von seinem Sohn erfuhr, war nicht nur für ihn ein schwerer Schock, sondern gleichsam ein Menetekel für die gesamte junge Generation der Vereinigten Staaten. Jim gestand, durch diesen Halverson während seiner Collegezeit in Berkeley, Kalifornien, zum Genuß von Drogen verleitet worden zu sein. Er nannte vor allem eine Droge – LSD. Er habe sich von diesem Zwang befreien wollen, indem er den Studienort wechselte und nach New York ging, doch habe er dort einige seiner Collegekameraden wiedergetroffen und unter ihrem Einfluß wieder Drogen genommen. Sein Selbstmord sei die Folge eines Horrortrips gewesen. Auf einmal wäre ihm das Leben nicht mehr lebenswert vorgekommen.
Sogleich nach der Séance, noch während der Fernsehsendung, telefonierten wir mit Leuten in Los Angeles und in London, die uns bestätigten konnten, was Jim und was andere Jenseitige gesagt hatten. Jims Angaben wurde bis ins kleinste Detail bestätigt. Natürlich hatte es keinen Sinn, Fragen zu stellen, die den Befragten diskriminieren konnten.
Fletcher hatte übrigens auch von einem alten Mann slawisch-jüdischer Abstammung
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