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Bericht vom Leben nach dem Tode

Titel: Bericht vom Leben nach dem Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ford
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unserer Zeit vertretene Meinung, daß das Ektoplasma oder die »odische Kraft«, die körperliche Manifestationen möglich macht, ein unkörperliches Element des Blutstroms sei, das vorübergehend materialisiert werde, wenn derartige Phänomene auftreten. Da meine Erfahrungen mit außersinnlichen Phänomenen der physischen Kategorie begrenzt sind, kann ich dazu aus eigener Praxis nichts sagen. Immerhin stimmen die geistigen Aspekte von der Séance des Odysseus mit heutigem Erfahrungsmaterial überein.
    Der Hades besitzt im homerischen Wortsinn nicht den Beiklang von ewiger Verdammnis, der die spätantike und mittelalterliche Vorstellung von der Hölle kennzeichnet. Der Hades ist einfach die spirituelle Umwelt, in der die Seelen der Verstorbenen leben. Er befindet sich am jenseitigen Ufer eines »Stroms der Klagen« oder der Angst, Homers poetischer Versinnbildlichung der unter den Menschen aller Zeitalter so verbreiteten Todesfurcht.
    Ohne Zeit zu verlieren, erscheinen die Geister, nachdem Odysseus sie gerufen hat. Ich finde es bemerkenswert, daß der erste Geist, der mit Odysseus Kontakt aufnimmt, sich genau wie in der heutigen Praxis von Jenseitskontakten üblichen Weise verhält. Er gibt einen akkuraten Bericht über den Hergang seines Todes, hier eines Unfalltodes, dessen Einzelheiten den noch auf Erden Weilenden nicht bekannt sind. Dieser zuerst erscheinende Geist ist Odysseus’ Reisegefährte Elpenor, den Odysseus zuletzt lebend und wohlauf in Circes Palast gesehen hat. Odysseus will wissen, was geschehen ist. »Es kam von dem vielen Wein, den ich vor dem Schlafengehen getrunken hatte«, erklärt Elpenor. »Als ich erwachte, vergaß ich glatt, daß ich die lange Leiter benutzen mußte, um nach unten zu gehen, und so fiel ich kopfüber vom Dachgarten. Ich brach das Genick, und meine Seele kam in den Hades.« In den Berichten unseres Jahrhunderts über Gespräche mit Verstorbenen wird man mit Leichtigkeit Tausende von Elpenors finden.
    Odysseus sieht nun eine große Anzahl von Seelen:
     
    Jüngling’ und Bräute kamen und kummerbeladene Greise
    Und aufblühende Mädchen, im jungen Grame verloren,
    Viele kamen auch, von ehernen Lanzen verwundet,
    Kriegserschlagene Männer mit blutbesudelter Rüstung…
     
    Aber er spricht nur mit wenigen: mit Elpenor, seiner Mutter und natürlich Teiresias. Dieser gibt ihm den erbetenen Rat, und die Séance ist beendet.
    Die Griechen vorhellenistischer Zeit glaubten, daß die Toten in einer unterirdischen Welt weiterlebten, die unter der Herrschaft der Großen Göttin oder Erdmutter stand. Es gab dort ein Inselparadies, zu dem die Seelen der Verstorbenen mit einer Fähre übergesetzt wurden. In der hellenistischen Periode glaubte man, daß die Seele in das eidilon verwandelt werde, ein ätherisches, unkörperliches Abbild der irdischen Erscheinung des Verstorbenen zu seinen Lebzeiten. In der Odyssee ist es dies, was den Helden beim Wiedersehen mit seiner toten Mutter Anticlea in der Séance so sehr verstört. Nachdem er vergebens versucht hat, ihre schattenhafte Form zu umarmen, ruft er aus: »Ist dies nur ein Phantom, das Persephone mir gesandt hat, um meinen Schmerz noch zu vergrößern?« Seine Mutter beruhigt ihn:
     
    Gar nicht täuschet sie dich, die erhabene Persephoneia;
    Nein, so will’s der Gebrauch der Sterblichen, wenn sie verblüht.
    Denn nicht wird Fleisch und Gebein durch Sehnen verbunden;
    Sondern die große Gewalt der brennenden Flamme verzehrt dies
    Alles, sobald aus dem weißen Gebein das Leben hinwegfloh.
    Aber die Seele verfliegt, wie ein luftiger Traum, und entschwebet.
     
    Daß der Mensch weit mehr ist als ein Körper aus Fleisch, Gebein und Sehnen, galt, soviel wir wissen, bei allen Völkern des Altertums als feststehende Tatsache. Man kann sogar sagen, daß dem psychischen Bestandteil des Menschen und seinem Wohlergehen damals mehr Bedeutung beigemessen wurde, als dies seit den letzten zweihundert Jahren unserer Zeitrechnung der Fall ist. Daß Seele und Geist der höchste Besitz des Menschen sind, daß sie besonders gepflegt werden müssen und unsterblich sind, das war so etwas Selbstverständliches, daß in der überlieferten Literatur die Psyche paradoxerweise wie etwas Körperliches, Sichtbares behandelt und das Jenseits oder das Totenreich, in das sie eingeht, wie ein Nachbarland beschrieben wird, das allerdings meistens nicht neben dem eigenen Land liegt, sondern darunter (Unterwelt, Hades, Tartarus, Hölle) oder darüber (Himmel, Elysische

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