Bericht vom Leben nach dem Tode
neuen Umgebung aussöhnt, ist, daß die Dinge so fest und körperhaft erscheinen… Die erste Person, die ihm begegnete, war sein Großvater. Und dann kamen andere, von denen er zum Teil nur gehört hatte. Sie alle schienen so körperlich zu sein, daß er kaum an sein Hinübergehen glauben konnte. Er lebt in einem Haus – ein Haus aus Ziegeln –, und es gibt Bäume und Blumen, und der Boden ist fest und kompakt… Die Nacht folgt dem Tag nicht, wie sie es auf Erden tut. Manchmal scheint es dunkel zu werden, weil er es dunkel haben möchte, aber die Zeitspanne zwischen Helligkeit und Dunkelheit ist nicht immer gleich lang… ›Was mich immer wieder beschäftigt‹, sagt er, ›ist, wie das alles gemacht ist, aus was es besteht. Bis jetzt habe ich das nicht herausfinden können… Eine Zeitlang glaubte ich, daß die Bauten, Blumen und Bäume und der solide Boden Gedankengebilde seien – durch Gedanken geformt; aber das ist es nicht, es ist mehr dran‹… Seine Hauptaufgabe ist, den armen Kerlen zu helfen, die – durch den Krieg – in die Geisterwelt buchstäblich hineingeschossen werden.«
Auf die Frage, ob Raymond in die Zukunft sehen könne, kam die Antwort: »Manchmal glaube ich, daß ich das kann, aber es ist nicht einfach, zu prophezeien. Nein, ich glaube nicht, daß ich wirklich mehr weiß als im Leben.«
Bei der nächsten Sitzung mit dem gleichen Medium, nur ein paar Tage später, ging die Kombination von Erste- und Dritte-Person-Berichterstattung kaum noch durcheinander, und Raymond kam sogar deutlicher durch, wenn er in der ersten Person und für sich selbst sprach: »Wenn ich zu euch komme, soll keine Trauer herrschen. Ich möchte nicht das Gespenst sein, das auf einem Fest erscheint. Es darf keinen einzigen Seufzer geben…«
Nach seiner Kleidung befragt, sagte Raymond: »Alles ist maschinell hergestellt. Können Sie sich mich in weißen Gewändern vorstellen? Im Anfang wollte ich nichts davon wissen und wollte sie nicht tragen. Es war wie mit einem, der unerwartet in ein Land mit heißem Klima kommt – ich wußte ja nicht, wohin ich kam. Man beschließt, zuerst vielleicht seine eigenen Sachen zu tragen, aber bald kleidet man sich wie die andern, die hier wohnen. Es ist gestattet, bis zur Akklimatisierung irdische Kleidung zu tragen. Man läßt uns gewähren; man zwingt niemanden. Ich glaube nicht, daß ich die Jungen jemals dazu bringen kann, mich in weißen Gewändern zu akzeptieren.«
Bei einer späteren Sitzung sprach Raymond über seinen neuen Körper: »Mein Körper ist dem vorigen sehr ähnlich. Manchmal kneife ich mich selbst, um zu sehen, ob er wirklich ist, und er ist’s, aber es tut nicht so weh, wie wenn ich früher den fleischlichen Körper kniff. Die anderen Organe scheinen nicht nach den gleichen Prinzipien zu arbeiten wie vorher. Sie können also wohl nicht ganz die gleichen sein, wenn es auch den Anschein hat. Ich kann mich irgendwie freier bewegen.«
Dann wechselt der Dialog abrupt in die dritte Person über: »Ja, er hat Wimpern und Augenbrauen wie im Leben und eine Zunge und Zähne. Er hat jetzt einen neuen Zahn anstelle eines anderen, der nicht ganz in Ordnung gewesen war… Er kannte einen Mann, der einen Arm verloren hatte und jetzt einen neuen hat. Ja, er hat jetzt wieder zwei Arme. Als er in der Astralsphäre anlangte, schien es zuerst noch, als ob ihm ein Arm fehle; er war einfach unvollständig. Aber nach einer Weile wurde er immer vollständiger, bis er einen neuen Arm hatte… Wenn jemand ganz zerschossen und verstümmelt ist, dauert es einige Zeit, bis der Geist-Körper sich vervollständigt und wieder komplett ist. Er sondert eine gewisse Menge einer Substanz ab, die zweifellos ätherischer Natur ist, und diese muß wieder verdichtet werden. Der Geist ist natürlich nicht zerschossen, aber er ist doch irgendwie angegriffen… Körper sollten nicht mit Absicht verbrannt werden. Wir haben manchmal schreckliche Scherereien mit Leuten, die zu schnell nach dem Tod verbrannt worden sind… Man scheint sich gesagt zu haben: ›Schnell, schaff ihn aus dem Weg, da er nun einmal tot ist.‹ Das sollte man jedoch nicht vor Ablauf von sieben Tagen tun.«
Dann: »Ich glaube nicht, daß Männer und Frauen sich in der gleichen Weise wie auf Erden gegenüberstehen, obwohl sie die gleichen Gefühle füreinander haben; aber sie bringen sie nicht auf die gleiche Weise zum Ausdruck. Hier scheint es keine Geburten zu geben…« – »Er hat jetzt nicht den Wunsch, zu essen, aber er
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