Bericht vom Leben nach dem Tode
Einflüsse »infiziert« worden sein? Ist es möglich, daß Raymond in einigen Fällen in einer Art halbschlafendem Traumzustand war und in anderen ganz wach? Da Raymond kein geschulter Wissenschaftler war, mußten seine Beschreibungen rein impressionistischer Natur sein. Welche wissenschaftlichen Schlußfolgerungen über die Strukturen und die Energien der jenseitigen Welt konnten aus seinen Eindrücken gezogen werden?
Das Ergebnis der Untersuchung war nicht nur die Bestätigung der Authentizität des »Raymond-Phänomens«, die später von vielen Wissenschaftlern bekräftigt wurde. Vor allem ließen sich einige bisher nur vage formulierte Hypothesen über das Leben nach dem Tode nun präzisieren, und die gesamte Fortlebensforschung diesseits und jenseits des Atlantiks empfing völlig neue Impulse. Fast alle Erfahrungen, die wir seitdem dazugewonnen haben, werden noch immer an dem Buch Raymond gemessen und mit Raymonds Aussagen verglichen.
Lodge sah die sensationelle Wirkung seines Buches voraus und wollte unbedingt verhindern, daß es in anfälligen Gemütern gefährliche Verwirrung stiftet. Deshalb setzte er an den Schluß einen »Rat für Hinterbliebene«, in dem es heißt:
»Es könnte sich vielleicht die Frage erheben, ob ich denn wohl allen Angehörigen verstorbener Personen empfehle, soviel Zeit und Aufmerksamkeit auf die Herstellung von Kommunikationen und deren Aufzeichnung zu wenden, wie ich es getan habe. Eine solche Empfehlung werde ich ganz gewiß nicht geben. Es handelt sich um mein spezielles Forschungsgebiet, und ein Wissenschaftler nimmt oft den Außenstehenden nahezu unverständlich große Mühen auf sich. Ich empfehle den Menschen jedoch, sich zu vergegenwärtigen, daß ihre Toten weiterhin aktiv, anteilnehmend und glücklich sind – in gewissem Sinn lebendiger denn je.«
Alle führenden Persönlichkeiten der British Society for Psychical Research – Sidgwick, Gurney, Myers, Hodgson, Lodge – setzten die Erforschung der außersinnlichen Wahrnehmungen nach ihrem Tode von der anderen Sphäre aus fort. Sie erschienen häufig in Séancen mit Beweismaterial oder hilfreichen technischen Hinweisen. Von den Pionieren, die William James erwähnte, hat jedoch nur Myers versucht, eine ausführliche Beschreibung des unendlichen Universums jenseits des Erdenlebens zu geben. Hodgson erteilte Aufschlüsse darüber, wie die Körperlosen in der Lage sind, fähige Medien zu erkennen und sich ihrer zu bedienen. Hyslop gab einige wichtige Hinweise auf die reale Struktur des Jenseits.
Nach Meinung von Lodge verdanken wir Hodgson Erkenntnisse von eminenter Bedeutung, ohne die die Parapsychologie in dieser Richtung keine nennenswerten Fortschritte mehr hätte machen können. Er klassifizierte die Methoden und möglichen Quellen der Trance-Kommunikation und des automatischen Schreibens und bewies die Richtigkeit seiner Hypothese durch Demonstrationen. Ferner lieferte er Material, das ein für allemal die Annahme widerlegte, daß alle mediumistische Kommunikation auf der Fähigkeit des Mediums beruhe, durch Telepathie Auskünfte aus dem Bewußtsein lebender Personen zu beziehen. Diese Einschränkung der Telepathie-Theorie war eine entscheidende Voraussetzung für die ernsthafte Diskussion der Kommunikation-mit-Toten-Theorie.
Wir alle besitzen außer unserem physischen Körper einen mit ihm verbundenen ätherischen oder Astralleib. Begabte Medien, sagte Dr. Hodgson, verfügen über gewisse Vorräte einer besonderen Art von Energie oder Kraft, die den in ätherischen Regionen Lebenden als »Licht« erscheinen. Mrs. Piper, das von William James entdeckte und von Hodgson besonders genau studierte Medium, hatte zwei solcher ätherischer Energiezentren, eins, das mit ihrem Kopf, und ein weiteres, das mit ihrem rechten Arm und der Hand verbunden war. »Ich will indes nicht behaupten«, betonte der vorsichtige Gelehrte, »daß ich imstande sei, diese Erscheinung befriedigend zu erklären.« Die Wirksamkeit dieser Energiezentren demonstrierte er in einer Sitzung, in der eine körperlose Person unter Nutzung von Mrs. Pipers »Kopf-Kraft« verbal und eine zweite mittels Arm und Hand des Mediums durch automatisches Schreiben sich, voneinander getrennt, in zusammenhängenden Serien von Botschaften mitteilten.
Hodgsons Angriff auf die Alleingültigkeit der Telepathie-Theorie basierte unter anderem auf einer sorgfältigen Zusammenstellung der immensen Fülle von Material, das nachweislich nicht aus lebenden Gehirnen
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