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Berlin 1961 - Kennedy, Chruschtschow und der gefährlichste Ort der Welt

Berlin 1961 - Kennedy, Chruschtschow und der gefährlichste Ort der Welt

Titel: Berlin 1961 - Kennedy, Chruschtschow und der gefährlichste Ort der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Kempe
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hatte, in eine organisierte und stimmige Rahmenplanung umwandeln konnte, die Amerika und seinen Verbündeten größere Zuversicht verschaffte.
    Kennedy kam etwas später zur NSC-Sitzung, um über dieses Papier zu diskutieren. 30 Rusk hatte zuvor den Anwesenden berichtet, dass Moskau seine Fristsetzung über den Abschluss eines Friedensvertrags mit der DDR aufgeben werde, wenn sich Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten als aussichtsreich erweisen sollten. Trotzdem glaubte Rusk immer noch, dass eine Truppenverstärkung in Europa notwendig sei. Danach gab Verteidigungsminister McNamara seine Empfehlungen ab.
    Kennedy stimmte ihnen allen sofort zu. Ab dem 1. November sollten elf Geschwader der Air National Guard nach Europa verlegt werden, sieben Luftwaffengeschwader des Strategic Air Command von den Vereinigten Staaten nach Europa zurückkehren und Ausrüstungen und Waffen für eine Panzer-und eine Infanteriedivision in Europa bereitgehalten werden. Durch Truppenrotationen würde Kennedy sicherstellen, dass ihm ständig mindestens zwei einsatzbereite Kampfgruppen plus deren Versorgungseinheiten zur Verfügung standen. Gleichzeitig würde er auch das 3. schwere Panzerregiment und seine Nachrichtenabteilung von Fort Meade, Maryland, nach Europa verlegen.
    Am meisten beschäftigte den Präsidenten jedoch die Frage, wie er einen begrenzten Atomkrieg führen könnte. Sein Albtraum war es, die Kontrolle zu verlieren und einen »flammenden Scheiterhaufen« zu erleben, von dem er in seiner Rede vor den Vereinten Nationen vor nicht einmal einem Monat gesprochen hatte. Auch an Nitzes Denkschrift interessierte ihn besonders, ob es wirklich möglich sein würde, einzelne Nuklearwaffen einzusetzen, ohne dadurch eine Eskalation zu einem umfassenden Krieg auszulösen.
    In diesem Punkt widersprach Nitze seinem Chef McNamara. Er war der Ansicht, dass ein anfänglich begrenzter Einsatz von Atomwaffen »die Versuchung für die Sowjets beträchtlich erhöhen würde«, einen strategischen Nuklearschlag durchzuführen. »Wenn wir uns auf den Einsatz von Nuklearwaffen zubewegen, wäre es für uns deshalb das Beste, sehr ernsthaft die Option eines eigenen strategischen Erstschlags in Erwägung zu ziehen.« Nur so könne man in einem Nuklearkonflikt siegreich bleiben, da die Vereinigten Staaten durchaus verlieren könnten, wenn sie den Sowjets die erste Angriffswelle überließen.
    Wie es für ihn typisch war, registrierte Kennedy schweigend die Einzelheiten
und den Ernst ihrer Diskussionen. Nur gelegentlich stellte er eine Frage, während die Männer um ihn herum die schaurigsten Szenarien entwickelten.
    Rusk hatte die Sorge, dass seine Militärstrategen die moralische Komponente vergessen hatten: »Die Seite, die als Erste Atomwaffen einsetzt, hat eine schwere Verantwortung zu tragen und muss sich auf ernsthafte Konsequenzen vonseiten der übrigen Welt gefasst machen.«
    Kennedy ergriff bei diesen Meinungsunterschieden nicht Partei. Am Ende einigten sich die Anwesenden darauf, einen Entwurf neuer Anweisungen des Präsidenten an General Norstad, den Oberkommandierenden des strategischen NATO-Kommandos Europa, zu übermitteln, um diesem »eine klare Orientierung« über die Absichten der USA bei allen denkbaren militärischen Szenarien zu geben.
    WASHINGTON, D.C.
FREITAG, 20. OKTOBER 1961
    In den folgenden zehn Tagen beschäftigte sich Kennedy fast nur noch mit Berlin und den damit verbundenen nuklearen Fragen, mit seinen Hoffnungen für neue Verhandlungen mit Moskau und den zunehmenden Schwierigkeiten mit seinen Verbündeten.
    Die Washington Post berichtete über Bemühungen, die Rassendiskriminierung in Restaurants in Maryland zu beenden. In einem Artikel auf der Titelseite der New York Times wurde gemeldet, dass das Oberste Bundesgericht sich mit Antidiskriminierungs-Sitzstreiks in den Südstaaten befasste. Mit aktiver Hilfe der Polizei wurden gemischtrassische Schulen durchgesetzt, während die Ku-Klux-Klan-Aktivisten in ihren weißen Kapuzengewändern dagegen protestierten. 31
    Der US-Präsident dachte jedoch hauptsächlich an den Krieg und wie er ihn führen würde. Seine Besorgnis sprang allmählich auf die amerikanische Öffentlichkeit über. Das Time- Magazin brachte auf seinem Umschlag ein Farbporträt von Virgil Couch, dem Leiter des Amts für Zivilverteidigung, mit der Schlagzeile: ATOMSCHUTZRÄUME – WIE BALD – WIE GROSS – WIE SICHER? 32 In dem Artikel teilte Couch den Amerikanern mit, dass künftig die Planung eines

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