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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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muß: erst kommen wir und dann kommt Franze. Kannst dir nicht wundern, lieber Gott, daß der mit son großen Vorspann kommt angeritten, den haben sie selber so gejagt, jetzt kommt er in ner großen Equipage, der ist soh kleen auf der Erde gewesen, nu muß er im Himmel mal zeigen, was er ist.)«
    Die singen und klönen noch an dem Tisch, Franze Biberkopf hat bisher gedöst, jetzt ist er munter und frisch. Er macht sich wieder zurecht, seinen Arm bindet er um, den haben wir im Krieg verloren, immer geht es in den Krieg. Der Krieg hört nicht uff, solange man lebt, die Hauptsache ist, daß man uff die Beene steht.
    Dann steht Franz an der Eisentreppe der Kaffeeklappe, auf der Straße. Und draußen fusselt es, es drippelt und gießt, es ist dunkel und solch Betrieb auf der Prenzlauer Straße. Und da ist ein Auflauf in der Alexanderstraße gegenüber, Schupo dabei. Und da wendet Franz und geht langsam darauf zu.

Am Alexanderplatz steht das Polizeipräsidium
    Es ist zwanzig nach neun Uhr. Im Lichthof des Präsidiums stehen ein paar Menschen und sprechen. Sie erzählen sich Witze und vertreten sich die Beine. Ein junger Kommissar kommt und grüßt. »Jetzt ist zehn nach neun, Herr Pilz, haben Sie wirklich moniert, wir brauchen den Wagen um neun Uhr.« »Es ist eben wieder ein Kollege oben und telephoniert die Alexanderkaserne an; wir haben gestern vormittag den Wagen angemeldet.« Ein neuer kommt: »Ja, sie sagen, der Wagen ist abgeschickt, fünf vor neun, hätte sich verfahren, sie schicken einen andern.« »So was, verfahren, und wir können warten.« »Na, ich frage, wo bleibt denn der Wagen, sagt der: wer redet da überhaupt, ich sage Sekretär Pilz, sagt er, hier ist Leutnant so und so. Sag ich: Also ich sollte anfragen, Herr Leutnant, im Auftrage von Herrn Kommissar, wir haben gestern angemeldet von der Abteilung Wagen für eine Aushebung um neun Uhr, die Anmeldung ist schriftlich erfolgt, ich sollte bitten um Feststellung ob die schriftliche Anmeldung vorliegt. Da müssen Sie hören, wie er gleich liebenswürdig wurde, der Herr Leutnant, also natürlich ist alles unterwegs, da ein Malheur gewesen und so weiter.«
    Die Wagen fahren ein. Auf einen Wagen steigen Herren und Damen ein, Kriminalbeamte, Kommissare und weibliche Beamte. Das ist der Wagen, auf dem nachher Franz Biberkopf zwischen 50 Männern und Frauen hier einfahren wird, die Engel werden ihn verlassen haben, sein Blick wird anders als der, mit dem er die Kaffeeklappe verließ, aber die Engel werden tanzen, ihr Herren und Damen, ob ihr gläubig oder ungläubig seid, es wird geschehen.
    Der Wagen mit den männlichen und weiblichen Zivilisten ist unterwegs, kein Kriegswagen, aber ein Gefährt des Kampfes und des Gerichts, ein Lastwagen, auf Bänken sitzen die Menschen, über den Alexanderplatz fährt er zwischen den harmlosen Geschäftswagen und Autodroschken, die Leute auf dem Kriegswagen sehen alle gemütlich aus, es ist unerklärter Krieg, sie fahren in Ausübung ihres Berufes, einige rauchen ruhig Pfeifen, einige Zigarren, die Damen fragen: Der eine Herr da vorn ist wohl von der Presse, da steht morgen alles in der Zeitung. So fahren sie zufrieden die Landsberger Straße rechts rauf, sie fahren hinten herum zu ihren Zielen, sonst wissen die Lokale schon vorher, was ihnen bevorsteht. Die Leute aber, die unten gehen, sehen den Wagen gut: Sie sehen nicht lange hin, das ist etwas Schlimmes, Erschreckendes, rasch ist es vorüber, sie wollen Verbrecher fangen, schrecklich, daß es so was gibt, wir wollen ins Kino.
    An der Rückerstraße steigen sie aus, der Wagen bleibt stehen, sie gehen zu Fuß die Straße rauf. Die kleine Straße ist leer, der Trupp wandert über das Trottoir, da ist die Rückerdiele.
    Die Haustür besetzt, Posten vor den Eingang, Posten gegenüber, alle andern ins Lokal. n Abend, der Kellner lächelt, kennen wir schon. Trinken die Herren was? Danke, keine Zeit; abkassieren, Aushebung, alle mit aufs Präsidium. Lachen, Protest, so was, haben Sie sich nicht so, Schimpfen, Lachen; immer gemütlich sein, ich hab ja Papiere, dann freuen Sie sich doch, ne halbe Stunde sind Sie wieder da, was nützt uns das, ich hab zu tun, reg dir nicht uff, Otto, freie Besichtigung vom Präsidium mit Nachtbeleuchtung. Immer rin in die gute Stube. Der Wagen proppenvoll, einer singt: Wer hat bloß den Käse zum Bahnhof gerollt, das ist ne Frechheit, wie kann man so was tun, denn er war noch nicht verzollt; die Polizei hat sich hineingelegt, jetzt ist sie böse sehr

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