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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Flasche mit den Papieren. Und so hat Eva dem Adam den Apfel gegeben, und wäre der Apfel nicht vom Baum gefallen, hätte Eva nicht rangelangt, und der Apfel wäre nicht an Adams Adresse gekommen. Später hat Gerner die Flasche unter seine Jacke gesteckt und damit ab über den Hof, zu Muttern auf die Bude.
    Was sagt nu Mutter? Die strahlt: »Wo haste det her, August?« »Gekooft, wie keiner drin war.« »Nee!« »Danziger Goldwasser, was sagste!«
    Die strahlt, die strahlt als wär sie aus Stralau. Sie zieht die Vorhänge zu: »Mensch, da stehen noch welche, haste von drüben, was?« »Hat an der Mauer gestanden, hätten die für sich mitgenommen.« »Mensch, das mußte abgeben.« »Seit wann muß man Goldwasser abgeben, wenn man ihn findet? Wann haben wir uns ne Flasche Kognak gegönnt, Mutter, bei die schlechten Zeiten. Das wäre gelacht, Mutter.«
    Meint sie schließlich auch, ist ja nicht so, die Frau, eine Flasche, ein Fläschchen, wat macht es bei so ne große Firma aus, und außerdem, Mutter, wenn mans richtig überlegt, gehört sie gar nicht mehr der Firma, die gehört den Räubern, und denen soll man sie noch nachschmeißen. Mach ich mir doch direkt strafbar. Und sie picheln und machen einen Schluck, noch ein Schlückchen, ja man muß die Augen aufmachen in der Welt, es braucht ja nicht alles von Gold sein, auch das Silber hat seinen Wert.
    Am Sonnabend kommen die Diebe und es entwickelt sich eine geliebte Sache. Die merken, daß da ein Fremder auf dem Hof schleicht, beziehungsweise der, der an der Mauer steht, merkt es, und schon die andren mit Blendlaternen wie die Heinzelmännchen aus dem Loch raus und mit Volldampf zur Hoftür. Da steht aber Gerner, und die nun im Trab und wie die Windhunde über die Mauer aufs Nachbargrundstück. Gerner läuft hinterher, die rennen ihm weg: »Macht doch keen Quatsch, tu euch ja nischt, Gott seid ihr Ochsen.« Er muß zusehen, wie sie über die Mauer klettern, das Herz will ihm brechen, wie schon zwei weggetürmt sind, Kerle, seid doch nicht verrückt. Bloß der letzte, der reitet grade noch oben auf der Hausmauer, der leuchtet ihm seine Blendlaterne ins Gesicht: »Was ist los mit dir?« Ist vielleicht ein Kollege, hat uns die Tour vermasselt. »Ich mache ja mit«, sagt Gerner. Was ist los mit dem. »Natürlich mach ich mit, warum türmt ihr denn.«
    Kraucht der wirklich von der Mauer nach einer Weile runter, allein, beguckt sich den Zimmermann, der läßt sich auch besoffen auf. Der Dicke hat aber Mut, weil der Zimmerer blau ist und auch nach Schnaps riecht. Gerner gibt ihm die Hand. »Deine Hand, Kollege, kommste mit?« »Ist woll ne Falle, was.« »Wieso?« »Du denkst wohl, ick geh uff den Leim?« Gerner ist beleidigt, betrübt, der andere nimmt ihn nicht für voll, wenn der bloß nicht wegläuft, das Goldwasser war doch zu schön, auch seine Frau würde ihm zusetzen, Gott, würde die ihm zusetzen, wenn er mit de lange Näse ankäme. Gerner bettelt: »Nee, wieso denn, kannst doch alleene ringehen, da wohne ich.« »Wer denn.« »Ich bin ja Hausverwalter, Mensch, kann ja auch mal was für mich abfallen.« Da denkt der Dieb nach; das leuchtet dem ein, wär ja eine glänzende Sache, wenn der mitschiebt; wenns bloß keene Falle ist; na wir haben Revolver.
    Und er läßt seine Leiter an der Mauer stehn, zieht mit Gerner über den Hof, die andern sind schon über alle Berge, denken gewiß, ich bin verschütt gegangen. Da klingelt Gerner parterre. »Mensch, wat klingelste, wer wohnt denn da?« Gerner stolz; »Als wie icke! Paß uff.« Und schon zieht er den Drükker, öffnet laut: »Nu, bin ichs oder bin ichs nicht?«
    Und knipst Licht, da steht schon seine Frau an der Küchentür, bibbert. Gerner stellt jovial vor: »Als wie meine Frau, und das ist ein Kollege von mir, Guste.« Sie bibbert, kommt nicht raus, plötzlich nickt sie feierlich, lächelt, das ist ja ein netter Mann, das ist ja ein ganz junger hübscher Mann. Sie kommt raus, da ist sie: »Aber Paul, kannst doch den Herrn nicht so aufm Korridor stehen lassen, treten Sie nur näher, Herr, legen Sie doch die Mütze ab.«
    Der andere will sich drücken, aber die beiden geben nicht nach, der staunt, ist das die Möglichkeit, sind doch so solide Leute, geht ihnen wohl schlecht, dem kleenen Mittelstand gehts schlecht, Inflation und so. Das Frauchen guckt ihn immer so verliebt an, er wärmt sich mit Punsch auf, dann schwimmt er ab, ganz klar ist ihm die Sache bis zuletzt nicht.
    Immerhin kommt dieser junge Mann, offenbar

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