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Berlin - ein Heimatbuch

Berlin - ein Heimatbuch

Titel: Berlin - ein Heimatbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murat Topal
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besonderer Anlass?« Sie schaut mich schon wieder mit ihrem Lügendetektorblick an.
    »Nö. Ins Museum für Verkehr und Technik. Was für Jungs halt.«
    Karl taucht langsam aus seiner Depression auf. »Aber Murat, wolltest du nicht ...?«
    »Nein, heute ist kein Flohmarkt«, haue ich gerade noch rechtzeitig dazwischen und funkele ihn warnend an. »Der ist erst wieder nächsten Sonntag.« Karls Fragezeichen-Mimik verrät: Sein Hirn versucht gerade, diese kryptische Information in Klartext zu übersetzen.
    »Apropos Flohmarkt«, schaltet sich die bestorganisierte Gattin von allen ein. »Du wolltest noch den Keller durchforsten und abchecken, was von deinen Klamotten und sonstigen Sachen weg kann.«
    Au weia. Die Aufräum-Arie. Das große Feng-Shui-Ehrenwort: dass ich alles Überflüssige, was den Umzug ins traute Eigenheim überlebt hat, zu Markte tragen werde. Oder für immer in die Tonne trete.
    »Stimmt. Sorry, das hatte ich nicht mehr auf dem Schirm.«
    »Wie gut, dass wir darüber geredet haben«, sagt meine nie etwas vergessende Gattin trocken und beginnt, den Tisch abzuräumen.

    Vom U-Bahnhof Wittenbergplatz fällt man fast ins KaDeWe. Einen kürzeren Weg von der U-Bahn zum Konsumtempel hat man nur am Hermannplatz, weil Karstadt seine Ein- und Ausgänge dort direkt in den Bahnhof gesetzt hat. Wir betreten die weltbekannte Konsumkathedrale durch den Haupteingang.
    Der Info-Page im schicken Livree kümmert sich gerade mit professioneller Geste um zwei ältere, mit reichlich Schmuck behangene Damen. Was mich daran erinnert, dass das KaDeWe nicht zuletzt das Einkaufsparadies der Wilmersdorfer Witwen (siehe Wilmersdorfer Witwen ) ist. Gleich hinter dem Infotresen breitet sich der Jahrmarkt der Eitelkeiten in voller Pracht aus. Taschen, Schuhe, Parfums, Schmuck, Uhren. Die ganze Palette von Gucci über Fendi, Prada, Chanel ...
    Karl bleibt ob dieses Überangebotes an Luxus- und Designerkrempels einen Moment schockgefroren stehen.
    »Tja, was soll man sagen ...«, fängt er sich nur langsam wieder.
    Was hat der Böblinger denn erwartet: Rudis Resterampe, das Ein-Euro-Paradies?
    »Ja, Karl, hier kannst du mal so richtig nach Herzenslust beidhändig einkaufen«, sage ich im gönnerhaften Angebertonfall des Luxusgewöhnten. Dabei gehe ich höchstens einmal im Jahr ins KaDeWe. Und eigentlich auch immer nur mit Gästen.
    »Äh, was mich interessieren tät, Murat: Haben die hier auch Sonderangebote, also quasi so ’ne Schnäppchenecke?«
    »Klar haben die so was. Am besten, du gehst gleich mal zu dem lustigen Vogel in der Uniform da vorne und fragst ihn, wo hier die Wühltische stehen.«
    Karl guckt etwas verstört.
    »War ’n Witz, Mann. Ich schlage vor, wir gehen erst einmal in die Feinschmecker-Etage, nehmen eine kleine, exquisite Stärkung zu uns und stürzen uns afterwards in den Luxusrausch.«
    Karl sagt zwar nichts, marschiert aber tapfer hinter mir her zu einem der marmorumrandeten Fahrstühle. Ich schätze, er zählt im Stillen gerade seine verbliebene Barschaft durch.

    Nach Shrimps, Austern und Espresso in Premiumqualität schaue ich auf die Uhr:
    »Wie wär’s, Sportsfreund: Sollen wir uns in zwei Stunden am Ausgang treffen?«
    Karl sieht mich ängstlich an. Zwei Stunden, das kann teuer werden.
    Es gilt, 60.000 Quadratmeter Konsumacker nach Bezahlbarem zu durchpflügen. Kein leichter Job. Karls Miene wird noch einen Tick sorgenvoller.
    »Na gut, Schwoab. Eine Stunde?«
    Er nickt erleichtert, stellt die Espressotasse auf den Bistrotisch und rutscht vom Barhocker.
    Ich lasse ihn ziehen und gehe kurz in mich, auf der Suche nach einer passenden Geschenkidee. Zu praktisch darf das Präsent nicht sein. Küchenartikel zum Beispiel riechen nach Eigennutz und Chauvinismus. Noch schlimmer sind nur Bügelbrett oder Handfeger.
    Aber die patenteste Ehefrau von allen mag auch keine nutzlosen Staubfänger.
    Als Kompromiss denke ich über einen Designer-Kaffee-Automaten nach. Denn einer guten Tasse Kaffee ist meine Frau zu keiner Tages- und Nachtzeit abgeneigt. Sie gehört zu dieser mir völlig rätselhaften Sorte Mensch, die um ein Uhr nachts einen starken Mokka trinkt und keine zehn Minuten später trotzdem entspannt in den Tiefschlaf fällt.
    Tollkühn stapfe ich mit dieser Vorgabe als Erkundungsreisender in die bunte Welt der Waren hinein.
    Eine Stunde später stehe ich vollkommen fertig und tütenbehangen am Ausgang. Leider weiß ich nicht mehr, was ich alles gekauft habe.
    Wie viel ich dafür ausgegeben habe, will ich

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