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Berlin - ein Heimatbuch

Berlin - ein Heimatbuch

Titel: Berlin - ein Heimatbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murat Topal
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ambitionierten und hoch talentierten Musikern und Bands. Das sind Leute, die kommen aus aller Herren Ländern. Es gibt keine offiziellen Zahlen, aber man geht locker von einigen Tausend Bands aus, die hier an ihrer Karriere basteln.« Der Informationssüchtige ist beeindruckt.
    »Übrigens, da wir gleich ans Gleisdreieck kommen. Hier ganz in der Nähe, auf der anderen Seite des Landwehrkanals, findest du in der Köthener Straße das berühmte Hansa-Studio.«
    »Hansa-Studio? Sagt mir nix.« Mannomann. Da liest dieser Mensch Millionen von Berlinführern und hat trotzdem keine Ahnung von dieser Stadt.
    »Gibt’s ja nicht«, schimpfe ich ihn aus. »Es gibt auch eine Musikszene jenseits von Oper, Operette und Schlager. Im Hansa-Studio haben Rock-Heroen wie U2, Depeche Mode, Nick Cave, Iggy Pop und David Bowie legendäre Alben produziert. Apropos Bowie: Der hat ja von 1976 bis 78 geschlagene drei Jahre in Berlin gelebt. Und sogar einen Titel namens »Neuköln« veröffentlicht. Wobei ihm irgendwie ein »l« abhandengekommen ist, denn Neukölln schreibt sich seit eh und je mit Doppel-L. Wenn du brav bist, dann zeig ich dir die Tage mal das Haus in der Potsdamer Straße 155, in dem er mit Iggy Pop zusammen eine Wohnung hatte.«
    Durch meine engagierten Ausführungen verpassen wir es, an der Möckernbrücke in die U7 umzusteigen. Dumm gelaufen.
    »Dann fahren wir halt weiter zum Kotti«, schlage ich vor.
    »Zum was? Kotti? Das klingt ja putzig.«
    Kotti und putzig? Die Kombination kann echt nur einem Schwaben einfallen. Also stelle ich ihn auf die Probe und frage: »Hast du mal ›Wir Kinder vom Bahnhof Zoo‹ gelesen?« Und bin sicher, dass dieser bücherfressende Gutmensch Ja sagt.
    Tatsächlich nickt er. Und hat trotzdem keine Ahnung.
    »Der Kotti, Karl-Holger, ist jetzt das, was vor der Wende der Bahnhof Zoo war.«
    »Aber das Kottbusser Tor ist doch nur eine U-Bahn-Station. Oder halten da jetzt auch Fernzüge?«
    Wusste ich’s doch. Der Kerl versteht echt nur Bahnhof.

    Marlene Dietrich
    Marie Magdalene Dietrich (geboren 1901 in Berlin-Schöneberg, gestorben 1992 in Paris) hatte ihren Durchbruch als international anerkannter Filmstar 1929 in der Rolle der Nachtclubsängerin Lola Lola in »Der blaue Engel«, der Verfilmung von Heinrich Manns Roman »Professor Unrat«. Darin sang sie unter anderem den Welthit »Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt« von Friedrich Hollaender. 1936 lehnte »die Dietrich« ein Angebot von Josef Goebbels ab, als Ufa-Star zu reüssieren, und drehte lieber in den USA Filme mit Alfred Hitchcock, Ernst Lubitsch, Orson Welles und Billy Wilder. 1939 sagte sie sich von Nazi-Deutschland komplett los, nahm die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an und unterstützte Emigranten, die vor dem Nationalsozialismus aus Deutschland flohen. Darüber hinaus entschloss sie sich, die Moral der gegen Deutschland kämpfenden GIs als Frontsängerin zu heben. Dabei entkam sie während der Ardennenoffensive nur knapp einer Gefangennahme. 1947 erhielt Marlene Dietrich für ihren Einsatz die Medal of Freedom, den höchsten Orden der USA für Zivilisten. 1950 folgte die Verleihung des Titels »Ritter der Ehrenlegion« durch die französische Regierung. Die französischen Präsidenten Pompidou und Mitterrand beförderten sie für ihre Verdienste später zum »Officier« und schließlich zum »Commandeur«. Mit Beginn des Kalten Krieges wurde ihr Engagement zunehmend pazifistisch, am deutlichsten machte sie dies mit dem von Pete Seeger geschriebenen Antikriegslied »Sag mir, wo die Blumen sind«. Bis ins hohe Alter tourte Marlene Dietrich fast ununterbrochen durch die ganze Welt, wobei sie Deutschland für den Rest ihres Lebens bewusst aussparte. Ein Oberschenkelhalsbruch und zunehmende Alkoholprobleme beendeten 1975 ihre Bühnenkarriere. Drei Jahre später trat sie für den heute zu Recht vergessenen Film »Schöner Gigolo, armer Gigolo« (unter anderem mit David Bowie) zum letzten Mal vor die Filmkamera. Nach den Dreharbeiten zog sie sich vollständig aus der Öffentlichkeit zurück und lebte abgeschieden in ihrem Pariser Appartement in der Avenue Montaigne 12. Das Telefon war ab dann die einzige Verbindung von Marlene Dietrich zur Außenwelt. Einen sehr intensiven und nahegehenden Eindruck von diesem Einsiedlerleben der Dietrich vermittelt der 1984 entstandene und mit vielen Preisen versehene Dokumentarfilm »Marlene« von Maximilian Schell. 1992 starb Marlene Dietrich, völlig verarmt und von der recht

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